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Zeitgeschichte: Deutschland - Frankreich: Eine besondere Freundschaft

Zeitgeschichte

Deutschland - Frankreich: Eine besondere Freundschaft

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    Hollande hält sich anlässlich der Feiern zum 50. Jahrestag des Elysée-Vertrages in Berlin auf. Er aß gemeinsam mit Angela Merkel zu Abend.
    Hollande hält sich anlässlich der Feiern zum 50. Jahrestag des Elysée-Vertrages in Berlin auf. Er aß gemeinsam mit Angela Merkel zu Abend. Foto: Jesco Denzel, dpa Bildfunk

    Es war nur eine kleine Geste, spontan und ungeplant. Aber gerade weil sie nicht von Heerscharen von Protokollbeamten bis ins letzte Detail ausgearbeitet worden war, sondern von Herzen kam, war sie so ehrlich und authentisch. Das war bei der Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union im Dezember.

    Als der Festredner Bundeskanzlerin Angela Merkel und den französischen Staatspräsidenten François Hollande für die deutsch-französische Aussöhnung ehrte, erhoben sich die beiden, nahmen sich bei der Hand, hoben ihre Arme in die Höhe und wandten sich dem Publikum zu, das kräftig applaudierte.

    Das Verhältnis Deutschland - Frankreich ist ein besonderes

    In diesem Moment war es wieder einmal zu spüren, das besonders enge und herzliche Verhältnis, das Frankreich und Deutschland miteinander verbindet und das weit über das hinausgeht, was ansonsten in zwischenstaatlichen Beziehungen üblich ist.

    Heute haben Hollande und Merkel, die nach dem Regierungswechsel in Paris im Juni noch immer ein wenig miteinander fremdeln, eine neue Gelegenheit, jenseits von offiziellen Konsultationen diese besondere Beziehung zu feiern.

    Unterzeichnung des Élysée-Vertrags jährt sich zum 50. Mal

    Zum 50. Mal jährt sich die Unterzeichnung des Élysée-Vertrages – und diese „goldene Hochzeit“ wird in Berlin groß inszeniert. Im Kanzleramt tagen die Kabinette beider Länder, im Reichstag kommen der Deutsche Bundestag und die Assemblée nationale, die französische Nationalversammlung, zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen.

    Der Bundestag hat damit zum ersten Mal überhaupt ein komplettes ausländisches Parlament zu Gast. Bis zu 577 Abgeordnete aus Paris werden erwartet. Dafür wurden eigens hunderte zusätzliche Stühle eingebaut.

    Vertrag verpflichtet zur engen Zusammenarbeit

    Der von Charles de Gaulle und Konrad Adenauer unterzeichnete Vertrag beendete die angebliche „Erbfeindschaft“ und verpflichtete die Regierungen beider Länder zur engen Zusammenarbeit. François Mitterrand und Helmut Kohl erweiterten 1988 die Kooperation, Jacques Chirac und Gerhard Schröder vereinbarten 2001 regelmäßige Gespräche der Regierungschefs.

    Das führte zu einer Zusammenarbeit, die weltweit ohne Beispiel ist. Selbst in der täglichen Regierungsarbeit ist es in Fleisch und Blut übergegangen, mitzudenken, wie der jeweils andere zu diesem Thema steht und wie mögliche gemeinsame Positionen aussehen könnten.

    58 Prozent der Deutschen sehen Frankreich als wichtigsten Partner

    In einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov nannten 58 Prozent der Deutschen die Franzosen als wichtigsten strategischen Partner in Europa. Umgekehrt sind es sogar 75 Prozent.

    Dabei hatte es vor 50 Jahren auch Skeptiker gegeben. Manche Deutschen fürchteten, dass Bonn mit dem Vertrag auf eine „gaullistische“ Außenpolitik umschwenken könnte. Der Bundestag verabschiedete den Vertrag erst, nachdem man eine Präambel mit einem Bekenntnis zu Großbritannien und den USA vorangestellt hatte – was dann wiederum de Gaulle verärgerte.

    Merkel muss die Freundschaft zu Frankreich pflegen

    Seine zum Sprichwort gewordene Antwort lautete: „Verträge sind wie junge Mädchen und Rosen: Sie halten so lange, wie sie halten.“ Manche hielten den Vertrag für eine Totgeburt.

    Davon redet heute keiner mehr. Trotzdem muss die Freundschaft aus Sicht der Kanzlerin gepflegt werden: „Da kann man nicht sagen: Weil Adenauer und de Gaulle das schon einmal ganz gut geregelt haben, ist das jetzt für die nächsten Jahrhunderte klar“, warnt Merkel.

    Der Élysée-Vertrag in den Köpfen muss also immer wieder erneuert werden. Das Schriftstück selbst liegt heute übrigens in einem Tresor des Politischen Archivs des Auswärtigen Amts – tief unter der Berliner Erde. mit dpa

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