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Bundeswehr: Wie aus dem Airbus A400M doch noch eine Erfolgsgeschichte werden soll

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Wie aus dem Airbus A400M doch noch eine Erfolgsgeschichte werden soll

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    Die dicken Airbus-Maschinen auf dem Flughafen Wunstorf lösen bei der Bundeswehr Schritt für Schritt die über 50 Jahre alten Transport-Oldtimer Transall ab.
    Die dicken Airbus-Maschinen auf dem Flughafen Wunstorf lösen bei der Bundeswehr Schritt für Schritt die über 50 Jahre alten Transport-Oldtimer Transall ab. Foto: Holger Hollemann, dpa

    Ein Dutzend grauer Riesenflieger steht in der norddeutschen Wintersonne auf dem Rollfeld. Die bauchigen Maschinen mit den vier gewaltigen Propellern an den Flügeln, zwischen deren Spitzen 42 Meter liegen, verkörpern die Misere einer krisengeplagten Bundeswehr – aber auch die Hoffnung, dass es nun wieder aufwärtsgeht.

    Denn das nach diversen Rückschlägen und mit deutlicher Verzögerung gestartete Transportflugzeug A400M soll nun wie geplant das Rückgrat der Transportfähigkeiten der Truppe bilden. Einer Armee, für die Auslandseinsätze wie in Mali und Afghanistan inzwischen eine ständige Herausforderung sind.

    In Niedersachsen fliegen bereits 25 Maschinen vom Typ A400M

    Niedersachsen, Wunstorf: A400M des Lufttransportgeschwader 62 stehen auf dem Vorfeld des Flugplatzes.
    Niedersachsen, Wunstorf: A400M des Lufttransportgeschwader 62 stehen auf dem Vorfeld des Flugplatzes. Foto: Holger Hollemann

    Auf dem Fliegerhorst Wunstorf bei Hannover sind schon 25 Maschinen des deutsch-französischen Herstellers Airbus in Betrieb. Künftig wird Lagerlechfeld bei Augsburg der zweite deutsche A400M-Standort sein. Warum sich der Fliegerhorst in Schwaben gegen mehrere Mitbewerber durchgesetzt hat, erläutert Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen beim Besuch in Wunstorf so: „Wir wollen 13 zusätzlich bestellte Maschinen als Rahmennation multinational einsetzen. Deshalb haben wir nach einem Standort in Süddeutschland gesucht. Der Nato-Flugplatz Lechfeld bietet die besten Voraussetzungen, darum haben wir uns für ihn entschieden.“

    2025 wird es auf dem Lechfeld ernst

    In den kommenden Jahren werden in Lagerlechfeld 500 zusätzliche Dienstposten geschaffen und 170 Millionen Euro in Technik und Gebäude investiert, bestätigte die CDU-Ministerin. Ab 2025 soll der reguläre Flugbetrieb dann aufgenommen werden. Die Ministerin zeigt sich überzeugt, dass sich die A400M-Geschichte nun zum Guten wendet. Denn das erste Kapitel könnte die Überschrift „Pleiten, Pech und Pannen“ tragen. 2003 erfolgte die Bestellung durch Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Spanien, die Türkei und das Vereinigte Königreich. Doch Verzögerungen bei Entwicklung und Auslieferung sorgten für Schlagzeilen, das Projekt verteuerte sich immer weiter. Der Stückpreis kletterte von 125 Millionen Euro auf 175 Millionen Euro.

    Die Verteidigungsminister räumt Bestellpannen ein

    Wichtige Bestandteile der geplanten Ausrüstung zeigten schon im Entwicklungsstadium ihre Tücken. Der Turboprop-Antrieb und das Getriebe erweisen sich als problematisch. Laut Ursula von der Leyen seien zudem „blauäugige Verträge mit den Herstellern“ abgeschlossen worden – und die einzelnen Auftraggeber hätten auf nationalen Sonderwünschen bestanden. All das führte zu jahrelanger Verspätung. Schließlich begann 2013 doch die Auslieferung der Maschinen, die Bundeswehr erhielt das erste Exemplar 2014. Doch die Pannen und Verzögerungen gingen weiter.

