Deutschland ist eines der Länder, die besonders ausgiebig auf das neue Coronavirus testen, unter anderem mit den sogenannten Drive-In-Tests. Die Prozedur dauert für die zu testende Person nicht lange, aber die Ergebnisse lassen zum Teil lange auf sich warten. Alex Heise, Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB), weiß, was zwischen Abstrich und dem Telefonanruf mit dem Ergebnis passiert.
Herr Heise, wie lange dauert es momentan, bis nach dem Testen das Ergebnis vorliegt?
Axel Heise: Dies kann derzeit leider einige Tage dauern. Die KVB hat seit dem 2. März über 30.000 Proben im Freistaat mittels Hausbesuchen sowie mobiler und fixer Teststationen genommen. All diese Menschen müssen bei einem positiven Test von den Gesundheitsämtern und bei einem negativen Test von der KVB informiert werden. Aus Schätzungen des Vereins "Akkreditierte Labore in der Medizin" (ALM) geht hervor, dass zum Glück nur rund zehn Prozent der Tests positiv sind. Somit lässt sich in etwa abschätzen, wie viele Patienten die KVB informieren muss.
Wie viel Arbeit ist ein solcher Anruf?
Heise: Oft haben die Patienten Nachfragen, etwa, was das Ergebnis denn nun bedeutet und wie sie sich verhalten sollen. Wir haben uns daher entschieden, die Patienten direkt und telefonisch zu informieren. Diese Beratung in einer Phase höchster Verunsicherung bei den Bürgern kostet unsere Disponenten selbstverständlich zusätzlich Zeit, weil die Anliegen der Patienten auch ernst genommen werden müssen.
Wie lange dauert der Test, also Abstrich, Transport und Analyse im Labor?
Heise: Der Abstrich dauert nur kurz. Unter Optimalbedingungen nimmt auch die Auswertung im Labor nur wenige Stunden in Anspruch. Wie lange die Abstrichauswertung im Labor derzeit in dieser Ausnahmesituation dauert, kann ich nicht abschätzen.
Wo werden die Tests in Deutschland ausgewertet?
Heise: Es gibt laut der Gesellschaft für Virologie aktuell 54 Testlabors in Deutschland, die Corona-Abstriche auswerten können.
Gibt es Ausreißer, bei denen die Auswertung besonders lange dauert?
Heise: Bei der schieren Anzahl von 30.000 Tests sind Verzögerungen oder gar Fehler kaum zu vermeiden.
Gibt es eine Möglichkeit, wie Tests schneller ausgewertet werden können?
Heise: Es gibt so genannte Schnelltests auf dem Markt, deren Wirksamkeit Experten allerdings sehr kritisch sehen. Die KVB verwendet daher weiterhin den PCR-Test.
Es gibt solche Schnelltests auch für Zuhause, man kann sie online bestellen. Was halten Sie davon?
Heise: Die KVB verwendet wie gesagt keine Schnelltests. Bei einer gesunden Person sagt ein negatives Testergebnis auf das neuartige Coronavirus auch nichts darüber aus, ob diese Person doch noch krank werden kann.
Der derzeit verfügbare Test weist eine aktuelle Krankheit nach, kann aber nicht sagen, ob eine Person schon früher infiziert war und es nicht bemerkt hat. Nun sollen bald Antikörpertests durchgeführt werden können, bei denen auch eine frühere Infektion nachgewiesen werden kann. Ist das für Privatpersonen sinnvoll?
Heise: Wenn sogenannte Antikörpertests auf den Markt kommen und ihre Wirksamkeit klinisch nachgewiesen ist, empfehlen Experten, zunächst vor allem die Menschen zu testen, die medizinisch oder pflegerisch tätig sind.
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