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"Vorerst gescheitert": Verkaufsstart des Guttenberg-Buchs: Alles andere als ein Hype

"Vorerst gescheitert"

Verkaufsstart des Guttenberg-Buchs: Alles andere als ein Hype

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    "Vorerst gescheitert" lautet der Titel des Buches vom früheren Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, das  im Verlag Herder erschienen ist.
    "Vorerst gescheitert" lautet der Titel des Buches vom früheren Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, das im Verlag Herder erschienen ist. Foto: dpa

    Am Montag - also noch vor Erscheinen des Buches - hatte ein Sprecher des Herder Verlags gesagt, ein Großteil der 80.000 Exemplare umfassenden Startauflage von "Vorerst gescheitert" sei bereits durch Buchhändler und Käufer vorbestellt. Auf dem Bestseller-Rang des Internethändlers "Amazon" belegt der Gesprächsband des früheren CSU-Hoffnungsträgers Dienstagmittag bereits den 3. Platz. Die Buchhändler in der Region können allerdings noch nicht von einem Hype berichten.

    "Es ist nicht so, dass die Kunden den Laden stürmen"

    Jürgen Hafner, Geschäftsführer der Buchhandlung Verza in Landsberg, hat zwar bereits Guttenberg-Bücher verkauft. "Es ist aber bei weitem nicht so, dass die Kunden unseren Laden stürmen." Ähnlich sieht es auch bei Bücher Pustet in Augsburg aus, wie Filialleiterin Anja Völlger sagt. Einige Kunden hätten den Titel vorbestellt. Insgesamt würde sie den Absatz allerdings noch als verhalten bezeichnen.  "Ich bezweifle, dass es einen Hype gibt so wie bei Thilo Sarrazin."

    Dass die Startauflage des Verlags schon vor Erscheinen nahezu vergriffen war, hat laut Völlger nichts mit der Nachfrage der Endkunden - also der Leser - zu tun. "Der Verlag hat die Bücher erst einmal an die Onlinehändler ausgeliefert, die viele vorbestellt haben." In der Nördlinger Buchhandlung Greno war bis zum Nachmittag noch kein einziges der neuen Guttenberg-Bücher verkauft. Das werde sich zwar sicher noch ändern, sagt Buchhändlerin Sabine Bernert. Mit einem besonders großen Ansturm hat sie aber ohnehin nicht gerechnet - und deswegen nicht mehr Exemplare vorbestellt als bei anderen Neuerscheinungen.

    In dem Buch "Vorerst gescheitert" unterhält sich Guttenberg mit dem "Zeit"-Chefredakteur Giovanni die Lorenzo über seinen Umgang mit eigenen Fehlern und über die Voraussetzungen für eine Rückkehr in die Politik. Guttenberg hatte nach Angaben der Universität Bayreuth weite Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben. Als dies bekannt wurde, trat er von allen politischen Ämtern zurück.

    Chronologie der Affäre Guttenberg

    15. Februar 2011: Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet vorab über mögliche Plagiate in der Doktorarbeit von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Die Arbeit wurde 2006 an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth eingereicht. Guttenberg hatte dafür die Bestnote summa cum laude erhalten.

    16. Februar: In der "Süddeutschen Zeitung" stehen erste Plagiatsbeispiele, die der Bremer Juraprofessor Andreas Fischer-Lescano festgestellt hat. Guttenberg weist die Vorwürfe noch als "abstrus" zurück.

    Kurz darauf berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" in ihrer Online-Ausgabe, dass die Einleitung der Doktorarbeit aus einem Artikel in dem Blatt abgeschrieben sein soll. Der einleitende Absatz der Arbeit decke sich fast wortwörtlich mit einem 1997 erschienenen Text der Politikwissenschaftlerin Barbara Zehnpfennig.

    17. Februar: Während Guttenberg die deutschen Truppen in Nordafghanistan besucht, werden in Deutschland fast stündlich neue Plagiatsvorwürfe laut. Erstmals werden Rufe nach einem Rücktritt laut. Im Internet wird eine Webseite für die Schummel-Recherche eröffnet. Unter "Guttenplag-Wiki" sollen die Vorwürfe gegen den CSU-Politiker gesammelt und bewertet werden.

    18. Februar: Erstmals gehen Strafanzeigen gegen Guttenberg wegen der Plagiatsvorwürfe ein. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagt ihrem Minister Unterstützung für den Fall zu, dass er sich zu den Vorwürfen erkläre.

    In einem eilig einberufenen Pressestatement entschuldigt sich Guttenberg am Mittag für "Fehler" und erklärt, er werde seinen Doktortitel bis zur Aufklärung durch die Uni Bayreuth nicht führen. Zugleich versichert er erneut: "Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat."

    21. Februar: Die Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen wollen die Plagiatsvorwürfe zum Thema im Bundestag machen. "Guttenplag-Wiki" legt einen Zwischenbericht vor: Danach stehen 271 Seiten der Dissertation oder knapp 70 Prozent unter Plagiatsverdacht.

    22. Februar: Der Wissenschaftsverlag Duncker und Humblot will Guttenbergs Doktorarbeit künftig weder ausliefern noch neu auflegen.

    23. Februar: Die Universität Bayreuth entzieht Guttenberg den Doktortitel.

    28. Februar: Wissenschaftler übergeben einen von 23.000 Doktoranden unterzeichneten offenen Brief an Merkel, in dem sie der CDU-Politikerin in der Plagiatsaffäre eine "Verhöhnung" aller wissenschaftlichen Hilfskräfte vorwerfen.

    1. März: Guttenberg gibt seine politischen Ämter auf, wie er in einem kurzfristig anberaumten Statement erklärt. "Das ist der schmerzlichste Schritt meines Lebens", sagt er.

    3. März: Guttenberg legt auch sein Bundestagsmandat nieder.

    7. März: Die Staatsanwaltschaft Hof nimmt Ermittlungen gegen Guttenberg auf.

    8. April: Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass die Universität offenbar davon ausgeht, dass Guttenberg absichtlich getäuscht hat.

    15. April: Guttenberg hat kein politisches Mandat mehr. Der Kreistag des oberfränkischen Landkreises Kulmbach stimmt einstimmig Guttenbergs Antrag auf Niederlegung seines Amtes zu.

    6. Mai: Jetzt ist es amtlich: Die Universität Bayreuth geht in ihrem Abschlussbericht davon aus, dass Guttenberg absichtlich getäuscht habe. "Nach eingehender Würdigung der gegen seine Dissertationsschrift erhobenen Vorwürfe stellt die Kommission fest, dass Herr Freiherr zu Guttenberg die Standards guter wissenschaftlicher Praxis evident grob verletzt und hierbei vorsätzlich getäuscht hat".

    11. Mai: Die Universität stellt den über 80 Seiten langen Abschlussbericht inklusive einer Übersicht einiger der Zitierverstöße Guttenbergs in Bayreuth vor. "Evidente Plagiate" hätten sich über die ganze Arbeit verteilt gefunden.

    23. November: Die Staatsanwaltschaft Hof gibt bekannt, dass die Ermittlungen gegen Guttenberg gegen Zahlung einer Geldauflage in Höhe von 20.000 Euro eingestellt wurden.

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