    Auch heute sind noch nicht alle Systeme, die den gut 45 Meter langen Transportflieger künftig etwa vor Angriffen mit Raketen schützen sollen, installiert. Die Bundeswehr war und ist deshalb weiter auch auf die veralteten Transall-Maschinen angewiesen – die nur halb so viel Fracht transportieren können wie der A400M.

    Der Militär-Airbus rettet Menschen aus Katastrophengebieten

    Doch inzwischen hat das nächste Kapitel der A400M-Story begonnen, das – so sieht es zumindest das Verteidigungsministerium – eine Erfolgsgeschichte sein soll. Knapp die Hälfte der 53 bestellten Maschinen ist ausgeliefert, bislang alle im Luftwaffenstützpunkt Wunstorf bei Hannover. 2017, so Ministerin von der Leyen, hat sich das Flugzeug mit seinen 37 Tonnen Nutzlast bereits beim Hilfseinsatz nach dem Hurrikan Irma in der Karibik bewährt, flog 600 Menschen aus dem Katastrophengebiet.

    Regelmäßig starten die Maschinen inzwischen, um Nachschub zu den in Afghanistan und Mali stationierten Truppen der Bundeswehr zu bringen. Die hohe Reichweite und die Fähigkeit, auch auf kurzen, unbefestigten Pisten zu starten und zu landen, sind bei Auslandseinsätzen ein großer Vorteil. Schritt für Schritt nähert sich der A400M seiner vollen Einsatzbereitschaft.

    Von der Leyen lobt „fliegenden Intensivstation“

    Der dicke Flieger kann Fallschirmjäger absetzen, Kampfflugzeuge in der Luft betanken und als fliegendes Lazarett dienen. Bis zu sechs Schwerverletzte können im Notfall aus Krisen- oder Kampfgebieten ausgeflogen und dabei medizinisch versorgt werden.

    Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen lobt fliegende Intensivstation.
    Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen lobt fliegende Intensivstation. Foto: Holger Hollemann

    Erst vor wenigen Tagen wurde ein verletzter ungarischer Soldat aus Afghanistan nach Budapest geflogen. Von der Leyen, selbst studierte Ärztin, zeigt sich im Gespräch mit einer Luftwaffenärztin beeindruckt von den Möglichkeiten der „fliegenden Intensivstation“.

    Der A400M, betont sie, werde das „modernste Transportflugzeug der Welt“ sein. Vorher muss er allerdings noch seine restlichen Kinderkrankheiten überwunden haben, aber da ist die Ministerin zuversichtlich. Der A400M sei bereits ein Symbol dafür, dass die Bundeswehr nach Jahren eines unseligen Sparkurses die Trendwende geschafft habe. „Das bestellte Material kommt bei der Truppe an, doch wir brauchen einen langen Atem“, sagt die Ministerin.

    In Niedersachsen halten sich Fluglärm-Proteste in Grenzen

    In Wunstorf ist der Flugbetrieb mit dem Riesenvogel mittlerweile Routine. Proteste wegen Fluglärms halten sich offenbar in Grenzen. Lauter als die alten Transall-Maschinen sind die neuen Flieger für Anwohner angeblich nicht – zudem sank in Wunstorf die Zahl der Flüge, einfach weil die neuen Maschinen pro Flug viel mehr transportieren können. Allerdings wurde am Standort bei Hannover der Platz knapp, ein weiterer Standort wurde aber auch aus einem anderen Grund gesucht. Denn die Bundeswehr plant, einen Teil der Maschinen Nato-Partnerländern wie Tschechien und Österreich für Transporte zur Verfügung zu stellen.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Der Airbus A400M ist wichtig für die Region

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