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Ukraine-Konflikt: Soldaten und Zivilisten sterben in Ukraine

Ukraine-Konflikt

Soldaten und Zivilisten sterben in Ukraine

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    Die blutigen Kämpfe in der Ex-Sowjetrepublik gehen weiter.
    Die blutigen Kämpfe in der Ex-Sowjetrepublik gehen weiter. Foto:  Roman Pilipey (dpa)/Archiv

    Bei ihrer "Anti-Terror-Operation" gegen prorussische Separatisten hat die ukrainische Armee schwere Verluste hinnehmen müssen. Aufständische beschossen Regierungstruppen bei Selenopolje im Raum Lugansk massiv mit Raketen und töteten mindestens 19 Soldaten. Etwa 93 Armeeangehörige wurden verletzt.

    Auf Bildern waren völlig zerstörte Panzer und tiefe Bombentrichter zu sehen. Die Führung in Kiew sprach von einem der verlustreichsten Tage für die Armee seit Beginn der Kämpfe Mitte April und kündigte Vergeltung an. "Für jedes Leben eines unserer Soldaten werden die Terroristen mit Dutzenden und Hunderten ihrer Leben bezahlen", sagte Präsident Petro Poroschenko.

    Chronologie der Ukraine-Krise

    1. Dezember 2013: Hunderttausende fordern in Kiew den Sturz des pro-russischen Präsidenten Viktor Janukowitsch.

    18. Februar 2014: Bei neuen Straßenschlachten kommen Dutzende Menschen ums Leben.

    22. Februar: Janukowitsch fliegt ins ostukrainische Charkow, lehnt aber einen Rücktritt ab. Das Parlament erklärt ihn später für abgesetzt und macht seinen Chef Alexander Turtschinow zum Übergangspräsidenten.

    27. Februar: Bewaffnete besetzen auf der ukrainischen Halbinsel Krim Regierungsgebäude. Das prorussische Krim-Parlament will eine Volksbefragung zum künftigen Status der Region und setzt die Regierung ab.

    1. März: Russlands Föderationsrat stimmt auf Bitten von Putin einem Militäreinsatz auf der Krim im Grundsatz zu.

    11. März: Das Krim-Parlament beschließt die Unabhängigkeit der Halbinsel. Als Reaktion verfügt die Europäische Union Sanktionen gegen Russland. Auch US-Präsident Barack Obama verhängt Sanktionen.

    16. März: Die Krim stimmt in einem Referendum für den Beitritt zu Russland. Die USA und die EU verschärfen ihre Strafmaßnahmen.

    6. April: Bei Demonstrationen im russischsprachigen Osten der Ukraine besetzen moskautreue Aktivisten Verwaltungsgebäude in den Millionenstädten Charkow und Donezk sowie später in weiteren Orten. Sie fordern Referenden über eine Abspaltung der Ostukraine von Kiew und rufen eine souveräne Volksrepublik aus.

    13. April: Ein «Anti-Terror-Einsatz» gegen die Separatisten in der Stadt Slawjansk fordert Tote und Verletzte. Kiew wirft Moskau vor, die Unruhen mit eingeschleusten Provokateuren zu schüren. Russlands Außenminister Sergej Lawrow weist die Vorwürfe zurück.

    18. April: Bei einem internationalen Treffen in Genf wird ein Friedensplan beschlossen. Wichtigster Punkt: Die Separatisten in der Ostukraine sollen die Waffen niederlegen und besetzte Gebäude räumen.

    22. April: Die Regierung in Kiew setzt ihren Militäreinsatz im Osten des Landes fort. Zuvor hatte US-Vizepräsident Joe Biden bei einem Besuch in Kiew mit Hilfszusagen für die Ukraine der prowestlichen Führung demonstrativ den Rücken gestärkt.

    25. April: Als Reaktion auf die Militäroffensive im Osten der Ukraine beginnt Russland ein Manöver im Grenzgebiet. Putin verurteilt den ukrainischen Armee-Einsatz als «sehr ernstes Verbrechen», das Folgen für die Regierung in Kiew haben werde. Der Kreml und Washington beschuldigten sich gegenseitig, nichts zu einer Entspannung der Lage beizutragen.

    Bei einem zweiten Raketenwerferangriff bei Lugansk starben weitere vier Grenzsoldaten. Die Separatisten attackierten auch erneut Sicherheitskräfte rund um die Flughäfen von Lugansk und Donezk. Dabei setzten sie Artillerie und gepanzerte Fahrzeuge ein.

    Bundeskanzlerin Merkel trifft vielleicht Russlands Präsidenten Putin bei WM

    Die Armee beschoss ihrerseits Stellungen der "Volkswehr" aus der Luft. Bis zu 100 Separatisten seien in den vergangenen 24 Stunden getötet worden, sagte ein Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums in Kiew.

    Angesichts neuer Gewalt in der Ostukraine forderte Präsident Poroschenko bei einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel ein baldiges Treffen der Konfliktparteien. Die Führung in Kiew sei bereit zu Gesprächen mit den Aufständischen über eine Waffenruhe, teilte das Präsidialamt mit. Es müsse sichergestellt werden, dass keine Waffen für die Aufständischen über die Grenze aus Russland einsickern.

    Kanzlerin Merkel trifft am Rande des WM-Endspiels in Rio de Janeiro möglicherweise mit Russlands Präsident Wladimir Putin zusammen. Es sei gut möglich, dass es zu einer Begegnung und einem kurzen Gespräch komme, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Merkel reist mit Bundespräsident Joachim Gauck zum Finale Deutschland gegen Argentinien am Sonntag. Dazu wird auch Putin erwartet. Russland ist 2018 nächster Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft.

    Auch Zivilisten sterben in der Ukraine

    Unterdessen geraten in der Ostukraine immer mehr Zivilisten zwischen die Fronten. Im Raum Lugansk starben vier Bergarbeiter, als ihr Bus von einer Granate der Separatisten getroffen wurde. Ebenfalls in Russland vorläufig drei Grenzübergänge östlich von Donezk.

    Angesichts der Gewalt in der Ostukraine beklagte Russland auch eine zunehmende Zahl an Flüchtlingen. Über die Lage der aus dem Kriegsgebiet fliehenden Menschen habe Putin mit dem Nationalen Sicherheitsrat gesprochen, teilte die Präsidialverwaltung in Moskau mit. Nach Angaben von Behörden haben bereits Hunderttausende Ukrainer Zuflucht in Russland gesucht. Die Gebietsverwaltung in Rostow am Don hat in mehreren Grenzregionen den Ausnahmezustand verhängt.

    Die Aufständischen bekannten sich zu dem Angriff bei Selenopolje. Die 24. Brigade aus Lwiw (Lemberg) und Teile der 79. Luftlandebrigade aus Nikolajew seien mit dem sowjetischen Mehrfachraketenwerfersystem BM-21 "Grad" (Hagel) beschossen worden, teilten die militanten Gruppen mit. "Wir haben die Kolonne zerschlagen", sagte einer der Kämpfer. Er kündigte weitere Attacken auf Regierungseinheiten an.

    Sorjan Schkirjak vom Innenministerium in Kiew hatte zunächst sogar von mindestens 30 Toten bei dem Angriff bei Selenopolje gesprochen. dpa

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