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Vorwahlen USA: Was ist eigentlich der "Super Tuesday"?

Vorwahlen USA

Was ist eigentlich der "Super Tuesday"?

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    Pete Buttigieg hat sich aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur zurückgezogen. Nun steht der "Super Tuesday" an.
    Pete Buttigieg hat sich aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur zurückgezogen. Nun steht der "Super Tuesday" an. Foto: Matt Rourke, dpa

    Nun wird es ernst bei den Demokraten. Ihr riesiges Bewerberfeld für die Präsidentschaftskandidatur ist dramatisch geschrumpft. Der "Super Tuesday" mit Vorwahlen in mehr als einem Dutzend Bundesstaaten spielt eine wichtige Rolle bei der Frage, wer von ihnen am 3. November bei der US-Präsidentschaftswahl gegen den Amtsinhaber Donald Trump antreten wird. 

    Wo wird überall gewählt am "Super Tuesday"?

    In 14 Bundesstaaten: In Alabama, Arkansas, Colorado, Kalifornien, Maine, Massachusetts, Minnesota, North Carolina, Oklahoma, Tennessee, Texas, Utah, Vermont und Virginia. Außerdem steht im US-Außengebiet Samoa eine Vorwahl an. Auch die Demokraten im Ausland können abstimmen. Bei ihnen läuft die Wahl allerdings über mehrere Tage, und ihre Stimmen haben in der Gesamtschau nur minimale Bedeutung.

    Wann ist mit Ergebnissen zu rechnen?

    Erste Resultate dürften erst am frühen Mittwochmorgen deutscher Zeit vorliegen. Es wird in Bundesstaaten quer durch das Land abgestimmt, also in mehreren Zeitzonen. Die ersten Wahllokale an der Ostküste schließen um 19 Uhr Ortszeit, also nach deutscher Zeit in der Nacht zu Mittwoch um 1 Uhr MEZ. Die letzten Wahllokale schließen an der Westküste in Kalifornien nach deutscher Zeit am frühen Mittwochmorgen um 5 Uhr MEZ. 

    In Kalifornien dürfte es besonders lange dauern, bis endgültige Ergebnisse feststehen: Dort ist die Abstimmung per Briefwahl auch dann gültig, wenn sie den Poststempel vom Wahltag hat und spätestens drei Tage später bei den zuständigen Behörden eingeht. Die Auszählung der Briefwahlstimmen danach dürfte sich ebenso hinziehen. 2016 wurden die endgültigen Vorwahlergebnisse in Kalifornien erst nach mehr als einem Monat verkündet.

    Wie wichtig ist der "Super Tuesday"?

    Sehr wichtig. Bei den Demokraten werden an diesem Tag die Stimmen von 1344 Delegierten vergeben - ohne die Demokraten im Ausland, deren Abstimmung länger läuft. Für die Nominierung als Präsidentschaftskandidat beim Parteitag der Demokraten im Juli in Milwaukee (Wisconsin) braucht ein Bewerber 1991 von regulären 3979 Delegierten. 

    Am "Super Tuesday" geht es also um die Stimmen von mehr als einem Drittel der Parteitagsdelegierten. Allein in Kalifornien geht es um 415 Delegierte, in Texas um 228. Bei den vier bisherigen Vorwahlen (Iowa, New Hampshire, Nevada und South Carolina) gab es insgesamt bereits 155 Delegiertenstimmen zu verteilen. Zusammengerechnet sind damit nach Ablauf des "Super Tuesdays" fast 40 Prozent der Delegiertenstimmen vergeben.

    Kann dann schon klar sein, wer der Präsidentschaftskandidat der Demokraten wird?

    Nein. Die Delegiertenstimmen, die an diesem Tag verteilt werden, sind zwar ein großer Batzen, aber sie stellen nicht die Mehrheit dar - abgesehen davon, dass auch nicht ein einzelner Bewerber alle zu vergebenen Stimmen auf sich vereinen wird. Am "Super Tuesday" wird also noch kein Bewerber die Nominierung schon endgültig für sich entscheiden können. 

    Allerdings ist die Abstimmung eine enorm wichtige Wegmarke. Einer der Bewerber könnte sich klar vom Rest absetzen und seine Nominierung deutlich wahrscheinlicher machen. Außerdem haben die demokratischen Anwärter hier - bei der Abstimmung in einer Vielzahl von Staaten mit sehr vielfältiger Bevölkerung - die Möglichkeit zu zeigen, ob sie eine breite Wählerschaft ansprechen können. In Kalifornien oder Texas etwa gibt es jeweils eine große Zahl von stimmberechtigten Latinos.

