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AfD-Chefs: Was in den Sommerinterviews mit Weidel und Chrupalla wichtig war

Sommerinterviews

Alice Weidel drückt Donald Trump die Daumen

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    Alice Weidel (r), Bundesvorsitzende der AfD, spricht beim ZDF-Sommerinterview in «Berlin direkt» in einem Wald am sogenannten "Geographischen Mittelpunkt Sachsens" mit Moderatorin Shakuntala Banerjee.
    Alice Weidel (r), Bundesvorsitzende der AfD, spricht beim ZDF-Sommerinterview in «Berlin direkt» in einem Wald am sogenannten "Geographischen Mittelpunkt Sachsens" mit Moderatorin Shakuntala Banerjee. Foto: Thomas Victor, ZDF/dpa

    In einem Wald mitten in Sachsen beantwortet Alice Weidel die erste Frage gleich mal nicht. Es geht darum, ob die AfD-Chefin im kommenden Jahr Olaf Scholz herausfordern will. Tags zuvor sei sie schließlich bei einer Wahlkampfveranstaltung als „Kanzlerkandidatin der Herzen“ begrüßt worden, ködert ZDF-Moderatorin Shakuntala Banerjee. Doch Weidel beißt nicht an. Zugleich lässt sie keinen Zweifel daran, dass die AfD sich nicht mehr damit begnügen will, Regierende zu „jagen“, wie es der Altvordere Alexander Gauland einst als Parole ausgegeben hatte. Die Rechten wollen an die Macht, und das nicht nur in Sachsen oder Thüringen.

    Dass sich Politikerin und Journalistin scheinbar beiläufig auf einem Waldweg begegnen, gehört zu den Eigenheiten eines Fernsehformats, das den Anschein erwecken soll, es werde abseits des hektischen Tagesgeschäfts mal in Ruhe über die großen Linien gesprochen. In Wahrheit geht es in den Sommerinterviews von ARD und ZDF dann aber doch um dasselbe wie immer. Im Fall von Alice Weidel bedeutet das: eine Mischung aus Abrechnung, Schuldzuweisungen und Provokation.

    Weidel für Wehrpflicht, Chrupalla dagegen

    „Lauter woke Leute in der EU“, „sperrangelweit offene Grenzen“, „kriminelle Einwanderer“ – soweit wenig Neues im Wald. Bemerkenswert immerhin, wie offen Weidel sich zu Donald Trump bekennt, dem sie „definitiv“ bei der US-Präsidentschaftswahl die Daumen drücken werde, weil dieser schließlich versprochen habe, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Dass Trump den Nato-Partnern unverhohlen damit droht, sie im Kriegsfall im Stich zu lassen, sollten sie nicht genug in ihre eigene Verteidigung investieren, stört die AfD-Vorsitzende nicht. Dabei hatte ihr Co-Chef Tino Chrupalla das Sondervermögen für die Bundeswehr erst kürzlich scharf kritisiert.

    Hier scheint ein Riss durch die Parteispitze zu gehen, denn während sich Weidel auch für die Wiedereinführung der Wehrpflicht ausspricht, warnt Chrupalla fast zeitgleich im ARD-Sommerinterview davor, die Bevölkerung damit zu verunsichern. Im Gespräch mit Moderator Markus Preiß in Berlin bekommt auch er seinen soften Einstieg. Auf die Frage, welcher Kanzler ihn am meisten fasziniert habe, nennt er Helmut Kohl, stellt allerdings schon im nächsten Satz ein zentrales Vermächtnis des Einheitskanzlers infrage: den Euro. Chrupalla will die Währung in einen starken Norden und einen schwächeren Süden aufspalten. Ganz sattelfest scheint er in der Materie allerdings nicht zu sein. Ebenso wie beim Thema „Grenzkontrollen“, die er im Fall einer AfD-Regierungsübernahme für Thüringen ankündigt. Kleiner Haken: Das Bundesland hat gar keine Außengrenze.

