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Coronavirus: Warum die Ärmsten am meisten unter Corona leiden

Coronavirus

Warum die Ärmsten am meisten unter Corona leiden

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    Neue Corona-Ausbrüche in Deutschland haben eine Gemeinsamkeit: Sie treffen oft Menschen, die unter prekären Bedingungen arbeiten oder leben.
    Neue Corona-Ausbrüche in Deutschland haben eine Gemeinsamkeit: Sie treffen oft Menschen, die unter prekären Bedingungen arbeiten oder leben. Foto: Alexander Kaya

    Innerhalb kurzer Zeit wurden in Deutschland mehrere neue Corona-Ausbrüche gemeldet – in einer Fleischfabrik bei Gütersloh, in einem Hochhaus in Göttingen, in mehreren Wohnblöcken in Berlin. Drei Orte, die in verschiedenen Teilen des Landes liegen – und doch Gemeinsamkeiten aufweisen: An allen Corona-Hotspots leben oder arbeiten Menschen eng beieinander, oftmals unter prekären Bedingungen.

    Für SPD-Chef Norbert Walter-Borjans zeigt sich in diesen Fällen die soziale Dimension der Krise: „Corona ist eine riesige Herausforderung für die gesamte Gesellschaft“, betonte Walter-Borjans in einem Interview. „Aber es gibt keinen Zweifel, dass auch hierzulande die gesundheitlichen Risiken für Menschen mit geringerem Einkommen de facto größer sind – schon allein deshalb, weil sie in beengteren Verhältnissen leben und arbeiten.“

    Das Coronavirus hat auch eine soziale Dimension

    Die Grünen fordern, ärmere Menschen mehr in den Blick zu nehmen: „Die Pandemie hat eine soziale Dimension und Schieflage, gegen die die Bundesregierung viel stärker ankämpfen muss“, sagte die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, dem RND. „Die Bundesregierung muss einen Plan vorlegen, wie die wirtschaftlich Schwächsten in unserer Gesellschaft nicht zu Kranken werden“, betonte sie. Laut einer Analyse der Uniklinik Düsseldorf und der AOK haben Hartz-IV-Empfänger ein um 84 Prozent höheres Risiko, mit Covid-19 ins Krankenhaus zu kommen als Menschen mit einer festen Anstellung.

    Vor allem der Fleischbetrieb der Firma Tönnies im nordrhein-westfälischen Kreis Gütersloh ist in dieser Woche in den Fokus geraten. Mehr als 730 Mitarbeiter haben sich dort mit dem Coronavirus infiziert, rund 7000 Menschen aus der Region wurden in Quarantäne geschickt. Die Produktion in dem Betrieb steht nahezu still, Schulen und Kindergärten wurden geschlossen, da unter den Beschäftigten viele Eltern von Schulkindern sind.

    Warum gerade Fleischbetriebe zum Corona-Hotspot werden

    Warum es in dem Fleischbetrieb zu einem massenhaften Corona-Ausbruch kam, ist noch unklar. Der Leiter des Pandemiestabs bei Tönnies, Gereon Schulze Althoff, hatte betont, dass die Arbeitsbedingungen vor Ort – vor allem das Arbeiten in stark gekühlten Räumen – die Ausbreitung des Virus fördern könnten. Außerdem seien viele der ausländischen Mitarbeiter über ein langes Wochenende heim nach Rumänien oder Bulgarien gereist, wo sie sich möglicherweise angesteckt hätten.

    Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet hatte zunächst in diese Richtung argumentiert: Er hatte auf die Frage, was der Corona-Ausbruch im Schlachtbetrieb Tönnies über die bisherigen Lockerungen aussage, betont: „Das sagt darüber überhaupt nichts aus, weil Rumänen und Bulgaren da eingereist sind und da der Virus herkommt. Das wird überall passieren.“ Für seinen Kommentar hatte Laschet heftige Kritik einstecken müssen – und ruderte anschließend zurück: „Menschen gleich welcher Herkunft irgendeine Schuld am Virus zu geben, verbietet sich.“

    Infektionsursache: Ansteckungen mit Corona bleiben oft unbemerkt

    Nach Angaben einer Expertin für Infektionskrankheiten ist es ohnehin „extrem unwahrscheinlich“, dass sich die meisten Menschen bei einem Urlaub am Wochenende angesteckt hätten.

    „Die Inkubationszeit beträgt im Mittel fünf Tage, sodass ein Wochenendbesuch kaum so eine große Anzahl an Personen erklären kann“, sagte Isabella Eckerle, Leiterin der Forschungsgruppe Emerging Viruses in der Abteilung für Infektionskrankheiten der Universität Genf, dem Science Media Center. Stattdessen würde die hohe Zahl der Infektionen eher darauf hinweisen, dass es im Unternehmen schon seit geraumer Zeit eine immer höher werdende Zahl unbemerkter Ansteckungen gäbe. 

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