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Waffenruhe: In Syrien schweigen die Waffen - Annan hoffnungsvoll

Waffenruhe

In Syrien schweigen die Waffen - Annan hoffnungsvoll

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    In Syrien schweigen die Waffen vorerst. Aber neben der großen Zerstörung bleiben auch viele Fragen.
    In Syrien schweigen die Waffen vorerst. Aber neben der großen Zerstörung bleiben auch viele Fragen. Foto: LOCAL COORDINATION COMMITTEES LCC/Archiv dpa

    In vielen syrischen Kampfzonen schweigen erstmals seit über einem Jahr die Waffen. "Die Einstellung der Feindseligkeiten scheint zu halten", sagte der UN-Sondergesandte Kofi Annan dem Sicherheitsrat am Donnerstagnachmittag in einer Videoschaltung. Die Lage in dem umkämpften Land sei jetzt "relativ ruhig", sagte er hoffnungsvoll.

    Annan will UN-Beobachter nach Syrien schicken

    Um 5.00 Uhr MESZ war die Frist zur Einhaltung der Waffenruhe abgelaufen, die der Sondergesandte ausgehandelt hatte. Es gebe zwar Berichte über Gewalt, sagte Annan. Er hoffe aber, dass dies nur Einzelfälle seien. Die Regierung solle ihre schweren Waffen sofort aus den Wohngebieten abziehen.

    Annan will jetzt, dass die Vereinten Nationen so schnell wie möglich Beobachter nach Syrien entsenden, die die Einhaltung des Waffenstillstandes überwachen. Auch er selbst könne schnell wieder nach

    Waffenstillstand ist Teil des Friedensplans

    "Es hat seit heute Morgen keine Attacken mit schweren Geschützen mehr gegeben", bestätigte der Kommandeur der oppositionellen Freien Syrischen Armee, Oberst Riad al-Asaad, der Nachrichtenagentur dpa in einem Telefoninterview am Mittag. Die Regierungstruppen hätten ihre Artillerieangriffe auf Wohnviertel eingestellt, sagte al-Asaad, der von der Türkei aus operiert. Der Oberst betonte aber, dass die Razzien gegen mutmaßliche Regimegegner weitergingen. Auch andere Oppositionelle berichteten von einzelnen Verstöße gegen den Waffenstillstand. Demnach wurden drei Menschen von Sicherheitskräften erschossen.

    Der Waffenstillstand ist Teil eines Friedensplans, den Annan im März vorgelegt hatte. Wichtigster Punkt ist ein Ende der Gewalt, der etwa 9000 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen. Zudem sieht der Plan den freien Zugang für humanitäre Helfer und Journalisten und einen vorsichtigen demokratischen Wandel in Syrien vor.

    Al-Assad: auf mögliche Angriffe angemessen reagieren

    Das Regime von Präsident Baschar al-Assad hatte bereits am Mittwoch in einem Schreiben an Annan angekündigt, alle Kampfhandlungen fristgerecht einstellen zu wollen. Allerdings behalte man sich das Recht vor, auf mögliche Angriffe "terroristischer Gruppen angemessen zu reagieren".

    Auch der Leiter der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, bewertete die Situation landesweit als weitgehend ruhig. Einige Explosionen seien in der Region Sabadani, rund 30 Kilometer von Damaskus entfernt, zu hören gewesen. Hinweise auf einen Armee-Rückzug aus den Städten gebe es noch nicht.

    Ban Ki Moon: Damaskus muss Verbrechen umsetzen

    UN-Generalsekretär Ban Ki Moon redete dem syrischen Regime ins Gewissen: "Die ganze Welt verfolgt das sehr genau, denn viele frühere Zusagen der Regierung Syriens wurden nicht eingehalten." Damaskus müsse nun seine Versprechen in die Tat umsetzen.

    Die Frage der Waffenruhe werde sich bei den großen Demonstrationen vor allem am Freitag entscheiden, sagte Elias Perabo von der Solidaritätskampagne "Adopt a Revolution" im Deutschlandradio Kultur. "Die Aktivisten vor Ort, aber auch wir, sind da leider sehr skeptisch". Zu schlecht seien die Erfahrungen des vergangenen Jahres.

    Merkel und Obama zeigen sich besorgt

    Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama hatten sich vor Ablauf der Frist skeptisch zu Assads Absichten geäußert: Beide teilten in einem Telefonat die Sorge darüber, dass sich die Regierung in Damaskus bislang nicht an den Friedensplan gehalten habe und stattdessen "weiter mit inakzeptabler Brutalität gegen das eigene Volk vorgegangen" sei. Über das Gespräch berichtete das Weiße Haus.

    Wie Annan sprach sich auch Außenminister Guido Westerwelle dafür aus, bei Einhaltung des Friedensplans eine internationale Beobachtermission nach Syrien zu schicken. Offen ließ er, ob sich Deutschland mit eigenen Soldaten beteiligen würde. "Das ist viel zu früh, um über solche Fragen im Detail zu reden", sagte der FDP-Politiker am Rande eines G8-Außenministertreffens. "Wir müssen unbedingt verhindern, dass aus dieser schlimmen Lage in Syrien ein Flächenbrand in der gesamten Region werden könnte." dpa

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