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USA: Welche Folgen hat Trumps Ausstieg aus dem Pariser Abkommen?

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Welche Folgen hat Trumps Ausstieg aus dem Pariser Abkommen?

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    US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus: Wird seine Entscheidung die Vereinigten Staaten stärken oder doch eher schwächen?
    US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus: Wird seine Entscheidung die Vereinigten Staaten stärken oder doch eher schwächen? Foto: Pablo Martinez Monsivais, dpa

    Donald Trumps Schlachtruf "America first" hallte einmal um den Erdball, als der US-Präsident ohne Rücksicht auf internationale Partner die Kündigung des Pariser Klimavertrags erklärte. Was sein drastischer Schritt konkret für Politik und Klima bedeutet:

    Welche Folgen hat Trumps Kündigung des Klimaschutzvertrags für die Umwelt?

    Sollten die USA tatsächlich mit dem Ausstieg aus dem Pariser Klimavertrag alle bisherigen Zusagen über den Haufen werfen, könnte dies laut Berechnungen von Klimaforschern die Erde um 0,3 Grad mehr erwärmen, als wenn sich die

    Wie realistisch ist es, dass die USA jetzt auch ihre Umweltpolitik verändern und tatsächlich mehr Treibhausgas in die Luft blasen?

    Auf der einen Seite hat die neue Regierung von Donald Trump bereits den Klimaschutz zurückgefahren. So müssen etwa Bundesbehörden bei Entscheidungen nicht mehr Auswirkungen aufs Klima abwägen. Trump will die CO2-belastete Kohle-und Erdölindustrie fördern. Auf der anderen Seite sind die einzelnen Bundesstaaten sehr mächtig gegenüber der Regierung in Washington. Kalifornien etwa gilt weltweit in vielen Bereichen als ein Land mit Vorbildcharakter beim Klima- und Umweltschutz. Und auch viele Großstädte bekennen sich ausdrücklich zum Klimaschutz. Nicht zuletzt verfolgen viele Großunternehmen Klimaziele aus Eigeninteresse – Umwelttechnologie gilt als Markt mit immensen Wachstumschancen. So ist beispielsweise der Elektroautobauer Tesla trotz Miniabsatzzahlen an der Börse mehr wert als die Auto-Riesen GM und Ford. In den USA arbeiten viel mehr Menschen im Bereich Erneuerbare Energien als in der Kohle- und Ölbranche.

    Ist der Klimaschutzvertrag von Paris ohne die USA wertlos?

    Nein, sagt der renommierte Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber: "Der gesamte Klimavertrag von Paris ist natürlich nicht beerdigt." Es gebe nur drei Staaten, die sich nicht beteiligen: "Syrien, Nicaragua und nun die USA. Aber 192 Staaten stehen weiter dazu." Die Frage ist aber, ob die US-Entscheidung eher Nachahmer findet oder eher eine Trotzreaktion auslöst. "Das Entscheidende wird sein, ob beispielsweise China – das Land mit höchster Produktion von Treibhausgasen – die Anstrengungen verstärkt, um gutzumachen, was die USA jetzt versäumen", sagt Schellnhuber.

    Was steht im Pariser Abkommen?

    195 Länder einigen sich im Dezember 2015 auf ein Klimaschutzübereinkommen: das Pariser Abkommen.

    Ziel des Abkommens ist es, dem Klimawandel entgegenzuwirken.

    Langfristig bedeutet das, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen.

    Entwicklungsländern wird mehr Zeit für die Senkung ihrer Emissionen eingeräumt als Industriestaaten.

    Können andere Staaten einen Ausfall der USA wettmachen?

    Tatsächlich fällt China hier die Schlüsselrolle zu. Trump kritisiert, dass das Riesenreich bis 2030 seinen Treibhausgasausstoß erhöhen darf. Dies hat China tatsächlich durchgesetzt, da es Nachholbedarf bei der Industrialisierung hat. Allerdings wachsen dort die Umweltschutzbemühungen angesichts drastischer Luftverschmutzung und Naturzerstörung. Sollte China etwa eine hohe Pflichtquote für die Zulassung von Elektro- statt Spritfahrzeugen vorschreiben, hätte dies weitreichende Folgen für die deutsche und amerikanische Automobilindustrie. In Deutschland warnt die Industrie dagegen vor einer Verschärfung der eigenen Klimaziele.

    Was sind die Folgen für die internationale Klimapolitik?

    Zunächst bleiben die Ziele aller 192 anderen Länder unberührt: Fast alle Staaten haben Klimaschutzpläne erstellt – viele zum ersten Mal. Die Industrieländer helfen ärmeren Ländern auch finanziell. Hier fehlen bald zwei Milliarden Dollar zugesagter US-Hilfen. Doch fast alle Länder haben das Ziel, Erneuerbare Energien auszubauen. Allein das führt zu einer großen Reduktion von mehreren Milliarden Tonnen Treibhausgasen, wie der Klimaexperte Niklas Höhne erklärt. Allerdings hat sich seit Ausrufung des Ziels, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, die Erde bereits um rund ein Grad erwärmt. "Es wird sehr, sehr schwer werden, mit oder ohne USA, dieses Ziel zu erreichen", sagt Johannes Cullmann von der Weltwetter-Organisation.

    Wie geht es weiter?

    Die Kündigung der USA wird frühestens am 4. November 2020 wirksam – einen Tag nach der nächsten Präsidentenwahl. Trump fordert vorher Neuverhandlungen, was Europa und China bislang ablehnen. Gibt es keinen Kompromiss, würden die USA ihren Einfluss auf die internationale Klimapolitik verlieren. Dies sehen manche Klimaschützer sogar als Vorteil, da Washington stets als Bremser galt: "Es ist eher eine Sache, die die USA schwächen wird", sagt Klimaforscher Schellnhuber. mit dpa, afp

    So wirkt sich der Klimawandel auf die Welt aus

    Der globale Klimawandel hat immense Auswirkungen. Er beeinflusst Wetter, Gesundheit und Meeresspiegel. Wir zeigen das in einigen Beispielen.

    Geht die Erwärmung der Erde ungebremst weiter, werden extreme Unwetter häufiger auftreten, warnen Klimaforscher. Feuchte Regionen werden noch feuchter, in trockenen drohen Dürreperioden.

    Auf Klimaveränderungen reagieren Tiere, Pflanzen und Menschen empfindlich. Milde Winter erhöhen die Überlebensrate von Krankheitsüberträgern wie Mücken, Zecken oder Wanzen. Menschen, die ein Leben lang beschwerdefrei waren, bekommen vermehrt Allergien.

    Die Erderwärmung lässt Gletscher und das Eis der Pole schmelzen. Steigt der Meeresspiegel weiter an, könnten die Malediven in rund 100 Jahren überflutet sein. Umweltschützer fürchten auch für die Nordseeküste dramatische Folgen: Wattflächen, Salzwiesen und Inseln könnten dauerhaft überschwemmt werden. Die Eisdecken an den Polen waren im März so klein wie noch nie in einem solchen Monat.

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