Augsburg Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) will in Deutschland für Alkoholsünder Wegfahrsperren im Auto einführen. Fahrer, die schon einmal alkoholisiert am Steuer erwischt wurden, sollen ihr Auto nur noch nach einer Atemmessung starten können. Ist der Promillewert zu hoch, springt der Motor nicht an. Doch wie funktioniert das sogenannte Alkohol-Interlocks-System, kurz Alkolocks?
Was steckt hinter den Plänen von Verkehrsminister Dobrindt?
Erste Pläne für die Einführung von Alkolocks gab es schon 2014. Das Verkehrs- und Justizministerium klären ebenfalls seit längerem die rechtlichen Voraussetzungen für einen Gesetzentwurf ab. Vorgesehen ist, dass Autofahrer überwacht werden, die schon einmal ihren Führerschein wegen Alkohol am Steuer verloren haben oder mehrmals beim Fahren unter Alkoholeinfluss ertappt wurden. Sie sollen ihren Führerschein nur dann zurückerhalten, wenn sie sich verpflichten, Alkolocks in ihr Auto einzubauen.
Wie funktioniert das Alkohol-Interlocks-System?
Eine Alkohol-Zündschlosssperre besteht aus zwei Bauteilen: einem in Reichweite des Fahrersitzes angebrachten Handmessgerät und einer Steuereinheit, die unterhalb der Armaturenabdeckung eingebaut ist. Schaltet der Fahrer die Zündung ein, wird er zu einer Atemprobe aufgefordert – durch einen Signalton oder eine LED-Leuchte am Handgerät. Dazu pustet er wie bei einer Polizeikontrolle durch ein Röhrchen in das Messgerät, das den Atem-Alkoholgehalt des Fahrers feststellt. Das Ergebnis wird nach rund fünf Sekunden angezeigt. Liegt der gemessene Wert nicht über einem vorher programmierten Grenzwert, kann der Wagen gestartet werden. Wird jedoch eine zu hohe Atem-Alkoholkonzentration gemessen, blockiert das Steuergerät den Anlasser und damit die Startfunktion des Motors. Bei den meisten modernen Systemen können die Ergebnisse des Tests gespeichert werden.
Alkolocks können mit einer Luftpumpe manipuliert werden
Wie exakt sind die Messergebnisse?
Mit Atem-Alkoholtestern kann der Alkoholwert nicht hundertprozentig exakt ermittelt werden. Selbst die besten Geräte sind nur zu 97 bis 99 Prozent genau. Die Messergebnisse können auch verfälscht werden, wenn der Fahrer kurz vor der Kontrolle etwas gegessen oder getrunken hat.
Gibt es Kritik an dem System?
Ja. Die Geräte könnten manipuliert werden. So könnte ein alkoholisierter Fahrer eine Luftpumpe an das Mundstück des Handgeräts anschließen und die Luft langsam in das Gerät strömen lassen. Da die Geräte jedoch Parameter wie Feuchtigkeit, Temperatur und Druck der eingeblasenen Luft abfragen, dürfte diese Methode scheitern. Das System kann auch umgangen werden, indem eine nüchterne Person die Atemprobe für den angetrunkenen Fahrer abgibt und das Auto startet. Und es ist selbstverständlich nicht garantiert, dass nur ertappte Alkoholsünder ein Fahrzeug nutzen, das mit der Technik nachgerüstet wurde. Also müssen sich auch alle anderen Fahrer dem Alkoholtest unterziehen.
Andere euopäische Länder nutzen das System bereits
Wie hoch sind die Kosten?
Der Einbau eines Alkolocks kostet 1000 bis 2000 Euro. Außerdem muss das Gerät regelmäßig genormt und gewartet werden. Alkohol-Wegfahrsperren fehlen derzeit in den Aufpreis- und Zubehörlisten aller Autohersteller.
Wird das Alkohol-Interlocks-System auch in anderen europäischen Ländern eingesetzt?
Seit Dezember 2011 gelten in den Niederlanden strengere Auflagen für Autofahrer, die wegen Alkohol am Steuer auffällig geworden sind. Der Einsatz einer Zündschlosssperre im Fahrzeug des Betroffenen ist zunächst für die Dauer von zwei Jahren vorgesehen. Zeigt sich nach weiteren sechs Monaten keine Verhaltensänderung, kann die Fahrerlaubnis für fünf Jahre entzogen werden. Auch in Schweden werden Alkohol-Zündschlosssperren in großer Zahl eingesetzt. Ähnlich ist es in Dänemark, Belgien und Frankreich.