Der 20-Jährige kann es nicht fassen. Er glaubt es noch nicht. Zu groß ist seine Angst. Seit Jahren. Schmal und fast in sich versunken sitzt er auf einem Stuhl in einem Raum im Untergeschoss eines Augsburger Kinderheims. Hier hat er gewohnt, als er 2015 nach Deutschland kam. Hier wurde er unterstützt. Mit 14 Jahren hatte er sich auf den Weg gemacht. Weg aus Afghanistan. Weg vom Krieg. Gut ein halbes Jahr war er unterwegs, weite Strecken zu Fuß. Ein junger Mensch, der in ein fremdes Land kommt. Ohne Eltern. Ohne Geschwister. In ein Land, in dem er Frieden sucht, eine Ausbildung, eine Arbeit, eine Chance. Er gibt alles. Lernt Deutsch. Legt ein Zeugnis nur mit Einsern und Zweien vor, hat beste Beurteilungen, findet einen Ausbildungsplatz – und soll dennoch abgeschoben werden.
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