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Vereinbarung: Nordkoreas neues Gesicht

Vereinbarung

Nordkoreas neues Gesicht

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    Der Sohn und Nachfolger des nordkoreanischen Staatschefs Kim Jong Il, Kim Jong Un. Foto: EPA/Archiv dpa
    Der Sohn und Nachfolger des nordkoreanischen Staatschefs Kim Jong Il, Kim Jong Un. Foto: EPA/Archiv dpa

    Peking Nordkoreas neuer Herrscher Kim Jong Un ist für die internationale Diplomatie ein unbeschriebenes Blatt. Als er Ende Dezember die wenigen westlichen Botschafter in Pjöngjang am Sarg seines Vaters Kim Jong Il empfing, ließ er sich nicht mehr als ein paar koreanische Dankesfloskeln entlocken. Eine Bestätigung für das Gerücht, der etwa Dreißigjährige habe in der Schweiz eine internationale Schule besucht und spreche Englisch und Deutsch, suchten die Diplomaten vergeblich. Auch seine Stellung innerhalb des nordkoreanischen Machtgefüges ist damals völlig unklar.

    Es soll auch keine Raketentests mehr geben

    Doch jetzt einigten sich Kim Jong Uns Abgesandte in Peking bei Gesprächen mit US-Regierungsvertretern auf ein Nuklearmoratorium. Im Gegenzug für 240000 Tonnen Lebensmittel will Pjöngjang alle Arbeit in seinen Atomanlagen einstellen und auch keine weiteren Raketentests unternehmen. Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde sollen die Einhaltung der Vereinbarung überprüfen können.

    Die Ankündigung wurde weltweit mit vorsichtigem Optimismus begrüßt, in den sich die Sorge mischte, Kim Jong Un könne sich in ähnlicher Weise als Bluffer erweisen wie sein Vater. „Wir werden natürlich sehr aufmerksam verfolgen, was die neuen koreanischen Führer tun werden“, erklärte US-Außenministerin Hillary Clinton. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, früherer südkoreanischer Außenminister, sagte, das Ziel müsse eine nachweisliche atomare Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel sein.

    China, Nordkoreas engster Verbündeter, lobte den Schritt als Beitrag zur „Erhaltung des Friedens und der Stabilität auf der koreanischen Halbinsel“. Peking hoffe, dass nun auch die 2009 abgebrochenen Sechs-Parteien-Gespräche wieder aufgenommen würden. An den von China geführten Verhandlungen, deren Ziel ein endgültiger Stopp des nordkoreanischen Nuklearprogramms ist, hatten neben Nord- und Südkorea die USA, Japan und Russland teilgenommen.

    Einen Grund für Nordkoreas Verhandlungsbereitschaft sehen Diplomaten darin, dass das Regime seinem Volk versprochen hat, zum 100. Geburtstag von Staatsgründer Kim Il Sung im April werde ein prosperierendes Zeitalter anbrechen. Paik Hak Soon, Nordkorea-Experte des südkoreanischen Thinktanks Sejong Institute, sagte im Gespräch mit unserem Korrespondenten zu dem Deal mit den USA: „Dass Pjöngjangs neue Führung schon jetzt eine solche Initiative startet, zeigt immerhin, dass sie sich innenpolitisch sicher im Sattel fühlt.“ Dass Nordkorea seine Versorgungsprobleme nicht aus eigener Kraft lösen könne, sei der Regierung schon lange klar. Deshalb seien Lebensmittellieferungen schon seit Anfang der 1990er Jahre ein fester Bestandteil der Nukleargespräche. Allerdings gebe es noch andere Gründe. Die Nordkoreaner suchten „immer nach Anzeichen von gutem Willen und der Bereitschaft, ihr Land ernst zu nehmen. (...) Wenn Washington bereit ist, Pjöngjang als Partner zu akzeptieren und dem Regime eine friedliche Koexistenz zuzusichern, ist ein Friedensabkommen möglich.“

    Experte: Regime strebt Friedensvertrag mit den USA an

    Zur Begründung sagte Paik, für die Nordkoreaner sei „die Nuklearfrage eng mit dem noch immer nicht beendeten Korea-Krieg verbunden. Grundsätzlich wünscht sich Pjöngjang einen Friedensvertrag mit den USA und eine Normalisierung der Beziehungen. Denn solange dieses Problem ungelöst ist, kann Nordkoreas Regierung auch ihre anderen Probleme nicht in den Griff bekommen und eine Strategie für die Zukunft entwickeln.“

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