Hätten Sie ihn zweifelsfrei unterscheiden können, den Gesang der Lerche von dem der Nachtigall? Sie wissen schon: Romeo und Julia. Die berühmte Balkonszene. Großes Liebesdrama. Der bessere Vogelkenner scheint Romeo zu sein, sagt er doch: „Die Lerche war’s, die Tagverkünderin…“ Nicht die Nachtigall. Geholfen hat ihm sein feines Gehör freilich nichts. Tödlich geht’s aus, das Ganze. Einer der Sängerknaben selbst, nämlich die Lerche, spielt längst in einem anderen Drama die Hauptrolle: Im Verschwinden der Vögel.
Feldlerche ist der Vogel des Jahres 2019
Zum zweiten Mal haben Naturschutzbund und Landesbund für Vogelschutz (LBV) die Feldlerche zum Vogel des Jahres gekürt. Das erste Mal 1998. Jetzt für 2019. Eine seltene Ehre. Vor allem aber eine traurige. Denn alle Anstrengungen, den vom Aussterben bedrohten Sänger zu retten, scheinen nicht zu greifen. Die intensive Landwirtschaft mit Wintergetreide, Mais und Raps, fehlende Brachflächen und der Rückgang der Insekten verkleinern den Lebensraum des braun-beigen Haubenträgers, erklärt der LBV. Auch andere Feldvögel wie Kiebitz und Rebhuhn leiden. 2018 ist übrigens der Star Vogel des Jahres. Wie der Star, so galt auch die Feldlerche lange als Allerweltsvogel. Doch ein Drittel der Feldlerchen ist nach Angaben des LBV in den vergangenen 25 Jahren verschwunden. Die Bestände befänden sich im deutlichen Sinkflug. Dabei tiriliert das Lerchenmännchen doch gerade im Höhenflug gen Himmel. Allerdings hat der LBV beobachtet, dass in manchen Gegenden der Himmel längst stumm ist. Immer weniger Menschen würden den Gesang der Lerche überhaupt hören und kennen – das war zu Zeiten von Romeo und Julia halt noch anders…