Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Umwelt: Der Natur in Deutschland geht es immer schlechter

Umwelt

Der Natur in Deutschland geht es immer schlechter

    • |
    Die intensive Landwirtschaft in Deutschland nimmt immer mehr Tieren den Lebensraum.
    Die intensive Landwirtschaft in Deutschland nimmt immer mehr Tieren den Lebensraum. Foto: Uli Deck, dpa

    Es gibt auch gute Nachrichten aus dem Umwelt- und Artenschutz, doch die sind ziemlich schnell erzählt: An der Küste haben sich die Bestände von Seehunden und Kegelrobben erholt. Ziemlich gut geht es laut dem aktuellen Bericht zur „Lage der Natur“ auch dem Steinbock. Denn in seinem Lebensraum, den Alpen, sei die Umwelt noch vergleichsweise intakt.

    Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), die die Bestandsaufnahme am Dienstag in Berlin vorstellte, verbucht dann noch den Schutz der Buchenwälder als Erfolg, von dem mehrere Fledermausarten profitiert hätten. Doch die beunruhigenden Nachrichten überwiegen bei weitem. Schulze spricht von einem „gemischten Bild“ und fordert verstärkte Anstrengungen im Naturschutz. „Eine intakte Natur ist die Voraussetzung für eine krisenfeste Gesellschaft“, betont sie.

    Nach dem Bericht ist die Natur in Deutschland aber insgesamt alles andere als intakt. So befinden sich insgesamt 63 Prozent der beobachteten Tiere und Pflanzen sowie 69 Prozent der untersuchten Lebensraum-Typen in unzureichendem oder schlechtem Erhaltungszustand. Laut dem Bericht ist es vor allem die industrielle Landwirtschaft, die die Artenvielfalt bedroht.

    Farbkleckse am Feld: Ein blühender Wiesenstreifen bietet Insekten Futter - auf ähnliche Weise können auch Hobbygärtner den Rand ihres Gemüsebeets bepflanzen.
    Farbkleckse am Feld: Ein blühender Wiesenstreifen bietet Insekten Futter - auf ähnliche Weise können auch Hobbygärtner den Rand ihres Gemüsebeets bepflanzen. Foto: Frank Rumpenhorst, dpa

    Die Zahl der Brutvögel geht zurück

    Die größten Sorgen machen den Autoren intensiv landwirtschaftlich genutzte Grünlandflächen. Entwässerung, Überdüngung und der Einsatz von Pestiziden hätten zu einem massiven Rückgang von Insekten geführt. Viele Käfer oder Schmetterlinge seien auf naturnahe, blütenreiche Wiesen und Weiden angewiesen, doch die gebe es jetzt kaum noch.

    Seit dem ersten derartigen Bericht im Jahr 2001 habe sich die Entwicklung ungebrochen fortgesetzt: Die Flächen ökologisch wertvoller Grünflächen nehmen ab, und die Insekten verschwinden. Darunter leiden auch die Vögel. In dem Bericht heißt es: „Etwa ein Drittel der Brutvogelarten sind in den letzten zwölf Jahren in ihrem Bestand zurückgegangen.“ Betroffen seien insbesondere „Arten des landwirtschaftlich genutzten Offenlandes“ – etwa die Feldlerche. Der Bestand von Kiebitzen und Rebhühnern sei sogar auf ein Zehntel des Wertes vor 25 Jahren gefallen.

    Wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Natur aus?

    Nicht nur Grünlandflächen, sondern auch viele Moore und Seen befinden sich laut dem Bericht in einem schlechten Zustand. Verantwortlich ist für die Probleme laut den Verfassern neben der intensiven Landwirtschaft das Freizeitverhalten der Bevölkerung. Vielerorts schadeten Sport und Tourismus der Natur. „Gerade in Zeiten von Corona zieht es die Menschen hinaus in die Natur, die Wertschätzung für die Umwelt ist gewachsen“, sagte Schulze. Naturschutz sei als „Medizin gegen die Krise“ jetzt notwendiger denn je. Die Entstehung von Pandemien hänge auch mit der Zerstörung intakter Ökosysteme zusammen. Den Raubbau an der Natur nennt die SPD-Politikerin „die Krise hinter der Krise“.

    Ob sich die aktuelle Corona-Lage bereits in irgendeiner Form auf den Zustand der Umwelt ausgewirkt hat, darüber gibt die Bestandsaufnahme laut der Ministerin keinen Aufschluss. Bei dem Bericht handle es sich um eine „Generalinventur der biologischen Vielfalt“, so Schulze. Bund und Länder bewerten darin den Erhaltungszustand der Natur – und in welche Richtung er sich entwickelt. In die Studie fließen Erhebungen von Behörden, aber auch von ehrenamtlichen Naturschützern ein. Die aktuelle Ausgabe fußt vor allem auf Zahlen aus den Jahren 2013 bis 2018.

    Lesen Sie dazu auch:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden