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ARD-Dokumentation: Doku über die AfD zeigt das Innere einer destruktiven Chaostruppe

ARD-Dokumentation

Doku über die AfD zeigt das Innere einer destruktiven Chaostruppe

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    Haben intern wenig zu lachen: Die beiden AfD-Fraktionschefs Tino Chrupalla und Alice Weidel.
    Haben intern wenig zu lachen: Die beiden AfD-Fraktionschefs Tino Chrupalla und Alice Weidel. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Die AfD sei ein "gäriger Haufen". So hat es die graue Eminenz der Partei, Alexander Gauland einst beschrieben. Gaulands Einschätzung ist richtig und doch sind seine Worte zu milde für den inneren Zustand der Partei. Wie eine neue Dokumentation, die am Montagabend in der ARD ausgestrahlt wird, zeigt, tun sich in der Partei Abgründe auf.

    Die AfD ist geprägt von einer giftigen Mischung aus Boshaftigkeit, dem Willen zur Sabotage des Bundestages, Umsturzphantasien, Selbsthass und Selbstüberschätzung wechseln sich ab.

    AfD-Mitglieder zogen in der "Quasselgruppe" über Angela Merkel her

    Die Macher der Doku haben Einblick in die vertrauliche Chatgruppe der Bundestagsfraktion bekommen, die "Quasselgruppe" genannt wurde. Sie umfasst 40.000 Einträge aus der Zeit zwischen 2017 und 2021, also der zurückliegenden Legislaturperiode. Es ist ungeschützte Kommunikation aus dem Inneren der jungen Partei.

    Die Volksvertreter der AfD lassen dort ihrer Abscheu gegen die damals regierende Kanzlerin Angela Merkel freien Lauf: „Die Ratte Merkel an der Spitze! Diese Volksverräterin gehört lebenslang in den Knast!“, schreibt ein Mitglied der Fraktion. Ein anderes hofft darauf, dass der revolutionäre Funke überspringt und "das Alte Regime wirtschaftlich ans Ende kommt." Das alte Regime ist die Demokratie der Bundesrepublik. Die Doku ordnet einen kleinen Teil der Einträge konkreten Abgeordneten zu, belässt den Großteil aber anonym.

    Während ihrer ersten Wahlperiode im Parlament ringen die Neulinge aus dem rechten Teil des Parteienspektrums mit dem Kurs ihrer Partei. Dabei geht es nicht darum, ob die AfD konstruktiv oder konfrontativ Opposition machen will, sondern ob sie überhaupt das parlamentarische System anerkennt. Ein Abgeordneter stellt die Frage, wer man sein wolle - „national-sozialistisch oder freiheitlich-konservativ.“

    Plötzlich harte Arbeit im Bundestag

    Mit Stärke in den Bundestag eingezogen ist die AfD wegen der großen Unzufriedenheit eines Teils der Wähler mit Merkels Flüchtlingspolitik. Nach der anfänglichen Euphorie macht sich bald Ernüchterung darüber breit, dass die Arbeit im Bundestag kräftezehrender ist als erwartet. „Auch wenn einige es nicht wahrhaben wollen, im Bundestag muss man wirklich arbeiten, wenn man etwas verändern will", heißt es da.

    Die Mühen der Ebene, der Machtkampf zwischen gemäßigtem und radikalem Flügel der Partei sorgen für Frust und Kritik an die Chefs. „Anscheinend macht jeder, was er mag. Wir haben keine Strategie", beklagt ein Abgeordneter.

    Wollten die AfD zur rechten Bewegung machen, die das System ins Wanken bringt: Andreas Kalbitz (links) und Björn Höcke (rechts).
    Wollten die AfD zur rechten Bewegung machen, die das System ins Wanken bringt: Andreas Kalbitz (links) und Björn Höcke (rechts). Foto: Martin Schutt, dpa (Archivbild)

    Eine der Chefs, die Fraktionsvorsitzende Alice Weidel, stellt sich vor der Kamera den Fragen zum inneren Zustand ihrer Partei. Als ihr einige Passagen vorgelesen werden, reagiert Weidel verblüfft ob der Härte der Auseinandersetzung und der Grenzüberschreitungen. „Wenn Sie in der AfD in der ersten Reihe sind, dann ist das völlig normal", sagt sie mit dem Anflug eines Lächelns und meint die ständigen Attacken gegen sich. "Und ich glaube auch tatsächlich, dass das schon streckenweise auch gesteuert ist."

    Die AfD-Abgeordnete Joana Cotar beklagt die Obsession mit den Nazis, mit denen die Partei angeblich nichts zu tun hat. "Fällt es so schwer, mal nicht über das Dritte Reich zu reden?", fragte sie in der Quasselgruppe. In die Kamera spricht sie dann, dass es eines der großen Probleme der Partei sei, dass Interna nach draußen gelangten.

    Für die Wähler hingegen hat es immerhin ein Gutes, denn sie wissen, was die AfD ist. Der aus dem Bundestag ausgeschiedene AfD-Mann Hansjörg Müller fasst es so zusammen: "Ich habe noch nie so eine hinterfotzige, illoyale Ansammlung an menschlichen Wesen gesehen, wie im zweiten Teil der Legislatur".

    "AfD-Leaks: Die geheimen Chats der Bundestagsfraktion“ läuft am Montag um 22.50 Uhr im Ersten.

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