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Weltfriedenstreffen: Der Papst im Zug nach Assisi

Weltfriedenstreffen

Der Papst im Zug nach Assisi

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    1986 hatte Papst Johannes Paul II. zum ersten Mal Vertreter nicht-christlicher Religionen nach Assisi eingeladen.
    1986 hatte Papst Johannes Paul II. zum ersten Mal Vertreter nicht-christlicher Religionen nach Assisi eingeladen. Foto: dpa

    Im Bahnhof der Vatikanstadt haben sie neulich schon geübt. So oft steigt der Papst dort schließlich nicht mehr in den Zug. Aber wie schon sein Vorgänger Johannes Paul II. im Jahr 2002 wird auch

    Mit ihm werden etwa 300 Vertreter von zwölf Religionen aus mehr als 50 Ländern in der Stadt des heiligen Franziskus erwartet. Sie folgen einer Einladung, die Benedikt XVI. am Neujahrstag zu einem „Tag der Reflexion, des Dialoges und des Gebets für den Frieden und die Gerechtigkeit in der Welt“ ausgesprochen hatte. 25 Jahre nach dem ersten von Johannes Paul II. initiierten Friedenstreffen wollen die Vertreter der Weltreligionen nun ein drittes Mal zusammenkommen und gemeinsam ein Bekenntnis zum Frieden ablegen: „Pilger der Wahrheit, Pilger des Friedens“ ist das Leitwort.

    Gegen Vorurteile, Fanatismus und Fundamentalismus

    Der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Peter Turkson, sagte in Rom, Religion und der Name Gottes dürften nie zur Gewalt instrumentalisiert werden. „Gewalt zwischen Religionen ist ein Skandal, der die echte Identität jeder Religion entstellt, das Antlitz Gottes verhüllt und vom Glauben entfernt“, sagte Turkson. Auf der Suche nach Wahrheit gehe es darum, jede Form des Vorurteils zu besiegen, Fanatismus und Fundamentalismus zu unterdrücken.

    Kein gemeinsames Gebet und keine religiösen Gesten

    Zugleich gelte es, Synkretismus, die Vermischung religiöser Ideen, zu vermeiden, denn er trübe die religiöse Identität. Auf dem Treffen wird es kein gemeinsames Gebet geben und keine religiösen Gesten. Es geht allein um das feierliche Bekenntnis zum Frieden.

    Von den etwa 300 Teilnehmern, die nach Assisi kommen werden, gehören 176 zu nicht christlichen Religionen. Unter ihnen 67 Vertreter des Buddhismus und 50 Repräsentanten des Islam. Als Angehörige des Judentums haben der Rabbiner David Rosen, Roms Oberrabbiner Riccardo Di Segni und Mitglieder des Jerusalemer Großrabbinats ihr Kommen zugesagt. Hindus reisen nach

    Auch der frühere Vorsitzende der Kommunistischen Partei Österreichs, Walter Baier, wird dabei sein. Er koordiniert heute „transform!“, ein „europäisches Netzwerk für alternatives Denken und politischen Dialog“. Auf ausdrücklichen Wunsch des Papstes sollen erstmals auch nicht gläubige Menschen an dem Friedenstreffen teilnehmen.

    Für die Piusbrüder ist die Veranstaltung ein „Skandal“

    Zu den Christen, die den Zug besteigen, gehören von Seiten der Orthodoxie der Ehrenvorsitzende Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, für das Moskauer Patriarchat Metropolit Aleksandr von Kasachstan, Anglikaner-Primas Rowan Williams, der Generalsekretär des Weltkirchenrats, Olav Fykse Tveit, und natürlich Vertreter der Bischofskonferenzen. Der Bahnsteig im Vatikan wird gut gefüllt sein an diesem Donnerstag.

    Begleiten wird den Zug – wie schon vor 25 Jahren – auch die heftige Kritik der Piusbruderschaft. Die erzkonservativen Traditionalisten hatten angekündigt, 1000 Sühnemessen zu feiern, als Ausgleich für das „skandalöse“ Treffen von Assisi.

    Bemühen um Einigung mit der Bruderschaft

    Der Vatikan bemüht sich schon seit längerem um Einigung mit der Bruderschaft. Bald sollen die entscheidenden Gespräche beginnen. Zur Piusbruderschaft gehört auch der Holocaust-Leugner Richard Williamson. Dieser hatte erst kürzlich wieder für einen Eklat gesorgt, als er die Juden als „Gottesmörder“ bezeichnete.

    Die Konferenz Europäischer Rabbiner hatte diese Äußerung auf das Schärfste verurteilt und den Papst vor einer Eingliederung der Piusbruderschaft in die Kirche gewarnt. Die enormen Fortschritte des katholisch-jüdischen Dialogs dürften nicht durch „Hasspredigten“ gefährdet werden, mahnte Marjan Stern, der als einer der jüdischen Teilnehmer zu dem Friedenstreffen reist.

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