Der vierte Teil der Harry-Potter-Reihe kommt in die Kinos, Oliver Kahn ist (noch) die Nummer 1 im deutschen Tor, die meisten Menschen telefonieren mit Festnetztelefonen. Aber immerhin: Apple bringt einen iPod auf den Markt, der erstmals auch Videos abspielen kann. Sensation. All das geschah im Jahr 2005.
Aber das wahrscheinlich wichtigste Ereignis des Jahres: Angela Merkel wird Kanzlerin. Es mag sich seither viel verändert haben. Für iPods interessiert sich im Jahr 2021 niemand mehr, Oliver Kahn tritt heute ausgeglichen – fast schon zahm – als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern auf. Aber eines blieb, wie es ist: Angela Merkel regiert das Land.
In dieser Zeit wächst eine Generation heran, die sich an einen Kanzlerinnen-Wechsel – wenn überhaupt – nur dunkel erinnern kann, eine „Generation Merkel“ sozusagen. Wie hat das die jungen Menschen geprägt? Wie blicken sie auf die politischen Meilensteine der vergangenen 16 Jahre? Wir haben uns mit 18 jungen Menschen aus der Region unterhalten. Mit Männern und Frauen, mit Berufstätigen, Studierenden und Azubis, Menschen mit unterschiedlicher politischer Haltung, Hautfarbe, sexueller Orientierung - ein Querschnitt durch die Gesellschaft. Gemein ist ihnen nur eines: Politisiert haben sie sich in den vergangenen 16 Jahren.
Sie haben uns erzählt, was sie am Atomausstieg stört, welches Zeugnis sie der Regierung beim Klimaschutz ausstellen würden und wie sie die Flüchtlingskrise 2015 erlebt haben. Das Ergebnis haben wir in sechs Videos festgehalten.
Folge 1: Haben es Frauen in der Politik heute leichter als 2005?
Frauen verdienen weniger als Männer, sitzen seltener in Vorständen, sind weniger oft im Bundestag vertreten. Auch das Kanzleramt bleibt lange nur den Männern vorbehalten. Bis zum Jahr 2005. Damals wurde Angela Merkel zur Bundeskanzlerin gewählt. „Das ist ein starkes Signal für viele Frauen – und für manche Männer sicherlich auch“, sagt der damalige Bundestagspräsident Norbert Lammert, der ihr den Eid abnimmt.
Trotzdem sitzen heute weniger Frauen im Parlament als 2005. Hat die Kanzlerschaft Angela Merkels also gar nichts verändert?
Folge 2: Brauchen wir einen Ausstieg vom Atomausstieg?
Größter anzunehmender Unfall. Schon die Bezeichnung macht die Bedeutung dessen klar, was in Fukushima passiert ist. Ein Tsunami überflutet das Atomkraftwerk in Fukushima, die Kühlung fällt aus, Kernschmelze tritt ein, atomare Strahlung tritt aus. Eine Katastrophe. Und eine Zäsur für die deutsche Energiepolitik. In Deutschland kommen verstärkt Zweifel auf an der Sicherheit der AKWs. Zu den Zweiflern gehört auch Angela Merkel. Die Physikerin und einstiege Atomkraft-Befürworterin beschließt die Laufzeit-Beschränkung. War die Entscheidung richtig?
Folge 3: Flüchtlingsbewegung 2015 – Haben wir es geschafft?
Das Jahr 2015 hat Deutschland verändert. Auf der einen Seite: eine Zivilgesellschaft, die anpackt, Nächstenliebe zeigt, Geflüchtete aufnimmt. Auf der anderen: Ablehnung und Fremdenhass, eine erstarkte AfD im Bundestag, Pegida auf der Straße. Die jungen Menschen in diesem Video sind unterschiedlicher Meinung über die Entscheidung Merkels, so viele Geflüchtete aufzunehmen. Die einen bewundern die Menschlichkeit, die sie gezeigt hat. Andere sagen, man muss sie dafür kritisieren, denn es sei nicht geprüft worden, wer alles nach Deutschland einreist.
Folge 4: Wie geeint sind junge Europäer heute?
„In Vielfalt geeint“ lautet das Motto der Europäischen Union. Aber wie geeint sind wir wirklich? In einem ist sich unsere Generation Merkel sicher: Niemand würde sich ernsthaft als „Europäer“ vorstellen. Trotzdem spielt Europa eine wichtige Rolle im Leben der meisten: Reisefreiheit, keine Roaming-Gebühren, Erasmus-Studium. Wie steht es nach 16 Jahren Merkel also um die Europäische Einheit?
Folge 5: Gleichberechtigung durch die Ehe für alle?
Lange durften gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland nicht heiraten. Bis zum Jahr 2017, als der Bundestag für die „Ehe für alle“ stimmt.
Das Votum des Bundestags wurde als großer Akt der Gleichberechtigung gefeiert. Dabei stimmten viele namhafte Politikerinnen und Politiker gegen die Ehe für alle – darunter auch Angela Merkel. Sind wir seither offener geworden gegenüber gleichgeschlechtlichen Paaren?
Folge 6: Was bleibt von der Klimakanzlerin?
Auf einer ihrer letzten Pressekonferenzen als Kanzlerin stellt Angela Merkel sich ein gutes Zeugnis für ihre Klimapolitik aus: „Ich habe viel Kraft aufgewandt“, sagte sie. Viele junge Menschen sehen das anders. „Da kann man eigentlich keine Hoffnung haben“, sagt Maskim mit Blick auf die kommenden Jahre. Andere sagen: Im Vergleich zu anderen Ländern tut Deutschland viel für den Klimaschutz.