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Die AfD gewinnt weiter Prozente - obwohl die überwältigende Mehrheit dagegen ist

Wahlumfragen

Das AfD-Paradox: Punktgewinn trotz Gegenwind

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    Im Gegensatz zur AfD-Führung wollen die meisten Deutschen offenbar kein „anderes Land“, sondern nur eine andere Politik.
    Im Gegensatz zur AfD-Führung wollen die meisten Deutschen offenbar kein „anderes Land“, sondern nur eine andere Politik. Foto: Swen Pförtner, dpa (Archivbild)

    Die Umfragewerte lassen die Herzen der AfD-Mitglieder weiterhin höher schlagen, die früher gefürchteten Personalquerelen gehören weitgehend der Vergangenheit an, der Griff nach der Macht zumindest auf Landesebene ist zum Greifen nah. Und doch kollidiert die Bereitschaft vieler Wählerinnen und Wähler, ihre Stimme der AfD zu geben, mit den politischen Vorstellungen der Rechtsaußen-Partei: Denn im Gegensatz zur AfD-Führung wollen die meisten Deutschen offenbar kein „anderes Land“, sondern nur eine andere Politik. Für eine „politische Revolution“, wie sie aus den Reden und Programmen der AfD sichtbar wird, gibt es keine Mehrheit. 

    Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Forsa zeigt: Jeweils eine überwältigende Mehrheit von über 80 Prozent der Bundesbürger lehnt einen Austritt Deutschlands aus der Nato (88 Prozent), einen Austritt aus der Europäischen Union (87 Prozent) und einen Ausstieg Deutschlands aus der Eurozone beziehungsweise die Wiedereinführung der D-Mark (82 Prozent) ab. „Und die Forderung der AfD, Deutschland solle aus allen internationalen Klimaschutzabkommen aussteigen und alle beschlossenen Klimaschutzgesetze wieder abschaffen, wird ebenfalls von 83 Prozent der Bundesbürger abgelehnt“, so das Ergebnis der Umfrage.

    Leidet der Zuspruch zur EU unter der starken AfD?

    Auch die Forderung nach einer generellen Abschottung Deutschlands durch die Wiedereinführung ständiger Personenkontrollen an der Grenze zu allen Nachbarländern stößt bei einer großen Mehrheit von 61 Prozent der Bundesbürger ebenso auf Ablehnung wie die Forderung der AfD, die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF in ihrer jetzigen Form abzuschaffen (60 Prozent).

    Die Mehrheit der Deutschen, so das Ergebnis der Forsa-Befragung, stehe zur Westbindung und zur europäischen Integration – beides sind Grundpfeiler der deutschen Außenpolitik. Anders als es das öffentlich vermittelte Bild glauben lässt, ist die Zustimmung zur EU in den vergangenen Jahren sogar noch gewachsen. „Waren bereits 2016 – unmittelbar nach dem Referendum über den „Brexit“ – 82 Prozent der Bundesbürger für und nur 14 Prozent gegen einen Verbleib Deutschlands in der EU, sind mittlerweile 87 Prozent für einen Verbleib und nur noch zehn Prozent für einen Austritt“, schreibt Forsa in einer Analyse.

    CDU verliert in der Forsa-Umfrage weiter an Boden

    Besonders deutlich zeige sich die Kluft zwischen AfD-Anhängern und Anhängern anderer Parteien: „Einen Austritt aus der Nato beziehungsweise EU befürworten 29 beziehungsweise 36 Prozent der AfD-Anhänger, aber nur zwei beziehungsweise drei Prozent der Anhänger der demokratischen Parteien.“ 

    Und doch haben die etablierten Parteien keinen Grund, sich zurückzulehnen. So sehr die Wählerinnen und Wähler mit den großen Linien der Politik zufrieden sein mögen, so sehr hadern sie mit dem politischen Alltag. 32 Prozent der von Forsa Befragten gaben an, dass sie die politischen Akteure und die Parteien für eines der größten Probleme halten. „Dies dürfte auch damit zusammenhängen, dass eine große Mehrheit der Bundesbürger nicht den Eindruck hat, dass die meisten Bundespolitiker wissen, welche Probleme die Bürgerinnen und Bürger in ihrem Alltag bewegen“, so Forsa.

    Die Union verliert in Umfragewerten um zwei Prozentpunkte. Möglicher Mitgrund: die Debatte rund um CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz.
    Die Union verliert in Umfragewerten um zwei Prozentpunkte. Möglicher Mitgrund: die Debatte rund um CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Ganz konkret ablesen lässt sich das auch aus folgenden Zahlen: Die AfD legt wieder zu und erreicht 21 Prozent in der Umfrage, die Union verliert (nach der Merz-Debatte) zwei Punkte und fällt auf 25 Prozent. Die SPD verliert einen Punkt und landet bei 17 Prozent, die Grünen verbessern sich leicht auf 15 Prozent. Am höchsten ist allerdings der Anteil der Nichtwähler: Er liegt aktuell bei 28 Prozent. 

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