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Afghanistan: Chaos am Flughafen Kabul: Ist eine Rettung aus Afghanistan bald unmöglich?

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Chaos am Flughafen Kabul: Ist eine Rettung aus Afghanistan bald unmöglich?

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    Familien werden für deren Evakuierung zu einer Boeing C-17 auf dem Flughafen Kabul geleitet.
    Familien werden für deren Evakuierung zu einer Boeing C-17 auf dem Flughafen Kabul geleitet. Foto: U.S. Marines, Zuma Press Wire, dpa

    Die Lage auf dem Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul spitzt sich immer weiter zu. Am Montagmorgen ist es dort zu einer tödlichen Schießerei gekommen, in die auch Soldaten der Bundeswehr und der US-Armee verwickelt wurden. Bei dem Angriff unbekannter Männer starb ein afghanischer Sicherheitsmann, drei weitere wurden verletzt. Angehörige der Bundeswehr oder der US-Streitkräfte wurden laut Verteidigungsministerium nicht verletzt. Wie lange überhaupt noch Menschen aus Kabul gerettet werden können, ist völlig unklar.

    Flughafen Kabul: Waren die Angreifer Angehörige des IS?

    Zwar hatten die Taliban allen Ausländern freien Abzug zugesichert, doch wie zuverlässig diese Aussage ist, vermag niemand zu sagen. Nicht ausgeschlossen ist, dass es sich bei den Angreifern um Angehörige der Terrormiliz "Islamischer Staat" handelt, die mit den Taliban verfeindet ist. Dem Verteidigungsministerium zufolge wächst die Gefahr eines Terroranschlags auf den Flughafen. Tausende verzweifelte Menschen harren dort noch immer aus und hoffen, einen Platz in einem der Evakuierungsflieger zu ergattern. Unter ihnen befinden sich auch afghanische Mitarbeiter deutscher Organisationen, die Racheakte der Islamisten fürchten müssen.

    Bis die radikal-islamistischen Taliban vor rund einer Woche faktisch die Macht im Land übernommen haben, hatten etwa rund 1100 Afghanen für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit gearbeitet. Inzwischen hat die Bundesregierung die Entwicklungshilfe ausgesetzt.

    Opposition wirft Entwicklungsminister Müller vor, die Ausreise von Ortskräften verzögert zu haben

    Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) wurde von FDP und Grünen scharf kritisiert – die Opposition wirft ihm vor, er habe die Ausreise afghanischer Ortskräfte verzögert oder blockiert. Hintergrund: Einheimische GIZ-Mitarbeiter erhalten ein Jahresgehalt, wenn sie erklären, im Land zu bleiben. Ein Sprecher Müllers betonte, wer das Angebot annehme, dem sei keineswegs eine spätere Ausreise nach Deutschland verwehrt. Es handle sich um ein "Hilfsangebot für Menschen, die freiwillig im Land bleiben wollen". Die Frage ist nur, ob es für sie in ein paar Wochen überhaupt noch möglich sein wird, aus Afghanistan wegzukommen.

    Schon jetzt ist es kaum mehr möglich, sicher an den Flughafen zu gelangen. Die deutsche Botschaft rät deutschen Staatsangehörigen und afghanischen Ortskräften dringend davon ab, sich auf den gefährlichen Weg dorthin zu machen.

    Die Bundeswehr ist jetzt auch außerhalb des Flughafens Kabul aktiv

    Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) will dazu übergehen, "die Leute sozusagen abzuholen". So ist die Bundeswehr inzwischen auch außerhalb des Flughafens im Einsatz. Das Verteidigungsministerium bestätigte, dass Angehörige der Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte "KSK" zu Fuß eine dreiköpfige deutsch-afghanische Familie aus München aus dem Stadtgebiet von Kabul "abgeholt" und zum rettenden Flughafen geleitet haben. Kramp-Karrenbauer übernahm für solche Aktionen die Verantwortung und verknüpfte damit ihr politisches Schicksal: "Was immer da vor Ort passiert: Ich halte den Kopf hin."

    Wie viele Deutsche sich noch in Afghanistan befinden, kann das Auswärtige Amt nicht genau beziffern. Laut Schätzungen handle es sich um eine niedrige dreistellige Zahl. Die Zeit für deren Rettung läuft ab. US-Präsident Joe Biden hatte den 31. August als Zeitpunkt für den endgültigen Abzug aus Afghanistan festgelegt. Eine Verlängerung ist nicht ausgeschlossen. Doch die Taliban wollen dem keinesfalls zuzustimmen.

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