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Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern: Grüne im Glück - FDP frustriert

Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern

Grüne im Glück - FDP frustriert

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    „Wir schaffen es, Leute, die vorher nicht zur Wahl gegangen sind, zu mobilisieren.“Grünen-Chefin Claudia Roth (r).
    „Wir schaffen es, Leute, die vorher nicht zur Wahl gegangen sind, zu mobilisieren.“Grünen-Chefin Claudia Roth (r). Foto: Jens Büttner/dpa

    Natürlich weiß auch Philipp Rösler, woran es lag – nur sagen darf er es nicht so deutlich. Offiziell hat die FDP alle Personaldebatten für beendet erklärt, und deshalb verpackt ihr neuer Vorsitzender seine Kritik an Guido Westerwelle kunstvoll in einige höfliche Floskeln, die vermutlich nicht ganz so harmlos gemeint sind, wie sie klingen.

    Dass ihre Partei in Mecklenburg-Vorpommern innerhalb von nicht einmal zwei Wochen von halbwegs aussichtsreichen Umfragewerten um die fünf Prozent auf desaströse 2,7 Prozent abgesackt ist, hat für die meisten Liberalen ja vor allem einen Grund: die anfängliche Weigerung des Außenministers, die Nato für ihren erfolgreichen Einsatz in Libyen zu loben, und die sich anschließenden innerparteilichen Kontroversen. Rösler allerdings will jetzt nicht noch Öl ins Feuer gießen und klagt nur ganz allgemein: „Wir haben uns unsere Chancen auch selbst ein Stück weit zunichtegemacht.“ Auch so weiß jeder, wer gemeint ist.

    Berlin am Tag danach. Während Grünen-Chefin Claudia Roth in ihrer Parteizentrale stolz in die Kameras strahlt und sich über das immer grüner wählende Deutschland freut, steht ihr freidemokratischer Kollege ein wenig schmallippig im Atrium des Thomas-Dehler-Hauses. Die Grünen sind nun in allen 16 Landesparlamenten vertreten und stellen in Baden-Württemberg sogar einen Ministerpräsidenten, die FDP dagegen ist alleine in diesem Jahr bereits aus vier Landtagen geflogen und wird Mitte September in

    Die ersten Unzufriedenen beginnen deshalb auch schon über den neuen Vorsitzenden zu lästern: zu nett, nicht durchsetzungsfähig genug, zu unauffällig. Einem aus der Bundestagsfraktion, der schon länger dabei ist, schwant Schlimmes: „Die Jungen kriegen es auch nicht hin.“ Westerwelle gleich ganz zu stürzen, haben Rösler, Generalsekretär Christian Lindner und der neue Gesundheitsminister Daniel Bahr nicht gewagt, den Gefallen, von selbst zu gehen, wird er ihnen kaum tun – also arrangiert man sich notgedrungen. „Solide, seriöse Sacharbeit“ und ein neues Grundsatzprogramm mit einem neuen Verständnis von bürgerlicher Politik verspricht der Parteichef nun, was immer das konkret heißt.

    Als er sein Amt im Mai angetreten hatte, habe er gewusst, dass es schwer würde, sagt Rösler. Aber gleich so schwer? In Berlin muss die FDP damit rechnen, noch hinter die Piratenpartei zurückzufallen. Als Marke, schimpft Wolfgang Kubicki, der Lästerer aus Kiel, habe sie offenbar „verschissen“.

    Den Grünen dagegen geht es wie den Liberalen zu ihren besten Zeiten. Der Frust über die Arbeit der Großen Koalition und ein fulminanter Wahlkampf des damaligen Oppositionsführers Westerwelle hatten die FDP bei der letzten Bundestagswahl auf ein historisches Hoch von 14,6 Prozent katapultiert und die schwarz-gelbe Koalition erst möglich gemacht. Nun sind es die Grünen, die mit Jürgen Trittin den heimlichen Oppositionsführer stellen, in den Umfragen sogar auf 20 bis 21 Prozent kommen und ihre Vorsitzende bereits vom Jahr 2013 schwärmen lassen.

    Bei der nächsten Bundestagswahl, betont Claudia Roth, „sehe ich große Chancen für Rot-Grün oder Grün-Rot“. Offenbar gelingt den Grünen etwas, was die FDP zuletzt nicht mehr vermochte: „Wir schaffen es, Leute, die vorher nicht zur Wahl gegangen sind, zu mobilisieren.“

    Im Berliner Wahlkampf allerdings läuft es bislang alles andere als rund für die grüne Spitzenkandidatin Renate Künast. Zum Jahreswechsel lag sie nahezu gleichauf mit Bürgermeister Klaus Wowereit und ihre Partei teilweise deutlich vor der SPD. Mittlerweile allerdings führen die Sozialdemokraten in den Umfragen nicht nur klar mit 30 bis 32 Prozent – die Grünen sind zuletzt sogar noch hinter die CDU zurückgefallen. Vor diesem Hintergrund wirkt selbst ein Ergebnis von 20 Prozent und mehr plötzlich seltsam blass.

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