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Unglück beim Bundeswehr-Manöver: Dorf steht nach Flugzeugkollision unter Schock

Unglück beim Bundeswehr-Manöver

Dorf steht nach Flugzeugkollision unter Schock

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    Ein Mitarbeiter eines Abschleppdienstes befestigt nahe der Absturzstelle eines Learjets ein Wrackteil.
    Ein Mitarbeiter eines Abschleppdienstes befestigt nahe der Absturzstelle eines Learjets ein Wrackteil. Foto: Marcel Kusch, dpa

    Polizeiwagen, Absperrungen, Feldjäger und Beamte einer Hundertschaft: Im beschaulichen Sauerlanddorf Olsberg-Elpe in Nordrhein-Westfalen bestimmen auch am Tag nach der Kollision eines zivilen Jets mit einem Kampfflugzeug Einsatzkräfte das Bild. Während sie ihre Arbeit machen, erfassen die rund 550 Einwohner allmählich, welches Glück sie hatten. Der Learjet, der nach einem Manöver mit insgesamt zwei Bundeswehr-Eurofightern abgestürzt war, ist hinter dem Dorf zerschellt.

    Er habe auf dem Balkon gesessen, als der Jet brennend auf den Ort zugeflogen sei, sagt Ralf Tietz und zeigt seine Gänsehaut am Arm. „Ich zittere immer noch.“ Vor dem Absturz hatte das Flugzeug einige Kilometer entfernt bei der Kollision in etwa 2500 Metern Höhe ein Triebwerk verloren. „Das flog hier 15 Meter über den Häusern lang und krachte da in die Wiese“, sagt der 48-jährige Tietz. Er habe erst gedacht: „Das kommt auf uns zu, wir müssen hier raus.“

    Kampfflugzeug kann nach Zusammenprall sicher landen

    Von Glück, dass nicht noch mehr passiert ist, sprechen auch Mitarbeiter der Luftwaffe, die vom Eurofighter verlorene Teile einsammeln. Kaum vorzustellen, was bei einem Absturz des Kampfjets passiert wäre.

    Der war wie die zweite Maschine der Luftwaffe und der Learjet an einer gemeinsamen Abfangübung beteiligt. Dabei wurde nach Angaben der Bundeswehr trainiert, sich vor das Flugzeug zu setzen und es zu führen. Die Jäger waren demnach nicht bewaffnet und konnten im Gegensatz zur zivilen Maschine nach dem Unglück wieder sicher landen.

    Nur 100 Meter von der Absturzstelle entfernt wohnt Matthias Hering. Er schaute nach dem Knall aus dem Fenster. Den Gedanken an Erste Hilfe verwarf er schnell, als er die Einschlagstelle sah.

    Polizei geht vom Tot der beiden Jet-Insassen aus

    Die Polizei geht inzwischen davon aus, dass die 50 und 43 Jahre alten Insassen des Learjets, beide ehemalige Militärpiloten, den Absturz nicht überlebt haben. Es wurden nahe der Absturzstelle zwar Leichenteile gefunden, es ist aber noch nicht geklärt, ob diese auch den Männern zuzurechnen sind. Während es im Ort kein anderes Gesprächsthema gibt, machen die Beamten ihre Arbeit. Eine Einsatz-Hundertschaft durchkämmt die Absturzstelle, Ermittler der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung sammeln Trümmerteile ein. Es werde wohl Wochen dauern, bis es einen Zwischenbericht zur möglichen Ursache der Kollision und des Absturzes gebe, sagt der Einsatzleiter. Dabei sollen der Cockpit-Sprachrekorder und der Flugdatenschreiber des Learjets helfen.

    Bei der Polizei melden sich immer wieder Bewohner, die Trümmer gefunden haben, etwa auf dem Friedhof. Olsbergs Bürgermeister Wolfgang Fischer verlangt von der Bundeswehr, „mit offenen Karten zu spielen“. Und Landrat Karl Schneider fragt, ob solche Übungen wirklich über bewohntem Gebiet stattfinden müssen. Gegen die Kampfpiloten wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. dpa

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