    Wer hat die besten Aussichten?

    Aktuell sind noch fünf Demokraten im Rennen. Der linke Senator Bernie Sanders liegt nach den bisherigen vier Vorwahlen vor Ex-Vizepräsident Joe Biden. Sanders führt in nationalen Umfragen und ist auch in den wichtigen "Super Tuesday"-Staaten Kalifornien und Texas in Umfragen der Favorit. Doch nach der jüngsten Vorwahl in South Carolina hat sich einiges verschoben. Mehrere Anwärter gaben danach auf - darunter der Ex-Bürgermeister aus Indiana, Pete Buttigieg, und die Senatorin Amy Klobuchar, die wie Biden den moderaten Flügel der Partei bedienen. Beide sprachen Biden am Montagabend ihre Unterstützung aus.

    Die demokratischen Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur Michael Bloomberg (von links), Elizabeth Warren und Bernie Sanders während einer TV-Debatte.
    Die demokratischen Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur Michael Bloomberg (von links), Elizabeth Warren und Bernie Sanders während einer TV-Debatte. Foto: John Locher, dpa (Archiv)

    Der frühere Kongressabgeordnete Beto O'Rourke - der seine Präsidentschaftskandidatur schon im November beendet hatte - rief zur Unterstützung von Sanders auf. Seine Empfehlung hat im wichtigen "Super Tuesday"-Bundesstaat Texas viel Gewicht: Er stammt aus Texas und hat den Bundesstaat im Repräsentantenhaus vertreten. 

    Galt Biden nicht als Hoffnungsträger moderater US-Demokraten? 

    Das stimmt. Biden hatte bis zur Wahl in South Carolina aber dramatisch geschwächelt. In dem Bundesstaat konnte er dann am Samstag allerdings einen großen Sieg einfahren - und er bekam nun einen enormen Schub durch den Ausstieg und die Unterstützung seiner Konkurrenten. Unter den gemäßigten Demokraten gibt es große Vorbehalte gegen Sanders und dessen linke Agenda. Der Beistand für Biden ist ein Versuch, eine Nominierung von Sanders zu verhindern. Ein dritter wichtiger Akteur ist aber noch Michael Bloomberg.

    Was hat Bloomberg für Chancen?

    Der Multimilliardär und frühere New Yorker Bürgermeister hat die ersten Vorwahl-Staaten links liegengelassen und mit einer geldgetriebenen Großkampagne alle Kraft auf die wichtigen "Super Tuesday"-Staaten fokussiert. Bloombergs finanzielle Ressourcen sind schier endlos. Er hat seit Ende November bereits Hunderte Millionen US-Dollar in seinen Wahlkampf gepumpt, besonders viel davon in teure TV-Wahlwerbespots. Für seine Kampagne ist am "Super Tuesday" nun die Stunde der Wahrheit, ob sich die Strategie ausgezahlt hat. Auch er steht für eine moderate Agenda und ist als Alternative zu dem bis dahin schwächelnden Biden ins Rennen eingestiegen. Dieses Rennen dürfte sich nun zwischen Sanders, Biden und Bloomberg entscheiden.

    Und die beiden anderen Bewerberinnen?

    Mit dabei sind noch die Senatorin Elizabeth Warren und die Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard. Letztere spielt keinerlei Rolle. Warren dagegen, die wie Sanders einen linken Kurs fährt, war in Umfragen lange stark, konnte in den bisherigen Vorwahlen aber nicht wirklich punkten. Der "Super Tuesday" scheint für sie die letzte Chance, sich noch mal nach vorne zu arbeiten.

    Stimmen die Republikaner eigentlich auch ab?

    Ja, aber bei ihnen ist das Rennen deutlich weniger spannend. Trump hat als Amtsinhaber parteiintern keine ernstzunehmende Konkurrenz. In mehreren Bundesstaaten hat die republikanische Partei die Vorwahlen daher gleich ganz abgesagt. Am "Super Tuesday" stimmen allerdings auch die Republikaner - bis auf Virginia - in allen der betroffenen Bundesstaaten ab. Trump kann mit überwältigenden Ergebnissen rechnen.

    Wie geht es nach dem "Super Tuesday" weiter?

    Die Vorwahlen ziehen sich bis Juni hin. Im Sommer stehen die großen Nominierungsparteitage an: im Juli bei den Demokraten, im August bei den Republikanern - und im Herbst folgt dann die eigentliche Wahl. (dpa)

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