Bei seiner letzten Massenkundgebung vor der Präsidentenwahl hat Russlands Regierungschef Wladimir Putin seine Anhänger mit patriotischen Tönen auf einen Sieg eingeschworen. Russland sei eine "siegreiche Nation" und werde sich niemals fremden Willen aufzwingen lassen, rief Putin vor 130.000 Menschen im Moskauer Luschniki-Stadion am Donnerstag. Vorwürfe, Staatsbeschäftigte seien zur Teilnahme gezwungen worden, wies sein Team zurück.
Putin wählte für seinen Auftritt vor der Präsidentschaftswahl am 4. März den Tag des Verteidigers des Vaterlandes. Er verwies dabei auf Siege der russischen Armee, etwa gegen Napoleon Anfang des 19. Jahrhunderts vor Moskau. "Die Schlacht um Russland geht weiter", sagte Putin auf einer riesigen blauen Bühne stehend in dem Stadion.
Siegreich zu sein hätten die Russen "in ihren Genen". Niemand müsse "ins Ausland blicken, nach links rennen, zur Seite, und dem Mutterland untreu werden".
Atmosphäre im Stadion glich einem Festival
Die Atmosphäre im Stadion, in dem normalerweise die größten Fußballspiele und Rockkonzerte in Moskau stattfinden, glich der eines Festivals. Tanzende Menschen und Träger roter Luftballons in Herzform mit der Aufschrift "Für Putin" waren zu sehen. "Ich frage Euch: Werden wir siegen?", rief Putin in die Menge. Zehntausende antworteten darauf mit einem ohrenbetäubenden "Ja!". Davor waren rund 30.000 seiner Unterstützer unter dem Motto "Schützt das Land" am Ufer der Moskwa in Richtung Stadion gezogen.
Das Wahlkampfteam Putins wollte mit der Kundgebung zehn Tage vor der Wahl die Aktionen der Protestbewegung in den Schatten stellen. Diese hatte es in den vergangenen Wochen geschafft, Zehntausende gegen den Regierungschef auf die Straßen zu bringen, und will am Sonntag erneut gegen Putin mobil machen. Die Proteste hatten nach der umstrittenen Parlamentswahl im Dezember begonnen, bei der internationale Beobachter zahlreiche Unregelmäßigkeiten kritisiert hatten.
Putins Gegner: Teilnehmer wurden gezwungen
Vor Putins Großkundgebung gab es erneut Vorwürfe seiner Gegner, er habe Bedienstete von Staatsbetrieben zur Teilnahme zwingen lassen. Einige Teilnehmer gaben zu, dass sie keine Wahl hatten als zu kommen: "Heute ist mein Geburtstag, und sie haben mich hierher geschleppt", sagte Wladimir, der seinen Nachnamen aus Angst vor Repressalien nicht nennen wollte. Putins Wahlkampfleiter Stanislaw Goworuchin wies diese Vorwürfe zurück. "Wir treiben hier keine Leute zusammen, wir laden alle ein", sagte er vor Journalisten.
Putin ist trotz der Proteste mit Abstand der aussichtsreichste Kandidat. Fraglich ist im Grunde nur noch, ob er es schon im ersten Wahlgang schafft, über 50 Prozent zu kommen und damit nicht in die Stichwahl muss.
Putin war bereits von 2000 bis 2008 russischer Staatschef. Danach durfte er laut Verfassung nicht erneut antreten und wechselte in das Amt des Regierungschefs. Mit dem amtierenden Präsidenten Dmitri Medwedew hatte er jedoch einen Ämtertausch vereinbart. Medwedew soll nach diesem Plan nach der Wahl Ministerpräsident werden. AZ, afp