Es sollte eine große Woche für Donald Trump werden, eine der wichtigsten seiner bisherigen Amtszeit. Die Republikaner wollen Einzelheiten der geplanten Steuerreform enthüllen. Aber darüber spricht nach dem Anschlag von New York in Washington gerade niemand. Damit aber nicht genug: Es geht auch wieder um Russland. Sonderermittler Robert Mueller präsentierte die ersten Anklagen, und sie schlugen gewaltige Wellen.
Erstmals sind in Trumps einstigem Wahlkampfmanager Paul Manafort und dessen früherem Geschäftspartner Richard Gates zwei Trump-Getreue angeklagt. Sie werden finanzieller Vergehen beschuldigt und sind unter Hausarrest. Außerdem soll mit George Papadopoulos ein Trump-Berater vorsätzlich Falschaussagen in der Russland-Affäre gemacht haben.
„Es gibt KEINE ZUSAMMENARBEIT (mit den Russen)“, twitterte Trump als erste Reaktion. Dennoch verdichten die jüngsten Entwicklungen die dunkle Wolke, die seit Trumps Antritt über ihm und seinem Zirkel hängt. Von Manafort über Trumps Ex-Sicherheitsberater Michael Flynn, seinen früheren Wahlkampfberater Carter Page und Trumps Langzeitfreund Roger Stone bis hin zu Trumps Schwiegersohn Jared Kushner: Sie alle sind im Zuge der Ermittlungen Muellers auf die eine oder andere Weise ins Visier geraten. Muellers Anklagen zeigen, dass die Ermittler Zugriff auf lange zurückliegende Steuererklärungen und Finanzunterlagen haben, auf E-Mails und anderes.
Trump bemühte sich am Dienstag nach Kräften, den Ex-Berater als unwichtig, niedere Charge und weithin unwissend darzustellen. Nur: Zum einen gibt es da ein Foto, das Trump und den jungen Mann am 31. März 2016 an einem gemeinsamen Tisch zeigt. Trumps Team hat es selber verbreitet. Überschrift: „Make America Great Again!“ Der Washington Post hatte Trump gesagt, Papadopoulos sei ein exzellenter Junge. Nun nennt er ihn einen Lügner. Papadopoulos hat sich schuldig bekannt, die Russland-Ermittlungen behindert zu haben. Ihm waren von einem Professor tausende Mails versprochen worden, die Clinton schaden sollten – Mails im Besitz Russlands, und zwar ausdrücklich nachdem Papadopoulos begonnen hatte, für Trump zu arbeiten.
Mehr denn je hängen dessen Untersuchungen, über Monate still und konsequent vorangetrieben, wie ein Damoklesschwert über Trump – auch wenn es bisher keine konkreten Hinweise dazu gibt, inwieweit sie sich auch direkt auf den Präsidenten beziehen. Die Russland-Affäre wird den Präsidenten noch lang verfolgen, auch wenn das Weiße Haus sie gern sehr bald abgeschlossen sähe. Vermutlich ragt sie mit all ihren begleitenden politischen Erosions- und Lähmungserscheinungen bis in das Jahr 2018 hinein. Im November sind Kongresswahlen.
Gabriele Chwallek, dpa