Ihm sei es nicht wie erhofft gelungen, einen politischen Wandel hin zu parteiübergreifender Zusammenarbeit einzuleiten, musste Obama im spanischsprachigen US-Fernsehsender Univision am Donnerstag einräumen. "Man kann Washington nicht von innen verändern, man kann es nur von draußen", gestand er ein. Sein Kontrahent Romney konterte süffisant bei einer Kundgebung: "Wir geben ihm die Chance im November. Er fliegt raus."
Unter dem Wahlkampfmotto "Hoffnung und Wandel" war Obama 2009 mit dem Versprechen angetreten, für einen versöhnlicheren Ton in der US-Hauptstadt zu sorgen. Romney warf dem Präsidenten vor, seine Ziele aufgegeben zu haben. "Sein Slogan war: "Ja, wir können". Jetzt ist sein Slogan: "Nein, ich kann es nicht"", sagte Romney vor Anhängern in Sarasota (Florida).
Zugleich räumte der Präsident auf kritische Fragen des Moderators ein, die versprochene Reform der Immigrationsgesetze nicht umgesetzt zu haben. Das sei "der größte Fehler" seiner ersten Amtszeit gewesen, sagte Obama. Die Zusage habe er damals im Wahlkampf gemacht, "bevor die Wirtschaft kurz vor dem Zusammenbruch stand". Die Konjunkturkrise habe dann die ersten beiden Jahre seiner Präsidentschaft eingenommen. "Ich habe nicht alles geschafft, was ich schaffen wollte."
Die Einwanderungsdebatte ist ein heißes Eisen in der US-Politik. Die Latinos stellen mit rund 50 Millionen Einwohnern die größte Minderheit in den USA. Mehr als zwei Drittel von ihnen gaben Obama bei der Wahl 2008 ihre Stimme. Er hatte beim Amtsantritt versprochen, die mehr als elf Millionen illegalen Einwanderer - oft Freunde oder Verwandte von legalen Immigranten - "aus dem Schatten" herauszuholen. Vor einigen Monaten hatte Obama bestimmt, dass zumindest Immigranten, die als Kinder oder Jugendliche illegal in die USA gekommen sind, zunächst für zwei Jahre von einer Abschiebung verschont bleiben. (dpa)