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Unabhängigkeitsreferendum: Schottland vor dem Referendum: Promis machen Stimmung

Unabhängigkeitsreferendum

Schottland vor dem Referendum: Promis machen Stimmung

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    Verabschiedet sich Schottland vom Vereinigten Königreich? Verschiedene Umfragen haben nur eine Botschaft: Es wird knapp.
    Verabschiedet sich Schottland vom Vereinigten Königreich? Verschiedene Umfragen haben nur eine Botschaft: Es wird knapp. Foto: Jens Dudziak (dpa)

    Wenn die Schotten am Donnerstag in einem Referendum über die Unabhängigkeit ihres Landes entscheiden, werden ihnen vielleicht noch ein paar markige Promi-Sprüche in den Ohren klingen. Stars und Sternchen haben die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, ihre Tipps für die richtige Zukunft kundzutun. Beide Lager können auf prominente Unterstützung verweisen, wobei sich die Unabhängigkeitsgegner mit den Stimmen der Musiklegenden Paul McCartney und Mick Jagger sowie "Harry Potter"-Autorin Joanne K. Rowling ein leichtes Übergewicht verschaffen konnten.

    McCartney, Jagger und Hawking gegen die Abspaltung Schottlands

    Im August unterzeichneten 200 bekannte britische Persönlichkeiten einen offenen Brief, in dem sie die Schotten zu einem Verbleib im Königreich aufforderten. Neben den Rockstars McCartney und Jagger gaben auch der Astrophysiker Stephen Hawking und Hollywood-Schauspieler wie Helena Bonham-Carter, Michael Douglas und Judi Dench der Nein-Kampagne ihre Stimme.

    Alle Infos zur möglichen Unabhängigkeit Schottlands

    Zeitplan: Wenn die Schotten am 18. September für die Abspaltung vom Rest Großbritanniens stimmen, wäre das nur die Grundlage für einen nötigen politischen Prozess. Der schottische Premier Alex Salmond hat angekündigt, die Unabhängigkeit bei einem positiven Ergebnis bis zum Jahr 2016 durchsetzen zu wollen.

    Befürworter: Die Kampagne für die Abspaltung wird vom schottischen Premier Alex Salmond und seiner linksliberalen Schottischen Nationalpartei SNP angeführt. Seit 2011 hat diese Partei die absolute Mehrheit im Regionalparlament.

    Gegner: Der schottische Labour-Politiker Alistair Darling kämpft mit dem Slogan "Better together" gegen die Abspaltung. Unterstützt wird es von Großbritanniens Premier David Cameron. Die Gegner der Abspaltung argumentieren, dass England und Schottland gemeinsam stärker seien.

    Politische Gründe: Es gibt viele Gründe dafür, warum sich viele Schotten die Unabhängigkeit wünschen. Alex Salmond spricht ihren Nationalstolz an. Politisch entscheidend ist aber vor allem die Unzufriedenheit mit dem EU-kritischen Kurs des britischen Premiers David Cameron.

    Wirtschaftliche Gründe: Viele Schotten sind unzufrieden damit, dass die Einnahmen aus der Ölförderung vor allem nach London fließen. Schließlich wird der wertvolle Rohstoff an der schottischen Nordküste abgebaut.

    Militärische Gründe: Es gibt immer wieder Protest dagegen, dass die britischen Atom-U-Boote in Schottland stationiert sind. Bei einer Abspaltung müsste England sie abziehen.

    Folgen für Schottland: Bei einer Unabhängigkeit würde sich das schottische Regionalparlament in ein Staatsparlament mit eigener Innen- und Außenpolitik wandeln - also auch mit eigener Wirtschaft und eigener Armee.

    Folgen für Großbritannien: Großbritannien würde auf einen Schlag 5,3 Millionen Einwohner und ein Drittel seiner Landmasse verlieren. Der Verlust der Öl-Einnahmen wäre wirtschaftlich ein schwerer Schlag. Das Bündnis aus England, Wales und Nordirland würde aber bestehen bleiben.

    Folgen für Europa: Schottland wäre als neuer Staat erst einmal kein Mitglied von EU und Nato. Ein Wiederaufnahmeverfahren würde wohl Jahre dauern.

    Wahrscheinlichkeit: In aktuellen Umfragen liegen die Befürworter der Abspaltung zurzeit bei 51 Prozent. Das Ergebnis der Abstimmung am 18. September wird also wohl sehr knapp ausfallen.

    "Harry Potter"-Schöpferin Rowling, die seit 21 Jahren in Edinburgh lebt und mit einem Schotten verheiratet ist, unterstützte das Vorhaben sogar mit einer 1,3 Millionen-Euro-Spende. Die Autorin warnte vor den Risiken einer Loslösung von London. Fragen wie die Höhe der künftigen Erdöl-Einnahmen, das Ausscheiden aus der EU oder die Währung in einem unabhängigen Schottland würden von den Initiatoren des Referendums totgeschwiegen, kritisierte Rowling. Jethro-Tull-Sänger Ian Anderson bereitet das Referendum ebenfalls Bauchschmerzen. Sollte sich

    David Bowie: "Schottland, bleib bei uns"

    Auch andere britische Prominente warben in den vergangenen Wochen für einen Zusammenhalt des Vereinigten Königreichs. "Wozu neue Grenzen schaffen?" fragte etwa Schauspielerin Emma Thompson - und Popstar David Bowie ließ seine Botschaft von Model Kate Moss bei einer Preisverleihung vortragen: "Schottland, bleib bei uns!" Bowies Kollegen Sting, Bryan Ferry und Rod Stewart wünschen sich ebenfalls ein Nein der Schotten bei dem Referendum am 18. September.

