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Umwelt: Bundesregierung: Fracking soll stark eingeschränkt werden

Umwelt

Bundesregierung: Fracking soll stark eingeschränkt werden

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    Die Bundesregierung will die Möglichkeit für Fracking bis 2021 stark einschränken.
    Die Bundesregierung will die Möglichkeit für Fracking bis 2021 stark einschränken. Foto: Carsten Rehder (dpa)

    Hoffnung für Fracking-Gegner: Die Bundesregierung will die Möglichkeiten der umstrittenen Gasfördermethode Fracking stark einschränken. Bis 2021 soll die Gewinnung von Gas aus Schiefer- und Kohleflözgestein durch diese Methode verboten werden. Das geht aus dem Eckpunkte-Papier von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Umweltministerin Barbara Hendricks (beide SPD) hervor, das am Freitag vorgestellt wurde. Das

    Fracking: Bis 2021 sollen Möglichkeiten eingeschränkt werden

    Bei der Fracking-Methode wird unter hohem Druck ein Gemisch aus Sand, Wasser und Chemikalien in den Boden gepresst, um Gestein aufzuspalten und das darin enthaltene Erdgas zu fördern. Die Technologie ist unter anderem umstritten, weil durch die eingesetzten Chemikalien das Trinkwasser verunreinigt werden könnte. Die Methode zur Erdgasförderung wird seit den 60er Jahren auch in Deutschland angewandt - allerdings in überschaubarem Maße.

    Nach den Plänen von Hendricks und Gabriel soll Fracking jeglicher Art durch Gesetzesänderungen in Wasserschutzgebieten und dem Einzugsbereich von Trinkwasser-Talsperren und Seen, die der Trinkwassergewinnung dienen, verboten werden. In Naturschutzgebieten dürfen demnach zudem keine Fracking-Anlagen errichtet werden. "Der Schutz des Trinkwassers und der Gesundheit hat für uns den allerhöchsten Stellenwert", sagte Hendricks in Berlin. Die Bundesregierung werde deshalb "die strengsten Regeln setzen, die es jemals bei uns gab".

    Gesetz zu unkonventionellem Fracking soll überprüft werden

    Das ist Fracking

    Fracking ist ein Verfahren zur Gewinnung von Erdgas aus Gesteinsporen. Bei dem «Hydraulic Fracturing» wird Gestein in 1000 bis 5000 Metern Tiefe mit hohem hydraulischen Druck aufgebrochen.

    Beim Fracking wird in der Regel ein flüssiges Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in den Boden gepresst. Dadurch entstehen Risse im Gestein, durch die das Gas entweichen und über Bohrrohre an die Oberfläche gelangen kann.

    Fracking ist daher umstritten. Umweltschützer befürchten eine Verunreinigung des Trinkwassers. Das Umweltbundesamt (UBA) sieht darüber hinaus Unsicherheiten durch den Chemikalieneinsatz - zum Beispiel bei der Entsorgung des anfallenden Abwassers (Flowback).

    Fracking ist besonders in den USA wirtschaftlich und politisch interessant geworden, um unabhängiger von Erdöl- und Erdgaslieferungen aus dem Ausland zu werden.

    Auch in Deutschland gibt es nennenswerte Vorkommen dieser unkonventionellen Erdgas-Lagerstätten. Man findet sie zum Beispiel in Schiefertonformationen, Kohleflözen und dichten Sandsteinformationen - unter anderem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

    Studien gehen davon aus, dass der deutsche Gasbedarf mit den Vorkommen bis zu 27 Jahre lang gedeckt werden könnte. Allerdings gelten 14 Prozent der Fläche als Wasserschutzgebiete, somit ist das Förderpotenzial weit geringer.

    "Fracking-Vorhaben zur Gasförderung aus Schiefer- und Kohleflözgestein oberhalb von 3000 Metern werden (...) verboten", heißt es in Eckpunkten der beiden Minister. Die Schiefergasförderung ist umstritten, weil dabei Fracking in sehr viel größerem Ausmaß erforderlich ist, als das bei den bisher gängigen Fracking-Anwendungen der Fall ist. Schieferformationen sind noch einmal sehr viel feinporiger als die dichten Sandsteine, die aus der konventionellen Gas-Gewinnung bekannt sind. Zudem "klebt" das Erdgas darin förmlich am Stein.

    Wissenschaftliche Probebohrungen sollen in Schiefer- und Kohleflözgestein dagegen möglich sein, "wenn die eingesetzte Frackingflüssigkeit nicht wassergefährdend ist". Sie dürfen aber nicht in Gebieten erfolgen, die der Trinkwassergewinnung dienen, wie Hendricks erläuterte. Das Verbot des sogenannten unkonventionellen Frackings soll demnach im Jahr 2021 überprüft werden.

    Gabriel: Konventionelles Fracking weiterhin möglich

    Sogenanntes konventionelles Fracking soll nach den Plänen von Hendricks und Gabriel weiterhin möglich bleiben. Dieses bereits angewandte Verfahren dient vor allem zur Steigerung der Fördermenge von konventionellen Gasvorkommen. Der Übergang zum künstlichen Aufbrechen von Gesteinsschichten durch Fracking ist allerdings nach Einschätzung von Experten teilweise fließend.

    Der Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung kritisierte die Pläne der Ministerien. Sollten sie wie vorgeschlagen umgesetzt werden, gebe es in Deutschland "auf absehbare Zeit keine Erdgasproduktion mehr", erklärte Hauptgeschäftsführer Josef Schmid. Deutschland hänge dann zu 100 Prozent von Importen ab.

    BUND: Fracking-Einschränkung "Schritt in die richtige Richtung"

    Die Umweltorganisation BUND sieht in dem Eckpunkte-Papier dagegen einen "kleinen Schritt in die richtige Richtung", forderte allerdings ein "generelles Verbot" von Fracking, das auch Probebohrungen zu Forschungszwecken einschließe. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) begrüßte das Bekenntnis der Ministerium zum Schutz des Trinkwassers. Es müsse schnell rechtliche Klarheit geben. Hendricks rechnet damit, dass die nötigen Gesetzesänderungen zur Einschränkung von Fracking im Herbst durch das Kabinett auf den Weg gebracht werden können. afp/AZ

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