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Verteidigung: Thomas de Maizière: „Weniger Häuptlinge, mehr Indianer“

Verteidigung

Thomas de Maizière: „Weniger Häuptlinge, mehr Indianer“

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    Verteidigungsminister de Maiziere: Experten wollten deutlich mehr Standortschließungen und eine Reform nach Vorbild der US Army. (Archivbild)
    Verteidigungsminister de Maiziere: Experten wollten deutlich mehr Standortschließungen und eine Reform nach Vorbild der US Army. (Archivbild) Foto: dpa

    Es hätte, das wissen alle Ministerpräsidenten, Wahlkreisabgeordneten und auch die Militärs, sehr viel schlimmer kommen können. Darum fällt der Aufschrei der von Standortschließungen betroffenen Landespolitiker auch relativ verhalten aus. Wäre Verteidigungsminister Thomas de Maizière dem Ruf von Experten oder auch den Vorschlägen des Wehrbeauftragten gefolgt, dann hätte er deutlich mehr Kasernen aufgeben und die Bundeswehr auf nur noch einige wenige Großstandorte konzentrieren müssen, wie dies beispielsweise in der US Army der Fall ist.

    Keinen radikalen Kahlschlag angestrebt

    Doch Thomas de Maizière, der selber lange genug Landespolitiker in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen war, strebte nach eigenem Bekunden keinen radikalen Kahlschlag an, sondern wollte die Präsenz der Truppe in der Fläche erhalten. So sinkt zwar die Zahl der Soldaten im Zuge der Strukturreform um ein gutes Drittel von derzeit rund 250000 auf bis zu 185000, doch die Zahl der Standorte verringert sich nicht im gleichen Maße. Auch nach der Neuausrichtung wird es noch über die gesamte Republik verstreut 57 Kleinststandorte mit 15 bis 100 Dienstposten geben, die eigentlich wegen ihrer hohen Fixkosten vergleichsweise teuer und ineffizient sind. Hinzu kommen 90 weitere Einheiten mit weniger als 15 Beschäftigten.

    An der Grundstruktur der Armee rüttelt de Maizière nicht

    Auch an der Grundstruktur der Armee rüttelte de Maizière nicht. Es bleibt bei den fünf Teilstreitkräften Heer, Luftwaffe, Marine, Streitkräftebasis und Sanitätsdienst. Allerdings verlieren ihre ranghöchsten Soldaten, die Inspekteure, ihren bisherigen Schreibtisch im Verteidigungsministerium, wo sie den Rang von Abteilungsleitern bekleideten. Sie wechseln in die Kommandozentralen ihrer Verbände, wobei die bisherigen Führungsstäbe im Ministerium, das jeweilige Kommando und das dazugehörende Amt fusioniert werden.

    Damit werden die bestehenden Doppelstrukturen im Ministerium und den Teilstreitkräften beseitigt. Der Heeresinspekteur residiert künftig in Strausberg (Brandenburg), der Luftwaffeninspekteur in Berlin-Gatow, das Kommando der Marine verlässt das schleswig-holsteinische Glücksburg und zieht nach Rostock (Mecklenburg-Vorpommern), das Kommando Streitkräftebasis ist in Bonn, der Sanitätsdienst bleibt in Koblenz.

    Statt fünf nur noch drei Divisionen

    Schon im Mai gab de Maizière die Losung aus: „Weniger Häuptlinge, mehr Indianer.“ Die Kräfte der Armee sollten gebündelt und ihre Strukturen konzentriert werden, Ziel war es, die Zahl der Führungsstäbe zu reduzieren und die der Kampftruppen zu erhöhen. Künftig sollen 10000 Soldaten (statt bisher 7500) für zwei gleichzeitig stattfindende größere Auslandseinsätze zur Verfügung stehen.

    So gibt es beim Heer künftig statt fünf Divisionen nur noch drei mit Sitz in Veitshöchheim, Stadtallendorf und Oldenburg, denen künftig insgesamt acht Brigaden unterstellt sind, bislang waren es elf. Eine Konzentration der Kräfte soll es auch bei den Kampftruppen geben: Von den bislang sechs Panzerbataillonen werden zwei auf „nicht-aktiv“ gestellt. Und die derzeit vier Fallschirmjägerbataillone werden zu zwei Regimentern zusammengefasst.

    Einschneidende Veränderungen bei der Luftwaffe

    Einschneidend sind auch die Veränderungen bei der Luftwaffe. Die Divisionen mit Sitz in Fürstenfeldbruck, Birkenfeld und Aurich werden aufgelöst, zudem läuft es auch hier unterm Strich auf eine Verringerung der Einsatzverbände hinaus. So wird es, sobald die Auslieferung des neuen Transportflugzeugs A400M beginnt, künftig nur noch ein Lufttransportgeschwader mit Sitz im niedersächsischen Wunstorf geben. Die beiden anderen Geschwader in Penzing bei Landsberg und Hohn (Schleswig-Holstein) werden mit der Außerdienststellung des bisherigen Transportflugzeugs „Transall“ C-160 komplett aufgelöst, zudem wird der Flughafen Trollenhagen, über den bisher der Nachschub nach Afghanistan abgewickelt wurde, dichtgemacht.

    Verringert wird auch die Zahl der Jagdbombergeschwader, das auf dem Lechfeld stationierte JaboG 32 wird mit der Außerdienststellung des „Tornado“ voraussichtlich Ende des Jahrzehnts komplett aufgelöst, das JaboG 31 mit seinen Standorten Kerpen und Nörvenich wird in

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