Hätten sie im Vatikan Perlusconi geschrieben oder an dem sperrigen Franz-Peter Tebartzi-van Elst gefehlt, es wäre kurios gewesen, ein i-Tüpfelchen der Fußnotengeschichte – aber nicht so gravierend. Denn erstens wäre Berlusconi-Falschgeld nicht aufgefallen. Und zweitens ist der Limburger Bischof reif für Vieles – aber nicht für eine Gedenkmünze. Aber Jesus? Den müssten sie doch unfehlbar drauf haben am Heiligen Stuhl. J-e-s-u-s.
Vatikan druckt Papstmünze mit Fehler: Lesus, wie konnte das passieren?
Doch nun das: Auf der in Gold, Silber und Bronze geprägten Gedenkmünze zum ersten Jahr des Pontifikats von Papst Franziskus steht auf der Rückseite „Vidit Ergo Lesus“ statt Jesus. Ein kleiner Dreher im Wappenspruch des Papstes – aber zweifellos ein Kardinalfehler. Entdeckt wurde er am Morgen des ersten Verkaufstages. Über die Medaillen, 44 Millimeter Durchmesser, wurde eiligst ein Ausgabestopp verhängt und eine Rückholaktion gestartet. Immerhin konnte der Vatikan so eine inflationäre Verbreitung von Lesus-Rändern verhindern.
Nur ganze vier Münzen mit dem Prägefehler gingen angeblich in den Handel – für die glücklichen Erwerber sicher eine Art Sechser im italienischen Jotto. Denn so sind die Gesetze des Marktes: Lesus ist wertvoller als Jesus es je werden könnte.
"Lesus"-Münzen werden eingeschmolzen
Dass der Vatikan nun Häme und Spott über sich ergehen lassen muss, überrascht nicht. Vielleicht ist es dort ein Trost, dass auch andernorts Fehler passieren – gerade dann, wenn es besonders feierlich zugehen soll. So erlosch dieser Tage mitten in Moskau direkt vor Präsident Putins Augen die Olympische Fackel. Zwar war diese Fackel auch nur das, was Wladimir Putin um sich herum gerade noch zu dulden bereit ist – ein kleines Licht. Aber ihre Symbolkraft ist doch gewaltig.
In Moskau half ein ordinäres Feuerzeug. Auch in Rom führt wohl kein Weg am Feuer vorbei. Die Lesus-Münzen mit dem Konterfei des Papstes werden eingeschmolzen.