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Zehn Jahre nach Start des Nato-Eingriffs: Afghanistan: Frieden außer Sichtweite

Zehn Jahre nach Start des Nato-Eingriffs

Afghanistan: Frieden außer Sichtweite

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    Der Afghanistan-Einsatz soll Deutschland 17 Milliarden Euro gekostet haben.
    Der Afghanistan-Einsatz soll Deutschland 17 Milliarden Euro gekostet haben. Foto: dpa

    Zehn Jahre nach dem Angriff auf die damals herrschenden radikal-islamischen Taliban haben die Nato-Länder am Donnerstag über den Abzug aus Afghanistan beraten. In dem Land ist auch zehn Jahre nach dem Nato-Eingreifen kein Frieden in Sicht. Experten kritisieren, dass sich die Lage der afghanischen Bevölkerung nach zehn Jahren Krieg nicht verbessert hat.

    Verteidigungsminister de Mazière warnt

    Deutschlands Verteidigungsminister Thomas de Maizière warnte daher auf dem Nato-Treffen vor einem überhasteten Abzug: "Dazu brauchen wir so etwas wie strategische Geduld. Von einem Baum runterzuklettern ist schwieriger als schnell hinaufzugehen." Auch sein US-amerikanischer Amtskollege Leon Panetta hielt seine Kollegen an, nicht zu überhastet vorzugehen. Insgesamt sind 49 Länder an dem ISAF-Einsatz beteiligt. De Mazière meinte bei dem Treffen, man habe den Einsatz vor zehn Jahren mit zu großen Erwartungen begonnen. Das Ziel des Aufbaus einer Demokratie nach dem Vorbild des Westens sei unrealistisch gewesen.

    Prekäre Situation

    Vor genau zehn Jahren begannen die Truppen der westlichen Allianz mit dem Angriff auf Taliban und Al-Kaida in Afghanistan. Die Situation im Land am Hindukusch ist aber auch nach einer Dekade prekär: Das Volk fürchtet sich einerseits vor einem Bürgerkrieg, aber auch vor einer Rückkehr der Taliban an die Macht. Die Internationale Schutztruppe sehen offenbar immer weniger Afghanen als Befreier von Kommunismus und dem Islam der Mudschaheddin. Die Taliban haben sich nach ihrem Rückzug wieder gesammelt und steigern die Anzahl ihrer Attacken. Afghanistan nach dem NATO-Abzug

    USA stellen zwei Drittel der Situation

    Für die Etappen des geplanten Abzugs bis 2014 ist das Verhalten der USA maßgeblich: Sie stellen rund zwei Drittel der etwa 140000 Nato-Soldaten in Afghanistan.  US-Präsident Barack Obama will bis zum Jahresende rund 10000 Soldaten abziehen. Weitere 23000 sollen bis zum Sommer 2012 folgen. Die notwendige Unterstützung wollen die

    Wardak kritisiert westliche Medien

    Der afghanische Verteidigungsminister Abdul Rahim Wardak wiederum kritisierte das Zerrbild Afghanistans, das seiner Ansicht nach in vielen westlichen Medien vorherrsche. "Die Sicherheitslage ist nicht so schlecht wie von vielen Medien dargestellt", sagte Wardak. Berichte über "spektakuläre Anschläge" der Taliban führten zu einer "nicht der Realität entsprechenden Wahrnehmung der Situation".

    Protest in Kabul

    Zum zehnten Jahrestag des Beginns der Nato-Intervention in Afghanistan namens "Operation Enduring Freedom" protestierten am Freitag mehrere hundert Menschen friedlich in Kabul gegen die Präsenz der internationalen Truppen in Afghanistan und forderten deren sofortigen Abzug.

    Experte: "Land auch 2014 nicht stabil"

    Auf dem Papier hätten die Menschen in Afghanistan mehr Freiheiten, durch die prekäre Sicherheitslage und die "ethnische Polarisierung" werde die aber wieder aufgehoben, sagte Afghanistan-Experte Thomas Ruttig im Gespräch mit der "Berliner Morgenpost". Die Aussichten auf eine Stabilisierung des Landes bis 2014 sind nach Ruttigs Meinung düster. "Die Institutionen werden auch dann noch nicht funktionieren und eine politische Lösung steht in den Sternen", sagte der Co-Direktor des "Afghanistan Analyst Network" in Kabul der "Morgenpost".  (AZ)

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