Noch gibt die Abgasnorm Euro 6 vor, wie hoch die Schadstoffgrenzen von Autos mit Verbrennungsmotoren in der EU sein dürfen. In Brüssel wird bereits eine Norm für Grenzwerte diskutiert: die Abgasnorm Euro 7. Die europäische Kommission hat im November 2022 einen Vorschlag gemacht, wie diese neue Verordnung aussehen soll. Die Kritik daran aus Politik und Automobilindustrie ist groß. Wie genau soll die neue Abgasnorm aussehen?
Einführung: Ab wann soll Euro 7 gelten?
Die neue Abgasnorm Euro 7 soll ab dem 1. Juli 2025 gelten. Betroffen davon sind alle Pkw und kleinere Lieferwagen, die neu zugelassen werden. Ab dem 1. Juli 2027 soll die Euro 7 dann auch für neu zugelassene Lkw und Busse gelten. Dieser Vorschlag muss jedoch noch mit dem EU-Parlament und den EU-Mitgliedstaaten abgestimmt werden – er ist also noch nicht beschlossen.
Ziel der neuen Norm ist vor allem eine bessere Luftqualität in den Städten. Euro 7 soll die Stickoxidemissionen von Autos bis zum Jahr 2035 um rund 35 Prozent senken, die von Lkw und Bussen sogar um mehr als 50 Prozent.
Wie sollen die Grenzwerte der Abgasnorm Euro 7 aussehen?
Der Vorschlag der EU-Kommission lautet: Nur noch Autos mit Dieselmotoren, die unter 60 Milligramm Stickoxid pro Kilometer ausstoßen, dürfen ab Sommer 2025 neu zugelassen werden. Bei der Abgasnorm Euro 6 liegt der Wert bisher bei 80 Milligramm Stickoxid pro Kilometer.
Für Benzinmotoren liegt der Grenzwert bereits jetzt bei 60 Milligramm Stickoxid – dieser Wert soll laut Vorschlag der Europäischen Kommission auch bei Euro 7 beibehalten werden.
Was ist neu an der Abgasnorm Euro 7 im Vergleich zu Euro 5 und 6?
Neu bei der geplanten Euro-7-Norm ist, dass Regeln und Grenzwerte für alle Fahrzeuge vereint werden. Die Abgasnorm Euro 7 unterscheidet nicht, wie das Fahrzeug angetrieben wird – alle Werte gelten einheitlich sowohl für Diesel- als auch Benzinmotoren, für E-Autos oder alternative Kraftstoffe.
Euro 7 soll zudem Grenzwerte für Bremsen und Reifen beinhalten: Nach Vorschlag der EU-Kommission sollen auf diese Weise Partikel- und Mikroplastik-Emission reguliert werden. In diesem Punkt wären also auch E-Autos betroffen.
Auch weitere Schadstoffe sollen unter Euro 7 gemessen werden, zum Beispiel auch Ammoniak, der bei der Entstehung von Smog eine Rolle spielt. Neu und von Bedeutung ist auch: Die Grenzwerte sollen unter allen Bedingungen eingehalten werden. Bei hohen Temperaturen oder Kurzfahrten gibt es keine Ausnahmen, wenn Werte von der Vorgabe abweichen.
Mit welchen Kosten geht Euro 7 einher?
Die Mehrkosten durch Euro 7 sollen sich laut ADAC auf etwa 90 Euro bis 150 Euro pro Auto belaufen. Für Lkw und Busse wird die Kostensteigerung auf etwa 2700 Euro geschätzt.
Wie lautet die Kritik an der geplanten Abgasnorm?
Am Donnerstag endet die Frist für Stellungnahme zum Vorschlag der EU-Kommission. Die Kritik dreht sich vor allem um die Schärfe und die Mehrkosten der Regulierung. Diese habe laut verschiedenen Vertretern aus Politik und Autoindustrie zur Folge, dass Autos teurer würden, Arbeitsplätze gestrichen, der Ausbau der Mobilität verhindert würde.
Luca de Meo, Chef von Renault und Präsident des europäischen Herstellerverbands Acea, erklärte in einem offenen Brief: "Der Euro-7-Vorschlag würde die Fahrzeughersteller zwingen, Milliarden von Euro in Motoren und Abgasbehandlung zu investieren, mit minimalen Vorteilen für die Umwelt."
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte gegenüber der dpa: "Wenn die Automobilindustrie davor warnt, dass die Regulierung Fahrzeuge unnötig verteuert und die Beschleunigung der E-Mobilität behindert, ist das sehr ernst zu nehmen."
In einem offenem Brief forderten auch die Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), Stephan Weil (SPD), Winfried Kretschmann (Grüne) der Bundesländer Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg Bundeskanzler Olaf Scholz auf, den Vorschlag der EU-Kommission in seiner aktuellen Form abzulehnen. Darin hieß es, dass die Abgasnorm und die Testbedingungen technisch und wirtschaftlich nicht erreichbar seien.
Die Deutsche Umwelthilfe kritisierte in einer Pressemitteilung den offenen Brief. Es handele sich um einen "Blockadeversuch". Die Ministerpräsidenten müssten sich aus dem "Würgegriff der Autolobby befreien". Nach Einschätzung des Emissions-Kontroll-Instituts der Deutschen Umwelthilfe seien die geplanten Abgasstandards nach Euro 7 bei Dieselautos schon heute umsetzbar.