US-Senatorin Elizabeth Warren hat ihren Golden Retriever Bailey mit zur Wahlkampfveranstaltung in Des Moines im Bundesstaat Iowa gebracht, und das hat ganz praktische Gründe: Warren ist in Eile, vor der ersten Vorwahl im US-Präsidentschaftsrennen muss sie unbedingt noch Wähler mobilisieren. Normalerweise posiert die 70-Jährige geduldig mit ihren Unterstützern für Fotos. Mehr als 100.000 solcher Bilder hat sie nach ihren Angaben gemacht, seit sie sich vor einem Jahr um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten beworben hat. Am Sonntag sagt sie: "Ich kann nicht für Selfies bleiben. Aber Bailey bleibt und wird ein Selfie mit jedem machen."
Iowa ist ein verschlafener Bundesstaat im Mittleren Westen der USA, die Hauptstadt Des Moines zählt kaum mehr als 200.000 Einwohner. Alle vier Jahre aber fällt Polit-Prominenz hier ein, dann steht Iowa plötzlich im Mittelpunkt des Interesses, und das weit über die USA hinaus: Die Demokraten und die Republikaner halten in Iowa traditionell die ersten ihrer Vorwahlen in den Bundesstaaten ab, die letztlich die Präsidentschaftsbewerber der Parteien bestimmen. Bei den Republikanern ist ausgemachte Sache, dass US-Präsident Donald Trump für sie in die Wahl im November zieht. Hochspannend ist der Kampf um die Kandidatur dagegen bei den Demokraten.
Vorwahlen in Iowa: In Umfragen liegt Bernie Sanders vorne
Von der Vorwahl in Iowa am Montagabend geht ein wichtiges Signal aus. Ein geflügeltes Wort besagt, dass es nur drei Tickets aus Iowa heraus gibt: Kaum ein Präsidentschaftskandidat ist in den vergangenen Jahrzehnten nominiert worden, der in Iowa nicht mindestens als Drittplatzierter abgeschnitten hat. Für Warren könnte es eng werden: Umfragen sehen den linken Senator Bernie Sanders (78) knapp vorne, gefolgt von Ex-Vizepräsident Joe Biden (77). Vor Warren liegt an dritter Stelle Pete Buttigieg, einst Bürgermeister von South Bend in Indiana und mit 38 Jahren der Jungspund im Bewerberfeld.
Buttigieg, bekannt als "Mayor (Bürgermeister) Pete", hat seine Unterstützer am Sonntag zur Abschlusskundgebung in die Lincoln High School in Des Moines eingeladen. Vor dem Eingang verkaufen Händler Fanartikel: T-Shirts mit dem Aufdruck Boot-Edge-Edge, was der englischen Aussprache des ungewöhnlichen Nachnamens nahekommt, und Buttons, auf denen steht: "Ich habe Trump schon gehasst, bevor es cool war". Robert Fuhs kommt aus Indianapolis und ist acht Stunden lang gefahren, um Buttigieg zu sehen. "Ich glaube, dass er der Einzige ist, der Trump schlagen kann", sagt der 63-Jährige.
Da gehen die Meinungen weit auseinander, für viele Demokraten in Iowa aber ist das die zentrale Frage für ihre Entscheidung bei den Vorwahlen: Wer ist in der Lage dazu, Trump aus dem Weißen Haus zu vertreiben? In den Vorgärten der Häuser in Des Moines stehen Schilder, mit denen die Besitzer ihre Präferenzen kundtun: "Warren 2020", heißt es da etwa, oder "Biden 2020". In einem Vorgarten steht ein Schild, das den geringsten gemeinsamen Nenner der Trump-Gegner auf den Punkt bringt: "Jeder funktionierende Erwachsene 2020".
"Wir werden Donald Trump besiegen!"
Als Buttigieg die Bühne betritt, kocht die Turnhalle in der High School. "Man muss kein eingefleischter Demokrat sein, um genug davon zu haben, was dieser Präsident tut", ruft der Kandidat. Jubel gibt es, als er dazu aufruft sich vorzustellen, wenn "das erste Mal die Sonne über Iowa aufgeht und Donald Trump nicht mehr Präsident der Vereinigten Staaten ist". Buttigieg fügt mit Blick auf Trumps polarisierende Politik und dessen Twitter-Nachrichten hinzu: "Sind wir bereit dazu, uns von Grausamkeit und Spaltung zu verabschieden? Sind wir bereit dazu, uns von den Tweets zu verabschieden?"
Jubel brandet auch auf, als wenige Stunden später Ex-Vizepräsident Biden in einer anderen Schule in Des Moines die Turnhalle betritt. Dennoch ist der Kontrast frappierend - nicht nur, weil der Altersdurchschnitt von Bidens Unterstützern erheblich über dem von Buttigiegs Anhängern liegt. Buttigieg redet frei und mitreißend. Biden klammert sich an sein Manuskript und nuschelt, während er spricht - die miserable Akustik in der Halle tut das übrige dazu, dass er nur schwer zu verstehen ist. Bidens Alter ist ihm deutlich anzumerken, viel mehr als bei Sanders, obwohl dieser noch ein Jahr älter ist.
In Warrens Publikum ist Ric Johnson, der 68-jährige Rentner möchte sich eine Meinung darüber bilden, für wen er bei der Vorwahl stimmen soll. Seine Frau Pam (61) hat sich schon für Warren entschieden, er selbst tendiert bislang zu Sanders. Ric Johnson betont aber auch: "Ich werde leidenschaftlich für jeden arbeiten, der von der Partei nominiert wird." Alles sei besser als der jetzige Präsident. Warren sagt kurz darauf, die demokratischen Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur mögen verschiedene Ideen haben, aber: "Wir alle haben ein Ziel: Wir werden Donald Trump besiegen!" (Can Merey, dpa)