Die "Stuttgarter Zeitung" meint zum nordkoreanischen Raketentest: "China hat ziemlich deutlich gemacht, was es von den nordkoreanischen Raketentests hält: überhaupt nichts. Ziemlich deutlich hatte Peking auch die Absichten des Iran kritisiert, die Straße von Hormus für den Schiffsverkehr zu schließen. Das sind bedeutende Äußerungen aus einem Land, das bisher ein wichtiges Bindeglied zwischen Nordkorea und dem Iran gewesen ist. Die Pekinger Äußerungen bedeuten natürlich nicht, dass China nun mit fliegenden Fahnen in die Reihen des Westens stürmt, um künftig Seit an Seit mit ihm gegen das Böse in der Welt zu kämpfen. Doch sie bieten eine Chance."
Gescheiterter Raketentest: Blamage für Nordkorea
Zum gescheiterten Raketen-Test in Nordkorea schreibt die "Neue Osnabrücker Zeitung": "Nach der Provokation ist vor der Provokation: Nordkoreas Raketentest ist im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen. Um die Blamage wieder wettzumachen, wird Pjöngjang alles daransetzen, dass der nächste Abschuss zum Ziel führt. Im Blick hat das Regime dabei weiter das klare Ziel: Nordkorea soll eine starke Atommacht werden. Die jüngsten (...) Annäherungsversuche der Amerikaner sind somit gescheitert. Die USA haben jetzt angekündigt, ihre Nahrungsmittelhilfen zu stoppen. Doch die technischen Möglichkeiten Nordkoreas sollten nicht unterschätzt werden. Pjöngjang dürfte alles daransetzen, möglichst bald die nächste Rakete zu starten. Dafür lässt es seine Bürger sogar hungern. Je schwächer das Land wird, desto mehr wird es Stärke demonstrieren wollen."
"Reutlinger General-Anzeiger" schreibt zu Nordkorea und dessen Führung: "Nordkorea drohen neue Sanktionen. Die Führung wird das nicht beeindrucken. Sie lässt ihr Volk schon lange erbarmungslos hungern. Der Misserfolg von gestern wird allerdings die Zweifel an Kim in seinem unmittelbaren Umfeld schüren. Das könnte ihm am gefährlichsten werden."
Nordkorea wird Schuldige suchen
"Braunschweiger Zeitung" zu Nordkorea: "Mögen die USA, Russland und China gegen die nordkoreanische Aufrüstung auch protestieren, ist es doch nur der Aufschrei von Heuchlern, die sich nicht auf eine gemeinsame Haltung einigen können und - je nach Interessenlage - anderen Staaten nahezu alle Waffenwünsche erfüllen. Das weltweite Bedrohungspotenzial, von den Begehrlichkeiten islamistischer Gruppen ganz zu schweigen, ist enorm gewachsen. Es liegt in der Logik der Abschreckung und der Furcht, dass mit dem Ausbau des Arsenals des Schreckens in Nordkorea auch Südkorea dramatisch aufrüsten wird."
"Frankfurter Allgemeine Zeitung" zu Nordkoreas gescheitertem Raketenflug: "Die einschneidendsten Folgen könnte der Fehlschlag vom Freitag innerhalb Nordkoreas haben. Da der neue Führer nicht für das Desaster verantwortlich sein darf, wird man "Schuldige" suchen - und finden. Auf die Expertise der an der Entwicklung der Rakete beteiligten Techniker wird man nicht verzichten können. Also wird das Bauernopfer aus der politischen Führung kommen müssen. Das könnte zu Machtkämpfen zwischen den verschiedenen Gruppen führen und damit zu dem Szenario, das die Führung durch die militärischen Provokationen gerade für alle Zeit ausschließen wollte: zu Instabilität bis hin zur Gefährdung der Machtbasis des Familienunternehmens Kim. Nordkorea wird die Welt weiter in Atem halten."
Auch China kritisiert Nordkorea
"Die Welt" zum misslungenen Raketentest in Nordkorea: "Sie sollte den 100. Geburtstag des "Ewigen Führers" Kim Il-sung illuminieren, die Nachbarn das Fürchten lehren, in Asien und darüber hinaus Erpressungspotenzial schaffen, China die Grenzen seiner Macht vorführen und den Amerikanern, zu denen formell noch immer nicht mehr als ein Waffenstillstand gilt, Respekt einflößen. Stattdessen nun, vor den Augen der Welt, der Spitzenkader des Regimes und der hungernden Untertanen, folgte die Demütigung aller Demütigungen. Die nordkoreanische Trägerrakete scheiterte spektakulär. Der jugendliche Kim Jong-un braucht einen Mannbarkeitsbeweis. Er wird ihn nicht so schnell wieder im Weltraum suchen." AZ/dpa/afp