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Verbraucherschutz: Nutri Score: Kalorienreicher Streit um die Lebensmittel-Ampel

Verbraucherschutz

Nutri Score: Kalorienreicher Streit um die Lebensmittel-Ampel

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    Verbraucherschützer empfehlen den Nutri-Score: Auf einen Blick ist erkennbar, wie gesund ein Lebensmittel ist. Sieht das auch Ministerin Klöckner so?
    Verbraucherschützer empfehlen den Nutri-Score: Auf einen Blick ist erkennbar, wie gesund ein Lebensmittel ist. Sieht das auch Ministerin Klöckner so? Foto: Pleul, dpa

    Ein Logo auf Lebensmitteln soll Verbrauchern künftig helfen, sich gesünder zu ernähren. Erklärtes Ziel ist, dass schon beim schnellen Blick auf die Packung erkennbar ist, ob ein Fertigprodukt etwa problematische Mengen an Salz, Zucker oder Fett enthält. Dies soll den Kampf gegen Übergewicht und ernährungsbedingte Krankheiten einfacher machen. Doch darüber, wie diese Kennzeichnung aussehen soll, tobt seit längerem ein erbitterter Streit. Im Gespräch sind verschiedene Modelle.

    Vor allem Verbraucherschützer und Lebensmittelindustrie stehen sich in der Logo-Frage unversöhnlich gegenüber. Doch jetzt steht eine Vorentscheidung an. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner präsentiert an diesem Montag in Berlin die Ergebnisse einer Studie, die sie in Auftrag gegeben hat. Klöckner hatte angekündigt, dass vom Ergebnis abhängen werde, welche Logo-Empfehlung die Bundesregierung geben werde.

    Studie befragte rund 1600 Verbraucher

    Rund 1600 Verbraucher wurden in der Regierungsstudie befragt. Ärzte, Verbraucherschützer und die SPD bevorzugen das farbige Logo Nutri-Score, das seinen Ursprung in Frankreich hat. Lebensmittel werden dabei anhand ihrer Inhaltsstoffe in einer fünfstufigen, farbigen Skala von „A“ bis „E“ bewertet. Das tiefgrüne „A“ steht dabei für eine besonders günstige Zusammensetzung, ein gelbes „C“ liegt in der Mitte und das rote „E“ steht für die ungünstigste Zusammensetzung. Welche Bewertung ein Produkt erhalten hat, wird optisch klar hervorgehoben.

    Martin Rücker, Geschäftsführer von Foodwatch, einem Verein, der sich mit Verbraucherrechten und der Qualität von Lebensmitteln auseinandersetzt, hat einen klaren Favoriten. „Es ist in umfangreichen wissenschaftlichen Studien belegt, dass die Nutri-Score-Ampel leicht verständlich ist, die Hersteller zu ausgewogeneren Rezepturen und die Menschen zu gesünderen Einkäufen animiert“, sagte er unserer Redaktion. Durch Erfahrungen aus der Praxis in Frankreich sei dies belegt. Und dies solle „das wichtigste Argument bei der Entscheidung für ein Kennzeichnungsmodell sein.“

    Rücker weiter: „Unabhängig von den Ergebnissen der vom Bundesernährungsministerium beauftragten Meinungsumfrage fordern wir, dass Julia Klöckner die Nutri-Score-Ampel unverzüglich bei der Europäischen Kommission notifizieren muss.“ Denn eine Reihe von Lebensmittelherstellern scharre mit den Hufen, so Rücker, und wolle die verbraucherfreundliche Nährwertkennzeichnung endlich einführen. Dies könnten sie aber nicht rechts-sicher tun, „weil die Ministerin das System nicht legitimiert hat“. Klöckner müsse diesen Fehler dringend korrigieren: „Es kann doch nicht sein, dass Lebensmittelhersteller in Deutschland, die freiwillig die Nutri-Score-Ampel nutzen wollen, Sorge haben müssen, verklagt zu werden.“

    Neben dem Nutri-Score-Modell haben die Studienteilnehmer drei weitere System der Lebensmittel-Kennzeichnung bewertet. Das sogenannte „Forscher-Modell“, das vom bundeseigenen Max-Rubner-Institut entwickelt wurde. Es zeigt die Anteile von Fett, gesättigten Fettsäuren, Salz und Zucker je 100 Gramm des Lebensmittels in separaten Waben. Ist eine Wabe blaugrün ausgefüllt, bedeutet dies einen günstigen Wert.

    Foodwatch-Chef Rücker fordert Nutri-Score-Ampel

    Das Modell des Spitzenverbands der Lebensmittelindustrie setzt auf fünf Kreise, die Inhaltsstoffe und Kaloriengehalt ausweisen. Auch ein Hinweis zum Anteil des Produkts am täglich empfohlenen Gesamtbedarf wird gegeben. Dann gibt es noch das aus Schweden stammende Schlüsselloch-Modell. Ein weißes Schlüsselloch auf schwarzem oder grünem Grund ziert dabei allerdings nur Produkte mit günstiger Nährwertbewertung.

    Wie sich die Teilnehmer der amtlichen Umfrage entschieden haben, ist offen. Foodwatch-Chef Rücker appelliert an die Ernährungsministerin, ihre „Ampelverhinderungstaktierereien“ endlich zu beenden. Er fordert: „Die Nutri-Score-Ampel muss endlich auch in Deutschland ins Regal kommen.“

    Lesen Sie dazu auch: Klöckners Lebensmittelampel fällt bei Verbrauchern durch

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