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Update: Folter: "Ärzte ohne Grenzen" beenden Einsatz in Libyen

Update

Folter: "Ärzte ohne Grenzen" beenden Einsatz in Libyen

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    Anhänger des getöteten libyschen Ex-Machthabers Muammar al-Gaddafi werden nach Angaben von Ärzten und Menschenrechtlern in Gefangenenlagern in Libyen teilweise zu Tode gefoltert auf dem Foto: Tripolis).
    Anhänger des getöteten libyschen Ex-Machthabers Muammar al-Gaddafi werden nach Angaben von Ärzten und Menschenrechtlern in Gefangenenlagern in Libyen teilweise zu Tode gefoltert auf dem Foto: Tripolis). Foto: dpa

    Folter in Libyen: Anhänger des getöteten libyschen Ex-Machthabers Muammar al-Gaddafi werden nach Angaben von Ärzten und Menschenrechtlern in Gefangenenlagern in Libyen teilweise zu Tode gefoltert.

    Misrata: Zahlreiche Fälle von Folter

    Mehrere Gefangene seien gestorben, nachdem sie in den vergangenen Wochen in von Milizen kontrollierten Lagern gefoltert worden seien, teilte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International am Donnerstag mit.

    Folter und Misshandlung durch Militär- und Sicherheitskräfte sowie durch eine Vielzahl bewaffneter Milizen, die außerhalb der Legalität agierten, seien weit verbreitet. Mitarbeiter der Organisation trafen demnach Gefangene in den Großstädten Tripolis und Misrata sowie in kleineren Städten wie Gharijan, die deutliche Zeichen von erst kürzlich erlittener Folter aufwiesen.

    Mehrere Gefangene gestorben

    Die Organisation Ärzte ohne Grenzen beendete aufgrund der zahlreichen Fälle von Folter ihre Arbeit in der Küstenstadt Misrata. "Mitarbeiter haben festgestellt, dass Gefangene gefoltert werden und ihnen medizinische Hilfe vorenthalten wird", erklärte ein Sprecher.

    Chronologie: Aufstieg und Fall von Gaddafi

    Libyens Muammar al-Gaddafi wurde als Terrorhelfer international geächtet und als Handelspartner hofiert. Im Westen galt der selbst ernannte Revolutionsführer mit bizarr anmutenden Gewohnheiten vielen als unberechenbar.

    1942: Im September nahe der Stadt Sirte in Libyen geboren.

    1963: Jura- und Geschichtsstudium für Offizierslaufbahn abgebrochen.

    1969: Ein «Bund der freien Offiziere» putscht Gaddafi an die Macht.

    1970: Ausländische Öl-Firmen in Libyen werden verstaatlicht.

    1973: Gaddafi veröffentlicht seine «Dritte Universaltheorie» als Mittelweg zwischen Kommunismus und Kapitalismus.

    1977: Der «Revolutionsführer» ruft die «Sozialistische Libysch- Arabische Volks-Dschamahirija (Herrschaft der Massen)» aus.

    1985: Wegen Libyens Verstrickung in den internationalen Terrorismus verhängen die USA einen Wirtschaftsboykott.

    1986: Die USA machen Gaddafi für einen Anschlag auf die Berliner Diskothek «La Belle» verantwortlich und bombardieren Tripolis.

    1988: 270 Tote bei Explosion eines US-Jumbos über Lockerbie.

    1991: Der UN-Sicherheitsrat verhängt Sanktionen gegen Libyen.

    2003: Libyen sagt für den Anschlag von Lockerbie die Zahlung von Entschädigungen zu; die UN heben die Sanktionen auf.

    2003: Gaddafi kündigt Einstellung des libyschen Atomprogramms und die Zerstörung seiner Massenvernichtungswaffen an.

    2004: Die USA heben ihre Handelsbeschränkungen auf. 2007: Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy vereinbart mit Gaddafi eine militärische und atomtechnische Kooperation. Anvisiert wird die Lieferung von Kampfjets und eines Atomkraftwerks.

    2008: Die USA schließen mit Libyen ein Öl-Handelsabkommen. 2009: Gaddafi wird für ein Jahr Ratsvorsitzender der Afrikanischen Union und fordert die «Vereinigten Staaten von Afrika».

    2009: Freundschaftsabkommen und erster Staatsbesuch Gaddafis in Rom.

    2010: Nach Festnahme seines Sohns Hannibal in Genf wegen Misshandlung von Angestellten ruft Gaddafi zum Dschihad gegen die Schweiz.

    2010: Um den Zustrom afrikanischer Flüchtlinge über Libyen einzudämmen, zahlt die EU Gaddafi 50 Millionen Euro.

    2011: Am 15. Februar demonstrieren Tausende gegen Gaddafi. Seine Gefolgsleute richten später ein Blutbad unter Zivilisten an. Der folgende Bürgerkrieg läutet den Sturz des «Führers» ein. (dpa)

    Die Ärzte seien zunehmend mit Patienten konfrontiert, die durch Folter bei Verhören zugefügte Verletzungen erlitten. Diese Verhöre hätten außerhalb der Gefangenenlager stattgefunden. Einige Behördenvertreter hätten zudem versucht, die Arbeit der Organisation "zu instrumentalisieren oder zu behindern".

    Zunahme von Gewalt

    Zuvor hatten sich ranghohe UN-Beamte besorgt über sogenannte libysche Revolutionsgarden gezeigt. Diese seien für eine erneute Zunahme der Gewalt verantwortlich und hielten tausende Menschen in geheimen Gefangenenlagern fest.

    In einem monatelangen Volksaufstand hatten Gaddafi-Gegner im vergangenen Jahr den Sturz des langjährigen Machthabers herbeigeführt. Militärische Unterstützung erhielten die Rebellen von der NATO, die auf Basis einer UN-Resolution in Libyen eingriff. Gaddafi wurde am 20. Oktober in seiner Heimatstadt Sirte getötet. (AZ, afp)

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