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Was ist Antisemitismus? Bedeutung & Antisemitismus-Definition

Hintergrund

Wurzeln des Judenhasses: Was ist eigentlich Antisemitismus?

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    Das Archivfoto zeigt eine Kundgebung gegen Antisemitismus in Hannover.
    Das Archivfoto zeigt eine Kundgebung gegen Antisemitismus in Hannover. Foto: Christophe Gateau/dpa

    Der Hass auf Juden hat tiefe Wurzeln. In der antiken Welt, die viele Götter kannte, war der jüdische Monotheismus eine Provokation. Das frühe Christentum gab den Juden nicht nur die Schuld am Tod Jesu am Kreuz, sondern empörte sich auch darüber, dass die Juden Jesus nicht als Messias anerkannten. Im Mittelalter wurden die Juden als "Brunnenvergifter" gebrandmarkt, die das Wasser mit Absicht verunreinigt und damit die Pest verbreitet hätten. Pogrome mit Hunderttausenden von Toten waren die Folge.

    Juden wurden über hunderte Jahre diskriminiert

    Der Antisemitismus in seiner heutigen Form reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück, als sich krude Theorien von vermeintlich höheren und angeblich niederen Rassen zu etablieren begannen. Im Lauf des 19. Jahrhunderts schließlich wurden Juden nicht nur als fremdes, heimatloses Volk verunglimpft, sondern quasi für alles verantwortlich gemacht, was in der sich industrialisierenden Welt schiefzulaufen schien.

    Chronologie: Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern

    Seit Gründung des Staates Israel kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit den Nachbarn. Der erste Nahostkrieg war für Israel ein Unabhängigkeitskrieg - für die Palästinenser hingegen der Beginn der "Nakba", ihrer Flucht und Vertreibung.

    29. November 1947: Die Vollversammlung der Vereinten Nationen ruft zur Teilung des britischen Mandatsgebiets Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat auf (Resolution 181). Die Juden stimmen zu, die Araber in Palästina und die arabischen Staaten lehnen den Plan ab.

    14. Mai 1948: David Ben Gurion verliest Israels Unabhängigkeitserklärung. Am Tag darauf erklären die arabischen Nachbarn Ägypten, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien den Krieg. Im Kampf kann der neue Staat sein Territorium vergrößern und den Westteil Jerusalems erobern. Rund 700.000 Palästinenser fliehen.

    Oktober 1956: In der Suez-Krise kämpfen israelische Truppen an der Seite Frankreichs und Großbritanniens um die Kontrolle des Suez-Kanals, den Ägypten zuvor verstaatlicht hatte.

    Juni 1967: Im Sechstagekrieg erobert Israel den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, das Westjordanland, Ostjerusalem und die Golanhöhen.

    Oktober 1973: Eine Allianz arabischer Staaten unter Führung von Ägypten und Syrien überfällt Israel an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag. Nur unter schweren Verlusten gelingt es Israel, den Angriff abzuwehren.

    März 1979: Israels Regierungschef Menachem Begin und Ägyptens Präsident Anwar al-Sadat schließen einen von den USA vermittelten Friedensvertrag.

    Juni 1982: Beginn der Operation "Frieden für Galiläa". Israel greift Stellungen der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO im Libanon an und marschiert ins Nachbarland ein.

    Dezember 1987: Ausbruch des ersten Palästinenseraufstands ("Intifada").

    September 1993: Israels Ministerpräsident Izchak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat unterzeichnen die Oslo-Friedensverträge.

    4. November 1995: Rabin wird nach einer Friedenskundgebung in Tel Aviv von einem jüdischen Fanatiker erschossen.

    September 2000: Nach einem Besuch von Israels damaligem Oppositionsführer Ariel Scharon auf dem Tempelberg in Jerusalem bricht die zweite Intifada aus.

    2003: Israel beginnt mit dem Bau einer 750 Kilometer langen Sperranlage rund ums Westjordanland. Zäune und Mauern verlaufen zum Teil auf palästinensischem Gebiet.

    August 2005: Gegen den Widerstand der Siedler räumt Israel alle Siedlungen im Gazastreifen und zieht seine Truppen aus dem Palästinensergebiet am Mittelmeer ab.

    Juli 2006: Israel und die libanesische Hisbollah-Miliz liefern sich einen einmonatigen Krieg.

    Juni 2007: Die radikal-islamische Hamas vertreibt in einem blutigen Machtkampf unter Palästinensern die Fatah von Mahmud Abbas aus dem Gazastreifen.

    Jahreswende 2008/2009 bis August 2014: In drei Konflikten bekriegen sich das israelische Militär und die Hamas im Gaza-Streifen. Kurz vor dem Krieg 2014 scheitert der bisher letzte Versuch der beiden Seiten, am Verhandlungstisch einen Frieden zu vereinbaren.

    Dezember 2017: US-Präsident Donald Trump verkündet den Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem. Die Entscheidung stößt international auf heftige Kritik.

    Frühjahr 2018: Am Grenzzaun zwischen Israel und Gazastreifen beginnen wochenlange Demonstrationen von Palästinensern für das Recht auf Rückkehr ins Gebiet des heutigen Israels. Mehr als 100 werden von der Armee erschossen. Die USA eröffnen ihre Botschaft in Jerusalem.

    Januar 2020: Trump und Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu präsentieren einen Nahost-Friedensplan. Die Palästinenser sehen das Völkerrecht verletzt.

    Mai 2021: In Jerusalem kommt es zu schweren Zusammenstößen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern. Aus dem Gazastreifen werden Raketen auf Israel abgefeuert, das mit Luftangriffen reagiert. Dabei werden in Gaza mehrere Palästinenser getötet. (dpa)

    Juden wurden als Wucherer und Spekulanten diskriminiert, es entstanden die ersten Karikaturen vom hässlichen, gebückten und hakennasigen Juden. Der Vorwurf, das Judentum wolle die Völker zersetzen und strebe eine Art Weltherrschaft an, schwang dabei im Subtext immer mit. Am Ende dieser Epoche steht der Holocaust mit mehr als sechs Millionen ermordeten Juden.

    Eine verbindliche Definition für Antisemitismus gibt es nicht

    Eine präzise, für alle verbindliche Definition von Antisemitismus gibt es nicht. Faktisch bezeichnet Antisemitismus heute alle Erscheinungsformen der Judenfeindschaft - historisch, religiös, politisch, von rechts, von links oder aus dem muslimischen Milieu. Vereinfacht gesagt: Die Juden (oder Israel) werden für etwas kritisiert, für das man andere nicht kritisieren würde.

    Antisemitismus-Definition der Bunderegierung

    Die Bundesregierung hat sich 2017 die Definition einer Allianz von Staaten zum Gedenken an den Holocaust zu eigen gemacht: "Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Er richte sich "in Wort oder Tat" gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder gegen deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen. "Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein."

    Auf dieser Basis hat der Bundestag beispielsweise die Aufrufe der so genannten BDS-Kampagne zum Boykott von israelischen Waren, Unternehmen, Wissenschaftlern, Künstlern und Sportlern vor zwei Jahren als antisemitisch verurteilt.

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