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Warnstreik: Verdi wirft Deutscher Post vor, Mitarbeiter einzuschüchtern

Warnstreik

Verdi wirft Deutscher Post vor, Mitarbeiter einzuschüchtern

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    Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel wurde im Warnstreik der Deutschen Post eingeschaltet. Befristeten Mitarbeitern soll angeblich mit einer Kündigung gedroht worden sein.
    Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel wurde im Warnstreik der Deutschen Post eingeschaltet. Befristeten Mitarbeitern soll angeblich mit einer Kündigung gedroht worden sein. Foto: Oliver Berg (dpa)

    Der Deutschen Post wird von der Gewerkschaft Verdi vorgeworfen, Streikende mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes zu drohen. Gegenüber der "Süddeutsche Zeitung" hieß es, dass diejenigen, mit einem befristeten Arbeitsvertrag betroffen seien. Verdi stütze sich dabei auf Anrufe, Gedächtnisprotokolle und Vermerke von betroffenen Angestellten. Die Post wies die Vorwürfe auf Anfrage der "SZ" ausdrücklich zurück.

    Eine Führungskraft wurde von einer Arbeitnehmerin dem Bericht zufolge zitiert. So würden die "übergeordneten Stellen" darauf schauen, wer streike und wer nicht: "Und die haben auch schon den Hinweis gegeben, dass sie gerade bei befristeten Kräften genau auf die Verträge schauen." Der Leiter habe in einem Zustellstützpunkt mit allen befristet Beschäftigten, die an einem Warnstreik teilnahmen, Einzelgespräche geführt. "Einige sind total eingeschüchtert und erklärten mir, dass sie an keinem Streik mehr teilnehmen", so eine Betriebsrätin der Gewerkschaft.

    Verdi wendet sich an Bundeswirtschaftsminister Gabriel

    Laut "SZ" stellte Verdi-Vize Andrea Kocsis die Vorwürfe in einem Brief an SPD-Chef Sigmar Gabriel zusammen. Der Brief beinhaltete anonymisierte Zitate von Angestellten. Kocsis machte darauf aufmerksam, dass Zeitpunkt, Wortwahl und Argumentationskette sich zu einem "systematisch gesteuerten Bild" zusammenfügen. Bundeswirtschaftsminister Gabriel halte die Vorwürfe offenbar für glaubhaft.

    Gabriel habe nun den Vorstandschef der Post, Frank Appel, zu einer Stellungnahme aufgefordert. Die "SZ" zitierte aus dem Brief: "Offenbar haben Vorgesetzte Druck ausgeübt, um Verdi-Mitglieder gegen ihre Gewerkschaft in Stellung zu bringen." Allen Arbeitgebern, "ganz besonders aber den großen Unternehmen mit Bundesbeteiligung", müsse jedoch die "unbedingte Achtung sowohl persönlicher wie kollektiver Arbeitnehmerrechte abverlangt werden". Der Bund hält an der Post AG noch 21 Prozent.

    Vorwurf an die Deutsche Post: Lohnabzug pro Streiktag

    Auf "SZ"-Anfrage reagierte die Deutsche Post mit einem schriftlichen Statement eines Sprechers. Es sei "nicht Teil unseres Führungs- und Kommunikationsverständnisses, Druck auf Verdi-Mitglieder auszuüben", hieß es darin. Es sei "jedoch selbstverständlich, dass unsere Führungskräfte unseren Beschäftigten die Auffassung des Unternehmens zur Notwendigkeit der Schaffung wettbewerbsfähiger Löhne intensiv erläutern und mit ihnen diskutieren". Löhne, Arbeitszeiten und die Auslagerung einen Teil des Paketgeschäfts sind Grund für den Konflikt.

    Ein weiterer Vorwurf von Verdi laut "SZ", sei der Abzug von zu viel Lohn im April bei Streikenden. Pro Streiktag sollen 1/23 des Lohns abgezogen worden sein. Dabei wären nur 1/30 zulässig gewesen. Dazu habe die Post erklärt, sie werde ihre Praxis nun umstellen. Die Lohnauszahlung im Juni soll die April-Auszahlung "korrigieren" und somit die Differenz erstattet werden. Die Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion für Arbeitnehmerrechte, Beate Müller-Gemmeke, sagte der "SZ", die Bundesregierung müsse "endlich ihren Einfluss im Aufsichtsrat nutzen, damit die Post zu einem fairen Umgang zurückfindet". AZ/afp

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