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Wahlkampf: Seehofer holt Guttenberg in sein Wahlkampfteam

Wahlkampf

Seehofer holt Guttenberg in sein Wahlkampfteam

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    Horst Seehofer und Karl-Theodor zu Guttenberg auf dem Parteitag der CSU im Jahr 2010. Jetzt soll Guttenberg Teil des Wahlkampf-Kompetenzteam werden.
    Horst Seehofer und Karl-Theodor zu Guttenberg auf dem Parteitag der CSU im Jahr 2010. Jetzt soll Guttenberg Teil des Wahlkampf-Kompetenzteam werden. Foto: Tobias Hase/Archiv (dpa)

    Was als erster Schritt zurück in die politische Arena interpretiert werden könnte, bezeichnet der bayerische Ministerpräsident als reine Unterstützung der alten Heimat. Der 43-Jährige Karl-Theodor von Guttenberg solle die Partei in der Sicherheitspolitik sowie bei der Digitalisierung beraten, sagte Seehofer der "Süddeutschen Zeitung". Aus der Zusammenarbeit seien aber "keine weiteren Schlüsse" über weitere Aufgaben Guttenbergs zu ziehen.

    Nach Amerika ausgewandert

    Guttenberg war 2011 wegen einer Plagiataffäre um seine Doktorarbeit von allen politischen Ämtern zurückgetreten und danach mit seiner Familie in die USA gezogen. Seit 2002 war er Mitglied des Bundestages gewesen und von 2002 bis 2008 Mitglied des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten.

    Als gut gebuchter Redner spricht er zu Themen der Außen- und Verteidigungspolitik und ist als Senior Berater für die "No Disconnect Strategy"-Kommission der EU tätig, die Internet-Nutzern, Bloggern und Cyber-Aktivisten, die in autoritären Regimen leben, strategische Beratung bietet.

    Spekulationen über eine mögliche Rückkehr in die deutsche Politik rissen seither nie ab. Er hatte immer betont, er genieße es sehr am neuen Wohnort in Greenwich, Connecticut, unter dem Radar der Medien ein ruhiges Leben zu führen.

    Guttenberg als Experte für Sicherheit und Digitalisierung im Seehofer-Team

    Chronologie der Affäre Guttenberg

    15. Februar 2011: Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet vorab über mögliche Plagiate in der Doktorarbeit von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Die Arbeit wurde 2006 an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth eingereicht. Guttenberg hatte dafür die Bestnote summa cum laude erhalten.

    16. Februar: In der "Süddeutschen Zeitung" stehen erste Plagiatsbeispiele, die der Bremer Juraprofessor Andreas Fischer-Lescano festgestellt hat. Guttenberg weist die Vorwürfe noch als "abstrus" zurück.

    Kurz darauf berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" in ihrer Online-Ausgabe, dass die Einleitung der Doktorarbeit aus einem Artikel in dem Blatt abgeschrieben sein soll. Der einleitende Absatz der Arbeit decke sich fast wortwörtlich mit einem 1997 erschienenen Text der Politikwissenschaftlerin Barbara Zehnpfennig.

    17. Februar: Während Guttenberg die deutschen Truppen in Nordafghanistan besucht, werden in Deutschland fast stündlich neue Plagiatsvorwürfe laut. Erstmals werden Rufe nach einem Rücktritt laut. Im Internet wird eine Webseite für die Schummel-Recherche eröffnet. Unter "Guttenplag-Wiki" sollen die Vorwürfe gegen den CSU-Politiker gesammelt und bewertet werden.

    18. Februar: Erstmals gehen Strafanzeigen gegen Guttenberg wegen der Plagiatsvorwürfe ein. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagt ihrem Minister Unterstützung für den Fall zu, dass er sich zu den Vorwürfen erkläre.

    In einem eilig einberufenen Pressestatement entschuldigt sich Guttenberg am Mittag für "Fehler" und erklärt, er werde seinen Doktortitel bis zur Aufklärung durch die Uni Bayreuth nicht führen. Zugleich versichert er erneut: "Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat."

    21. Februar: Die Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen wollen die Plagiatsvorwürfe zum Thema im Bundestag machen. "Guttenplag-Wiki" legt einen Zwischenbericht vor: Danach stehen 271 Seiten der Dissertation oder knapp 70 Prozent unter Plagiatsverdacht.

    22. Februar: Der Wissenschaftsverlag Duncker und Humblot will Guttenbergs Doktorarbeit künftig weder ausliefern noch neu auflegen.

    23. Februar: Die Universität Bayreuth entzieht Guttenberg den Doktortitel.

    28. Februar: Wissenschaftler übergeben einen von 23.000 Doktoranden unterzeichneten offenen Brief an Merkel, in dem sie der CDU-Politikerin in der Plagiatsaffäre eine "Verhöhnung" aller wissenschaftlichen Hilfskräfte vorwerfen.

    1. März: Guttenberg gibt seine politischen Ämter auf, wie er in einem kurzfristig anberaumten Statement erklärt. "Das ist der schmerzlichste Schritt meines Lebens", sagt er.

    3. März: Guttenberg legt auch sein Bundestagsmandat nieder.

    7. März: Die Staatsanwaltschaft Hof nimmt Ermittlungen gegen Guttenberg auf.

    8. April: Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass die Universität offenbar davon ausgeht, dass Guttenberg absichtlich getäuscht hat.

    15. April: Guttenberg hat kein politisches Mandat mehr. Der Kreistag des oberfränkischen Landkreises Kulmbach stimmt einstimmig Guttenbergs Antrag auf Niederlegung seines Amtes zu.

    6. Mai: Jetzt ist es amtlich: Die Universität Bayreuth geht in ihrem Abschlussbericht davon aus, dass Guttenberg absichtlich getäuscht habe. "Nach eingehender Würdigung der gegen seine Dissertationsschrift erhobenen Vorwürfe stellt die Kommission fest, dass Herr Freiherr zu Guttenberg die Standards guter wissenschaftlicher Praxis evident grob verletzt und hierbei vorsätzlich getäuscht hat".

    11. Mai: Die Universität stellt den über 80 Seiten langen Abschlussbericht inklusive einer Übersicht einiger der Zitierverstöße Guttenbergs in Bayreuth vor. "Evidente Plagiate" hätten sich über die ganze Arbeit verteilt gefunden.

    23. November: Die Staatsanwaltschaft Hof gibt bekannt, dass die Ermittlungen gegen Guttenberg gegen Zahlung einer Geldauflage in Höhe von 20.000 Euro eingestellt wurden.

    Seehofer lobte Guttenberg als "herausragenden Kopf", der sein Wissen und Können themenbezogen einbringen soll. Wie die Zeitung weiter berichtet, wird Guttenberg seinen Lebensmittelpunkt in den USA behalten und völlig frei in der Terminwahl sein. Guttenberg wolle lediglich seiner politischen Heimat helfen. dpa

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