    Doch auch die Gegenseite erhält Unterstützung aus der britischen Künstlerszene. Das wohl prominenteste Gesicht der Ja-Kampagne ist der legendäre "James Bond"-Darsteller Sean Connery. "Die Chance einer Unabhängigkeit ist zu gut, um sie verstreichen zu lassen", erklärte der Schotte. Regisseur Ken Loach ermunterte die Schotten, den Schritt in die Unabhängigkeit zu wagen, und verfluchte die "unverbesserlichen Imperialisten" in London, von deren Joch die Schotten sich  befreien müssten.

    Sean Connery will Unabhängigkeit Schottlands

    Komiker Russell Brand schlug sich ebenfalls auf die Seite der Befürworter eines unabhängigen Schottlands: "Ich habe nie gewählt, aber wenn ich Schotte wäre, würde ich mit Ja stimmen." Auch die schottischen Hollywood-Schauspieler Gerard Butler und Alan Cumming sowie Designerin Vivienne Westwood sprachen sich für ein unabhängiges Schottland aus.

    Doch nicht alle britischen Prominenten haben überhaupt eine Meinung zu dem Referendum oder wollen diese öffentlich kundtun. "X-Men"-Star James Avoy erklärte, sich aus Sorge um seine Karriere nicht zu der heiß diskutierten Frage zu äußern. Auch Schottlands Tennis-Star Andy Murray möchte sich nicht in die Debatte einmischen. Er habe "zu wenig Ahnung von Politik", gab der Wimbledon-Sieger von 2013 zu Protokoll.

    Wie spannend die Entscheidung am Donnerstag wird, zeigen auch zwei neue Umfragen. Sie sehen die Gegner einer Abspaltung in Führung.

    Referendum in Schottland: Umfragen sagen einen spannenden Ausgang voraus

    In einer am Samstag veröffentlichten Befragung im Auftrag der "Better Together"-Kampagne sprachen sich abzüglich der noch Unentschiedenen 54 Prozent gegen die Unabhängigkeit aus. In einer weiteren Umfrage führten die Unabhängigkeitsgegner mit mehr als fünf Prozentpunkten.

    "Diese Umfrage legt nahe, dass das 'Nein'-Lager führt aber das Rennen ist alles andere als vorbei", sagte Blair McDougall, Direktor der Kampagne "Better Together", die sich für ein "Nein" zur Unabhängigkeit Schottlands einsetzt. In der Befragung von mehr als 1000 Teilnehmern sprachen sich 47 Prozent gegen die Unabhängigkeit aus, 40,8 Prozent wären dafür. Neun Prozent sind noch nicht entschieden und 3,2 Prozent wollten sich nicht äußern. Abzüglich der Unentschiedenen lag das "Nein"-Lager mit 54 Prozent vorn.

    Abspaltungsbefürworter lagen vergangene Woche erstmals in Führung

    Die Befragung deutet zudem auf eine sehr hohe Wahlbeteiligung hin: 93 Prozent der zwischen Mittwoch und Freitag befragten Einwohner Schottlands erklärten ihre Absicht, wählen zu gehen. In einer Umfrage der Zeitung "Observer" gaben 47,7 Prozent der Befragten an, gegen die Unabhängigkeit stimmen zu wollen, 42,3 Prozent waren dafür. Nur zwei Prozent wollten demnach nicht an der Abstimmung teilnehmen, während acht Prozent dahingehend noch unsicher waren.

    Am vergangenen Wochenende hatten die Befürworter einer Abspaltung Schottlands zum ersten Mal in einer Umfrage eine Mehrheit erreicht - das Ergebnis hatte die Londoner Politik alarmiert. Seither appellierten die Vorsitzenden der drei wichtigsten britischen Parteien eindringlich an die Schotten, sich nicht vom Vereinigten Königreich loszusagen. Die Schotten stimmen am Donnerstag per Referendum über die Loslösung von Großbritannien ab. Bei einem Sieg des "Ja"-Lagers wird damit gerechnet, dass es rund 18 Monate dauern würde, bis Schottland formal unabhängig wäre.

    Eine ebenfalls am Wochenende veröffentlichte Umfrage im Auftrag des "Sunday Telegraph" sagte indes einen Sieg der Unabhängigkeitsbefürworter voraus. Darin sprachen sich abzüglich der Unentschiedenen und Nichtwähler 54 Prozent der Befragten für eine Abspaltung von Großbritannien aus. Der Meinungsforschungsexperte John Curtice zweifelte jedoch die Aussagekraft der Umfrage in seinem Blog aufgrund der vergleichsweise dünnen Basis von 705 Befragten an. afp/AZ

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