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Wulff eröffnet "Tafel der Demokratie"

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Wulff eröffnet "Tafel der Demokratie"

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    Wulff eröffnet "Tafel der Demokratie"
    Wulff eröffnet "Tafel der Demokratie" Foto: DPA

    Geduldig hatten die 1500 Bürger aus dem ganzen Bundesgebiet bei strahlendem Sonnenschein gewartet, bis die Limousine des Ehrengastes schließlich pünktlich um 19.00 Uhr vorfuhr. Bundespräsident Christian Wulff und seine Frau Bettina durchschritten das Tor zum Pariser Platz und begrüßten ihre Gastgeber.

    Dort durfte das Paar zunächst Blumensträuße entgegennehmen, die ihnen zwei kleine Mädchen sichtlich nervös entgegenstreckten. Ein Kniefall der ganz in weiß gekleideten Bettina Wulff, ein kurzes aufmunterndes Gespräch und die Nervosität war vergessen. Er empfinde es als eine wunderbare Idee, hier sein zu dürfen, sagte der Bundespräsident anschließend. Direkt hinter ihm sei 1989 eine Mauer gefallen. "Jetzt müssen wir Mauern in den Köpfen einreißen, Gräben zuschütten und Brücken bauen", forderte er seine Zuhörer auf.

    Das Staatsoberhaupt erinnerte zugleich an die Verantwortung, die Deutschland international trage. Das gelte vor allem bei Katastrophen wie dem Tsunami in Südostasien, dem schweren Erdbeben in Haiti im vergangenen Jahr oder dem Hochwasser in Pakistan. "Es gibt Erwartungen an unser Land", betonte Wulff und fügte hinzu: "Wir sind eine Welt, und es ist ein Segen, dass wir hier geboren sind". Dies sei aber nur ein Zufall.

    Das Drei-Gänge-Menü, dass anschließend auf die Teilnehmer der Tafel wartete, hatte es in sich. Alleine für die Vorspeise verarbeitete der Koch eines Luxushotels insgesamt 250 Kilogramm Eisbein von Saalower Kräuterschweinen. Die Kräuterschweine sollen weitgehend natürlich leben und werden mit möglichst ursprünglichem Futter ernährt, das viele Kräutersamen enthält. Nach Sülze und dem von Auszubildenden in großen Terrinen servierten Eintopf wartete auf die Gäste eine Hannoversche Welfenspeise als süßer Abschluss. Die zufriedenen Mienen der Essenden an den langen, gedeckten Tischreihen sprachen Bände. Nur die Brötchen schienen einigen nicht ganz gelungen zu sein.

    Für Wulff selbst war das Fest mit hoher Wahrscheinlichkeit ziemlich anstrengend. Alle 20 bis 30 Minuten wechselte er den Tisch und unterhielt sich mit den angereisten Gästen, die mit Unterstützung regionaler Zeitungen zufällig für den festlichen Abend ausgewählt worden waren. Dabei wurden die Handys und Digitalkameras gezückt und unzählige Fotos geknipst. Mehrmals mussten die Moderatoren des Abends die Hobbyfotografen auffordern, ein wenig zurückhaltender zu sein.

    Ganz ohne Protest verlief die Veranstaltung in diesem Jahr nicht. Auf der anderen Seite des Brandenburger Tors, in gebührendem Sicherheitsabstand am Rande des Tiergartens, hatte bereits am Nachmittag die Arbeitsgemeinschaft Soziales Berlin eine "Tafel der Habenichtse" organisiert und mit Linsensuppe für höhere Hartz-IV-Regelsätze demonstriert.

    Das Treffen soll auch ironischer Protest gegen eine "Vertafelung" der Gesellschaft sein. Die Arbeitsgemeinschaft fordert die Erhöhung der Hartz-IV-Sätze um mindestens 80 Euro, um die Abhängigkeit sozial Bedürftiger von den zahlreichen karitativen Essenstafeln im Land zu beenden. "Wir wollen einklagbare soziale Rechte und keine Abhängigkeit vom Wohlwollen reicher Menschen", sagte Roland Klautke, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Soziales Berlin.

    Die "Tafel der Demokratie" wurde nach 2004 und 2009 bereits zum dritten Mal ausgerichtet. Im vergangenen Jahr hatte noch Wulffs Vorgänger im Amt des Bundespräsidenten, Horst Köhler, die Tafel der Demokratie eröffnet. Veranstaltet wurde das Essen unter freiem Himmel. Getragen wird die "Tafel der Demokratie" von 20 Förderern und Unterstützern aus allen gesellschaftlichen Bereichen. Außerdem gibt es zahlreiche weitere Unterstützer. Mit dem Essen wollen die Veranstalter ein Zeichen für "lebendige Demokratie" setzen.

    Tafel der Demokratie

    Werkstatt Deutschland

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