Rhein-Zeitung: "Gauck dürfte lebensklug genug sein, sich dabei aus dem Häuserkampf des politischen Alltags herauszuhalten und sich auch von den Parteien nicht zwischen die Fronten der Lager und des Klein-Klein hineinzerren zu lassen. Wir Bürger und wir Medien schließlich sollten der Versuchung widerstehen,
Kölner Stadt-Anzeiger: "Warum lässt man die Bürger nicht direkt wählen, zumal es eine der Hauptaufgaben Gaucks sein wird, dem öffentlichen Verdruss am politischen System und seinen Akteuren zu begegnen? So rührend rückwärtsgewandt Gaucks Bekenntnis zur demokratischen Freiheit der Wahl manchem erscheint - es ist von hoher Aktualität in einer Zeit, die durch Wahlmüdigkeit und populäre Herabsetzung von Politik geprägt ist. Insbesondere in NRW, wo in Kürze ein neuer Landtag gewählt wird, muss solch ein Bekenntnis eines Ostdeutschen nachdenklich stimmen."
Märkische Allgemeine: "Was Gauck auszeichnet ist die Tatsache, dass er keiner der Parteien, die ihn unterstützt haben, verpflichtet ist. Er ist nicht festgelegt. Das macht ihn aber zugleich für alle, die ihm gestern ihre Stimme gaben, unberechenbar."
Thüringer Allgemeine: "Joachim Gauck weiß, dass die Erwartungen an ihn groß sind und er allein das durch Christian Wulff in Mitleidenschaft gezogene Amt mit Würde ausfüllen muss. Deshalb sagte er auch gestern, dass er nicht alles wird erfüllen können. Nicht als Mensch, nicht als Amtsträger. Das ist keine Tiefstapelei, keine Entschuldigung vorab für sein mögliches Scheitern. Das ist menschlich. Fehler sind menschlich. Entscheidend ist der richtige Umgang mit ihnen und der meist folgenden Kritik."
Westdeutsche Zeitung: "Wenn Gaucks Begriff von Freiheit auch die Ideen derer umfasst, die mit Kraft und Leidenschaft etwas aus ihrem Leben machen wollen, ohne gegängelt zu werden, und gleichzeitig jene nicht vergisst, die ohne die Hilfe der Gesellschaft kein angemessenes Leben in Freiheit führen können, dann wird er wirklich ein Bürgerpräsident sein. Dann wird er auch die überzeugen, die ihn heute noch für eitel, hartherzig und für zu intellektuell halten."
Zitate von Joachim Gauck
"Unsäglich albern" (16.10. 2011, zur Finanzmarkt-Debatte)
"Das wird schnell verebben." (16.10.2011, zur internationalen Protestbewegung "Occupy")
"Wir träumten vom Paradies und wachten auf in Nordrhein-Westfalen." (24.06.2010, über die Ernüchterung vieler Ostdeutscher über das Leben im wiedervereinigten Deutschland)
"Ich würde in der Tradition all derjenigen Bundespräsidenten stehen, die sich gehütet haben, die Politik der Bundesregierungen zu zensieren. Mancher wünscht sich ja einen Bundespräsidenten wie einen Kaiser, als letzte Instanz über allem - das darf er nicht sein." (25.6.2010, bei seinem ersten Anlauf zur Präsidentschaft im Fernsehsender n-tv über sein Amtsverständnis.)
"Es schwächt die Schwachen, wenn wir nichts mehr von ihnen erwarten." (3.10.2010 bei einer Feierstunde im Berliner Abgeordnetenhaus zum Einheits-Jubiläum)
"Denn als Bürger der DDR haben ich und viele andere Menschen im ganzen Osten Europas Ohnmacht erlebt und trotz Ohnmacht Ähnliches geschafft: Es gibt ein wahres Leben im falschen.". (10.10.2010 bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an den israelischen Schriftsteller David Grossmann)
«Verantwortung ist dem Untertan meistens fremd. Was er am besten kann, ist Angst haben.» (1999 über Furcht vor der Freiheit bei Menschen in Ostdeutschland)
"Wir sind nicht dazu da, vor dem Verbrechen zu kapitulieren und vor dem Unheil zu flüchten." (29.11.2010, vor der Entgegennahme des Geschwister-Scholl-Preises)
„Er hat über ein Problem, das in der Gesellschaft besteht, offener gesprochen als die Politik.“ (2011 über Thilo Sarrazin und sein Buch über Migrationspolitik.
«Es schwächt die Schwachen, wenn wir nichts mehr von ihnen erwarten.» (3.10.2010 bei einer Feierstunde zum Einheits-Jubiläum)
"Wir dürfen uns von den Fanatikern und Mördern nicht unser Lebensprinzip diktieren lassen." (27.7.2011, bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele gegen die Einschränkung von Freiheitsrechten aus Sicherheitsaspekten als Reaktion auf Terror)
"Geben Sie mir einfach noch ein wenig Zeit." (17.2.2012, auf die Frage eines Reporters, ob er bereit für eine Kandidatur als Bundespräsident sei)
Neues Deutschland: "Ein Kandidat, über den gesagt wird, er müsse noch viel lernen als Präsident, ist offenbar bedingt geeignet, seine Unterstützer sind offenbar bedingt interessiert an der Würde des Amtes. Mit Joachim Gauck sind überdies die Einschränkungen akzeptiert, die seine Achtung gegenüber Teilen der Bevölkerung mindern, weil sie Freiheit anders erleben, als er es für richtig hielte. Wie fest gefügt die Lager dieser repräsentativen Demokratie sind, zeigt das Ergebnis, das von gerade drei Stimmen für Klarsfeld aus den Reihen der Unterstützer Gaucks zeugt. Aber auch einen Teil der 108 Enthaltungen darf sich Klarsfeld im Stillen gutschreiben. Beide Kandidaten schöpften Anerkennung wie Ablehnung aus dem Umgang mit Vergangenheit." afp/AZ/dpa