Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hat im Fernsehen eine Reihe von Fehlern in seiner Amtszeit eingeräumt - und kurz darauf wieder mit einer umstrittenen Aussage für Wirbel gesorgt: Im Falle seiner Wiederwahl will er die Aufnahme von Einwanderern in Frankreich begrenzen. Sarkozys Mutter ist selbst übrigens Migrantin, ebenso wie seine Ehefrau, die Italienerin Carla Bruni.
Sarkozys Mutter ist selbst Immigrantin
Die Zahl der jährlich aufgenommenen Immigranten solle von derzeit 180.000 auf rund 100.000 nahezu halbiert werden, sagte Sarkozy am Dienstagabend im Französischen Fernsehen. Der sozialistische Präsidentschaftskandidat François Hollande, der in Umfragen führt, sprach von einer "persönlichen Rechtfertigungssendung".
Sarkozy: Weniger Sozialleistungen für Ausländer
Bestimmte Sozialleistungen sollten Einwanderer künftig nur dann erhalten, wenn sie mindestens zehn Jahre in Frankreich gelebt und fünf Jahre dort gearbeitet hätten, erklärte der Sohn eines aus stammenden Immigranten. Sarkozys Mutter hat griechisch-jüdische Wurzeln.
Das ist Nicolas Sarkozy
Es ist der 28. Januar 1955, als Nicolas Paul Stéphane Sarkozy de Nagy-Bocsa in Paris auf die Welt kommt. Sein Vater kam als Emigrant von Ungarn nach Frankreich. Die Mutter stammt von sephardischer Juden aus Thessaloniki ab.
Sarkozy studierte Öffentliches Recht und Politikwissenschaft und wurde 1981 als Rechtsanwalt zugelassen. 1983 hat man ihn zum Bürgermeister von Neuilly gewählt. Im selben Jahr heiratet er seine erste Frau Marie-Dominique Culioli, mit der er zwei Söhne hat.
1988 wird Sarkozy Abgeordneter für die neogaullistische RPR unter Jacques Chirac. Von 1993 bis 1995 ist er Regierungssprecher und Haushaltsminister. Im anschließenden Präsidentschaftswahlkampf schlägt er sich auf die Seite von Edouard Balladur und agiert gegen Chirac. Dieser konnte die Wahl trotzdem für sich entscheiden.
Im Oktober 1996 heitatet Sarkozy zum zweiten Mal. Aus der Ehe mit Cécilia Ciganer-Albeniz geht ein Sohn hervor.
Als Innenminister nimmt er zwischen 2002 und 2004 den Kampf gegen die Kriminalität auf. Sein Engagement bringt ihm viele Anhänger.
2004 übernimmt er das Wirtschafts- und Finanzministerium, verlässt die Regierung aber bald, um den UMP-Vorsitz zu übernehmen. 2005 kehrt er schließlich als Innenminister ins Kabinett zurück. Er behält das Amt bis 2007. Im Zuge der Pariser Krawalle 2005 beschimpft er die Randalierer als "Gesindel" und verspielt dadurch viele Sympathien unter den jungen Franzosen.
Die Präsidentschaftswahl 2007 konnte er im zweiten Wahlgang für sich entscheiden. Er hat knapp gegen die Demokratin Ségolène Royal gewonnen. Seither hat es zahlreiche Skandale gegeben. Die Räumung einiger Roma-Wohnsiedlungen und die erbarmungslose Abschiebung der Bewohner nach Rumänien und Bulgarien 2010 brachte ihm viel negative Presse.
Im Februar 2008 heiratete Sarkozy zum dritten Mal. Neue First Lady wurde die italienisch-französische Sängerin Carla Bruni, der unter anderem eine Affäre mit der Rolling-Stone-Legende Mick Jagger nachgesagt wird. Die Verbindung hat ein enormes Medienecho provoziert. 2011 hat das Paar eine Tochter bekommen. Sie heißt Giulia.
2012 unterlag Sarkozy bei den Präsidentschaftswahlen seinem sozialistischen Widersacher François Hollande.
Es gebe inzwischen einfach "zu viele Ausländer" in Frankreich, sagte Sarkozy. Es sei nicht länger möglich, für alle Immigranten Unterkünfte, Arbeit und Schulen bereitzustellen.
In einem teilweise sehr persönlichen Bekenntnis gab Sarkozy im Fernsehsender France 2 zu, dass er im Falle eines weiteren Wahlsieges nicht mehr im Pariser Luxusrestaurant Fouquet's feiern werde. "Ich habe eine sehr zweischneidige Erinnerung daran: zum einen die riesige Freude, gewählt worden zu sein, und zum anderen das Zerbrechen meiner Familie." Sarkozys zweite Frau Cécilia trennte sich kurz nach der Wahl 2007 von dem heute 57-Jährigen.
Vetterswirtschaft für Sohn Jean war ein Fehler
Im Fall seiner Wiederwahl werde er mit seiner dritten Frau Carla Bruni-Sarkozy, seinen Kindern "und vielleicht einigen Freunden" feiern: "Diesmal habe ich eine Familie, eine solide Familie." Der Präsident räumte auch ein, dass der Urlaub direkt nach seinem Wahlsieg auf der Luxusyacht des Unternehmers Vincent Bolloré ein Fehler gewesen sei. Der Versuch, seinem Sohn Jean einen Spitzenposten in der Verwaltung des Pariser Geschäftsviertels La Défense zu verschaffen, sei ebenfalls falsch gewesen.
Es gebe keinen Grund, sein Privatleben so auszubreiten, kritisierte Hollande am Mittwoch im Radiosender Europe 1 den dreistündigen Fernsehauftritt. "Die Franzosen wollen, dass man von ihnen spricht und nicht nur von dem, der ihr nächster Präsident sein will." Der frühere sozialistische Parteichef warf Sarkozy vor mit seinen Steuerplänen für die Spitzenunternehmen des Landes z spät zu kommen. "Die guten Ideen muss man am Anfang der Amtszei haben, nicht am Ende." Große Unternehmen wie der Ölkonzern Total zahlen in Frankreich kaum Steuern, was von der linksgerichteten Opposition regelmäßig kritisiert wird.
Sarkozys Umfragewerte im Tief
Direkter Kritik der Sozialisten sah sich Sarkozy am Dienstagabend ausgesetzt, als er zum Abschluss der Sendung "Les paroles et les actes" rund eine dreiviertel Stunde lang mit dem früheren sozialistischen Regierungschef Laurent Fabius debattierte. Dabei warf der 65-Jährige dem Präsidenten vor, bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit versagt zu haben. Auch die Kaufkraft der Franzosen habe sich nicht verbessert, obwohl Sarkozy als "Präsident der Kaufkraft" angetreten sei.
Sarkozy, dessen Umfragewerte seit Monaten im Tief verharren, versucht durch mehrere Fernsehauftritte und eine Großveranstaltung am Sonntag in der Wählergunst zuzulegen. Die erste große Fernsehdebatte Sarkozys seit dessen Wahl 2007 verfolgten 5,6 Millionen Zuschauer. Damit verlor der Präsident klar gegen die Arztserie "Dr. House" mit 8,1 Millionen Zuschauern, die parallel lief. In Frankreich wird in zwei Runden am 22. April und 6. Mai der neue Präsident gewählt. dpa, afp