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Überblick: Bonner Anschlagsversuch: Das wissen die Ermittler

Überblick

Bonner Anschlagsversuch: Das wissen die Ermittler

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    Mit diesen Gegenständen wurde die Bombe von Bonn gebaut: Der Sprengsatz war fehlerhaft konstruiert und detonierte nicht.
    Mit diesen Gegenständen wurde die Bombe von Bonn gebaut: Der Sprengsatz war fehlerhaft konstruiert und detonierte nicht. Foto: Oliver Berg/Archiv dpa

    Die Bundesanwaltschaft geht nach dem gescheiterten Terroranschlag in Bonn von mindestens drei Beteiligten aus. Zwei scheinen näher identifiziert zu sein. Ein Überblick über die bisher bekannten Fakten und durchgesickerten Informationen:

    Was weiß man über die Bombe?

    Sie wurde am vergangenen Montagmittag in einer blauen Sporttasche zum Bonner Hauptbahnhof gebracht. Sie bestand laut Bundesanwaltschaft aus einem ungefähr 40 Zentimeter langen Metallrohr, das zündfähiges Ammoniumnitrat enthielt und mit vier Druckgaspatronen umwickelt war, sowie einem Wecker und verschiedenen Batterien, die als Zündvorrichtung dienen sollten. Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) zufolge gibt es "eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sie gezündet wurde".

    Warum explodierte die Bombe nicht?

    Medien berichteten aus Sicherheitskreisen, sie sei wegen eines Baufehlers funktionsunfähig gewesen. "Der Fehler der Konstruktion des Sprengsatzes bestand demnach darin, dass die Täter eine Glühbirne statt eines sogenannten Boosters, also eines Sprengsatzverstärkers, verwendet hätten", berichtete der WDR. Eine Glühbirne war von der Polizei am Tatort sichergestellt worden. Laut "Spiegel" wäre der Sprengsatz aber auch bei erfolgreicher Zündung nicht detoniert, sondern hätte eine potenziell tödliche Stichflamme verursacht.

    Wie viele Täter waren beteiligt?

    Das ist nicht bekannt. Die Bundesanwaltschaft geht vorerst von mindestens drei aus. Dies ergibt sich aus ihrer Mitteilung vom Freitag: Derzufolge besteht gegen jenen Mann, der die Tasche am Bahnhof abstellte, der Anfangsverdacht, dass er "einen Sprengstoffanschlag verüben wollte" - und zwar "als Mitglied einer terroristischen Vereinigung". Von einer solchen Terrorgruppe wird aber erst gesprochen, wenn dazu mindestens drei Personen gehören.

    Was ist über bekannt?

    Dazu dürften zählen: ein hellhäutiger Mann mit Bart, der von der Kamera einer McDonald's-Filiale im Bahnhof mit einer blauen Sporttasche in der Hand gefilmt wurde; ein dunkelhäutiger Mann, der nach Zeugenaussagen die blaue Tasche mit der Bombe am Bahnsteig 1 abgestellt haben soll; und mindestens ein dritter.

    Lässt die dunkle Hautfarbe eines der Verdächtigen auf eine ausländische Gruppe schließen?

    Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass die Tat in Deutschland geplant und gesteuert wurde. Darauf deutet ihr Hinweis, dass sie sich auf Strafgesetzbuch-Paragraf 129a stützt, der - anders als der 129b - die Strafen für inländischen Terrorismus festlegt. Das muss aber nicht heißen, dass es keine Verbindungen - zumindest informeller Art - ins Ausland gab.

    Was weiß man über den Dunkelhäutigen, der die Tasche abstellte?

    Die Bundesanwaltschaft hat "belastbare Hinweise", dass er "über Verbindungen in radikal-islamistische Kreise verfügt". Laut "Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung" haben die Ermittler ihn identifiziert als einen Mann aus der Bonner islamistischen Szene. Demnach soll er Verbindungen zu Leuten im Ausland haben, die dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehen. Der "Spiegel" benannte ihn als den Somalier Omar D., den die Ermittler nach dem Anschlag bereits festgenommen hatten, aber später wieder freiließen - möglicherweise mangels Beweisen. Er soll 2008 zusammen mit seinem Freund Abdirazak B. aus einem startbereiten Flugzeug auf dem Flughafen Köln-Bonn abgeführt worden sein, weil beide - so hieß es damals - auf dem Weg in ein pakistanisches Terroristen-Ausbildungslager gewesen seien und bereits Abschiedsbriefe hinterlassen hätten. D.s Anwalt bestreitet eine Verbindung zur Tat.

    Was ist über den Hellhäutigen bekannt, der die Tasche trug?

    Weniger. Die Bundesanwaltschaft hat zu ihm keine Angaben gemacht. Die Ermittler kennen laut "Spiegel" aber wohl seinen Namen. Das Überwachungsvideo belegt, dass er kurz vor der Tat im Bahnhof war.

    Und der dritte?

    Auch über den ist wenig bekannt. Laut WDR ist ein Tatverdächtiger aus dem rheinischen Langenfeld identifiziert, der als Al-Kaida- Verbindungsmann gelten soll. Dem Sender zufolge ist aber unklar, ob er tatsächlich mit der Planung befasst oder zur Tatzeit am Bahnhof war. Demnach kann es sich nicht um den hellhäutigen Mann handeln, der dort gefilmt wurde - sondern nur um einen dritten Verdächtigen. dpa

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