    Abgesehen davon, auch bei Chrupalla viel Bekanntes: Sicherheitsinteressen Russlands berücksichtigen, Ukraine nicht in Nato und Europäische Union aufnehmen, Bürgergeld abschaffen, mehr abschieben, Comeback von Kernkraft sowie von Gasimporten aus Russland. Im direkten Vergleich mit seiner Co-Chefin wirkt er nicht ganz so gut im Stoff, kommt immer wieder mal ins Schleudern – selbst bei vermeintlich banalen Fragen, wie jener nach einem Buch, das seiner Meinung nach jeder gelesen haben sollte. Irgendwie scheint ihm dazu wenig einzufallen. „Ich lese zum Beispiel viel Fachliteratur, was mein ehemaliges Gewerk angeht“, sagt er schließlich und meint damit Architektur. Chrupalla ist Malermeister.

    Chrupalla: „Weidel wäre gute Kanzlerkandidatin“

    Alice Weidel dürfte es aus der Ferne mit kühlem Lächeln verfolgt haben. Auf eine offene Machtprobe mit der 45-Jährigen will es Chrupalla offenbar nicht ankommen lassen und stellt sicherheitshalber klar: „Ich finde, Alice Weidel wäre eine sehr gute Kanzlerkandidatin, was ich auch unterstützen würde.“

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    4 Kommentare
    Rainer Kraus

    Sorry, aber die Moderatorin Shakuntala Banerjee scheint ungeeignet für den Job als Interview-Beauftragte zu sein. Sie liest Fragen von der Liste, lässt nicht ausreden, würgt Gedankengänge und Erklärungen ab, scheint die Hauptperson spielen zu wollen, benötigt Protokoll um Faden nicht zu verlieren, etc. Wir Steuerzahler und Rundfunkgebührenzahler bekommen eine schlechte Qualität geliefert und sollten abstimmen dürfen, welcher Moderator*in wann und wie lange pausieren muss.

    Walter Koenig

    Das Interview hat es deutlich aufgezeigt, dass die AfD mitnichten ein brauchbares Rezept hat für die Probleme des Landes. Frau Banerjee hat deutlich aufgezeigt, dass die vorgeblichen Lösungen der AfD längst schon in anderen Ländern probiert wurden - ohne dass sie tatsächlich Erfolg gehabt hätten. Auch auf die Frage, wie die AfD denn angesicht der Rechtslage mehr Abschiebungen schaffen wolle, kam die sinnbefreite Ansage, dass man dann eben die Gesetze ändern müsse. Und alle Personen dann eben nach Ruanda schicken, auch so eine "tolle" Lösung! Glaubt die AfD etwa, Ruanda würde sich nicht jede Person teuer von Deutschland bezahlen lassen? Die Kulisse des Interviews passte bestens zu den Ansichten der AfD und deren Fans: einfach Hinterwäldlerisch

    Rainer Kraus

    @Walter Koenig Gratulation toll, analysiert: 30 Jahre mangelhafte Politik und Frau Weidel war nicht in der Lage die Fehler in 45 Minuten rückgängig zu machen.

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    Walter Koenig

    Bitte verschonen Sie mich mit Ihren sinnbefreiten Kommentaren. Das Interview dauerte nicht mal 20 Minuten, Sie haben es offensichtlich gar nicht angesehen. Kritisieren von Politik ist auch keine Kunst, da gibt es 80 Millionen bessere Politiker in Deutschland. Aber von einer Vorsitzenden einer Partei darf erwartet werden, dass sie konkrete Vorschläge für ein politisches Problem macht, die auch im Einklang mit unserem Rechtssystem stehen. Aber da war - wie immer - Fehlanzeige, nur das übliche Geschwurbel. Kein Wunder, dass sie Trump als Vorbild sieht, der ist der selbe Populist wie sie. Der Artikel von Michael Stifter zeigt auch auf, dass sich nicht einmal die AfD-Spitze einig ist. Und wenn ein Chrupalla für Thüringen Grenzkontrollen ankündigt, obwohl Thüringen gar keine Außengrenzen hat, dann zeigt das nur, dass man in der AfD schlicht keine Ahnung von Realitäten hat.

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