Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Hochschul-Finanzierung: Warum uns die Forschung noch viel mehr wert sein muss

Hochschul-Finanzierung

Warum uns die Forschung noch viel mehr wert sein muss

    • |
    Ein selbstfahrendes Uber-Fahrzeug in Pittsburgh, Pennsylvania. Die USA sind Deutschland meilenweit voraus.
    Ein selbstfahrendes Uber-Fahrzeug in Pittsburgh, Pennsylvania. Die USA sind Deutschland meilenweit voraus. Foto: Uber, dpa

    Der gewaltige Fortschritt in Wissenschaft und Technik, der sich schon heute mit Macht ankündigt, wird das Leben so drastisch und rasant ändern wie zuletzt die Erfindung von Dampfmaschine und Eisenbahn.

    Selbstfahrende Autos, Hubschraubertaxis, Fabriken ohne Arbeiter, Telemedizin und mitfühlende Roboter – all diese Entwicklungen stehen vor der Tür. Deutschland als eines der reichsten Länder der Erde darf diese Neuerungen und Innovationen nicht bloß von außerhalb importieren, sondern muss sie selbst entwickeln und an andere Länder verkaufen.

    Bisher lebt die deutsche Wirtschaft davon, der Welt unsere Autos zu liefern und die Fabriken in aller Herren Länder mit Maschinen auszustatten. Dass dies so bleibt, ist aber mitnichten garantiert.

    Deshalb wird die Bundesrepublik künftig deutlich mehr Geld in kluge Köpfe, die Hochschulen und Forschungsverbünde stecken müssen. Gerade in den Bereichen künstliche Intelligenz und Digitalisierung, die auf der Verarbeitung von Daten aufbauen, gehört Deutschland allerdings nicht zur ersten Garde.

    100 Milliarden Euro flossen 2017 in Forschung und Entwicklung

    Trotzdem ist die Ausgangslage keineswegs schlecht. Staat und Unternehmen haben im Jahr 2017 für Forschung und Entwicklung 100 Milliarden Euro ausgegeben. Das entspricht drei Prozent der Wirtschaftsleistung. Dabei entfällt rund ein Drittel auf die öffentliche Hand, zwei Drittel übernimmt die Wirtschaft.

    Im internationalen Vergleich reicht das für die Spitzengruppe. Nach den Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) liegen Israel und Südkorea vorn, die jeweils über vier Prozent der Wirtschaftsleistung dafür einsetzen.

    Als Ziel hat Deutschland immerhin die Marke von 3,5 Prozent ausgerufen. Anspruch und Wirklichkeit trennen derzeit 15 Milliarden Euro. Die Politik hat es in der Hand, dem Anspruch rasch gerecht zu werden.

    Das Gesetz zur steuerlichen Förderung von Forschung und Entwicklung soll nun nach langem Hin und Her diesen Monat vom Kabinett beschlossen werden. Unternehmen können dann pro Jahr bis zu eine halbe Million Euro an Forschungszulage bekommen. Kontraproduktiv ist allerdings die von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) geplante Kürzung des Etats der Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) um eine halbe Milliarde im nächsten Jahr.

    Die USA ist Deutschland und Europa meilenweit voraus

    Dieses Linke-Tasche-rechte-Tasche-Spiel würde ein verwirrendes Signal an Wissenschaftler in der Privatwirtschaft, an Instituten und Hochschulen senden. Bund und Länder werden in Zukunft noch mehr leisten müssen, damit Deutschland seinen Rang unter den Nationen behaupten kann. Das liegt an der hiesigen Schwäche, jungen Unternehmen genügend Risikokapital zur Verfügung zu stellen, damit sie an vielversprechenden Ideen arbeiten können.

    Die USA sind uns dabei meilenweit voraus. Europa wiederum ist noch zu zersplittert, um als Ganzes zu wirken und die nötigen Summen zu stemmen. Durch den Aufstieg Chinas ist der traditionell führenden westlichen Wissenschaft ein starker Konkurrent erwachsen. Das erklärte Ziel der Staatsführung in Peking ist es, dass das Reich der Mitte die bestimmende Macht bei Erfindung und technischem Fortschritt wird.

    Die Steigerungen bei den Ausgaben für Wissenschaft und Forschung in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland waren ordentlich. Im Jahr 2009 wurden noch rund 30 Milliarden Euro weniger ausgegeben als zuletzt.

    Wird sich der Wandel derart beschleunigen, wie es alle Experten und auch die Bundesregierung erwarten, müssen die Aufwendungen aber mit dem Tempo mithalten. Der Wohlstand des Landes hängt davon ab. Wird die Regierung ihrem eigenen Anspruch gerecht?

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden