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Welt-Klimakonferenz: Zwischen Klassenfahrt und Weltenrettung – so funktioniert der Klimagipfel

Welt-Klimakonferenz

Zwischen Klassenfahrt und Weltenrettung – so funktioniert der Klimagipfel

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    Darum geht es in Glasgow: Ein Waldstück im Amazonas-Gebiet steht in Flammen. Der Regenwald muss geschützt werden, er ist die grüne Lunge der Welt.
    Darum geht es in Glasgow: Ein Waldstück im Amazonas-Gebiet steht in Flammen. Der Regenwald muss geschützt werden, er ist die grüne Lunge der Welt. Foto: Fernando Souza, dpa

    Wenn die Welt gerettet wird, geschieht das zumeist in grauen Kongresshallen. So ist es auch dieses Mal im schottischen Glasgow, so war es davor in Madrid und Kattowitz. Der Blick der Weltöffentlichkeit richtet sich nur auf den Klimagipfel, wenn die Staats- und Regierungschefs für ein, zwei Tage anrauschen.

    Wenig bekannt ist hingegen, dass sich diese Treffen meist knapp zwei Wochen hinziehen. Es versammeln sich zehntausende Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Herren Länder – Mächtige und Ohnmächtige – die zusammen darum ringen, dass die Erde nicht überhitzt. Da sind die Vertreter der indigenen Völker aus dem Regenwald, die Minister von Inselstaaten, die es vielleicht in wenigen Jahrzehnten nicht mehr geben wird und der Wirtschaftsboss, dessen Unternehmen grün werden will.

    Die Welt begegnet sich in Glasgow

    Sie kommen zusammen in großen und in kleinen Foren auf dem Messegelände, aber auch abseits davon in den gastgebenden Städten in zu engen Räumen oder den Kneipen. Sie diskutieren, reden sich die Köpfe heiß, schreiben Resolutionen und hoffen auf den Willen der Chefs der Industrieländer. Denn von Letzteren hängt es ab, ob die Mission gelingt.

    Lisa Badum ist klimapolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag und das vierte Mal auf einer Welt-Klimakonferenz dabei.
    Lisa Badum ist klimapolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag und das vierte Mal auf einer Welt-Klimakonferenz dabei. Foto: Stefan Kaminski

    Die Grünen-Abgeordnete Lisa Badum hat die Konferenz schon drei Mal mitgemacht und fährt jetzt mit dem Zug zu ihrer vierten nach Großbritannien. „Es ist anstrengend, es ist aber auch wie Klassenfahrt“, erzählt Badum. Die Termine reichen von früh bis spät. „Man kommt mal aus der Berliner Logik raus.“ Treffen will die 38-Jährige zum Beispiel eine brasilianische Aktivistin, die sich gegen die Abholzung und das Abfackeln des Amazonas stellt, die mit Billigung des Präsidenten Jair Bolsonaro riesige Waldflächen vernichten. „Ein Viertel des Kohlendioxids wird im Regenwald gespeichert“, sagt Badum. Sie weiß, dass die Aktivistin in Brasilien allein wenig gegen den Staat und Unternehmen tun kann, die an den Rodungen verdienen.

    Doch die Bundesregierung ist zum Beispiel ein großer Financier eines Fonds, aus dem Brasilien Geld bekommt, wenn die Bäume stehen bleiben. Badum als Abgeordnete kann dann versuchen, auf die Auszahlung der Mittel Einfluss zu nehmen. Wenn die Grünen Teil der Regierung werden sollten, steigt ihr Einfluss. Derzeit sind die Gelder wegen der Brände im Urwald blockiert, aber das muss nicht so bleiben. Badum kommt selbst aus dem Waldschutz. Sie kämpft dafür, dass der Steigerwald in Franken Nationalpark wird. „Ich gucke mir natürlich auch an, was andere Länder und Städte besser machen, wo sie weiter sind.“

    Die Reichen können von den Armen lernen

    Deutschland sieht sich gerne als Vorreiter der Energiewende, doch die Bilanz ist gemischt. Badum will Ideen aus Indien mitbringen, die bei der digitalen Steuerung des Verkehrs Ansätze ausprobieren, die hierzulande noch unbekannt sind. Die Reichen können von den Armen lernen. Es gibt auf den Konferenzen das Verständnis, dass die Erderwärmung das Menschheitsproblem ist und alles mit allem zusammenhängt.

    Kraftwerk in China: Zwei Drittel der Energie werden in China aus Kohle gewonnen, was das Klima schwer belastet.
    Kraftwerk in China: Zwei Drittel der Energie werden in China aus Kohle gewonnen, was das Klima schwer belastet. Foto: Qilai Shen, dpa

    Das heißt aber nicht, dass Staaten nicht um Wirtschaftsinteressen kämpfen. Wenn China und die USA sich nicht stärker für den Klimaschutz engagierten, sagt Badum, könne die Aufheizung des Planeten nicht wirksam gebremst werden. „Die Zeit drängt, noch nie war die CO2-Konzentration in der Atmosphäre höher“, sagt sie.

    Derzeit hängt die Welt weit hinter ihrem Ziel zurück, den Ausstoß an Klimagasen rasch so weit zu senken, dass die Erdtemperatur nicht um mehr als 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter steigt. Die Abgeordnete erwartet nicht, dass in Schottland der Stein der Weisen gefunden wird. Die Konferenzen auf Durchbruch oder Scheitern zu reduzieren, hält sie für falsch. Denn jedes Land muss aus eigenem Antrieb das Klima schützen. Es gibt keine internationalen Sanktionen der Staatengemeinschaft, wenn ein Land nicht erfüllt, was es zugesagt hat. „Man darf die Verhandlungen deshalb nicht mit Erwartungen überfrachten“, sagt Badum.

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