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USA: Umarmung in Korea – Chaos bei Trump im Weißen Haus

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Umarmung in Korea – Chaos bei Trump im Weißen Haus

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    Scheinbar unbeeindruckt von den Pirouetten des amerikanischen Präsidenten herzten sich am Samstag Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un (links) und Südkoreas Präsident Moon Jae In bei ihrem überraschenden Treffen.
    Scheinbar unbeeindruckt von den Pirouetten des amerikanischen Präsidenten herzten sich am Samstag Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un (links) und Südkoreas Präsident Moon Jae In bei ihrem überraschenden Treffen. Foto: Dong-A Ilbo, AFP

    In seinem Buch „The Art of the Deal“ (Die Kunst des Erfolges) hatte Donald Trump einen Verhandlungstrick preisgegeben: „Du musst den Zeitpunkt kennen, an dem du den Tisch verlässt.“ Gut 30 Jahre später steht der US-Präsident vor der umgekehrten Herausforderung: Nachdem er am Donnerstag das geplante Gipfeltreffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un abrupt abgesagt hat, rudert er nun zurück.

    „Die Sache läuft sehr gut“, prahlte der Präsident am Samstagabend im Oval Office. Dort begrüßte er einen freigelassenen US-Gefangenen aus Venezuela, nutzte die Gelegenheit aber für einen Exkurs über die Verhandlungen mit Nordkorea: „Ich glaube, da ist eine Menge guter Wille“, sagte Trump: „Wir streben den 12. Juni in Singapur an. Daran hat sich nichts geändert.“ Nur zwei Tage vorher hatte er sich in einem Brief an Kim über „enormen Ärger und offene Feindschaft“ beklagt und erklärt: „Der Gipfel in

    Donald Trump wehrt sich: Alles nur erfunden

    Nicht nur für außenstehende Beobachter sind die Pirouetten des Präsidenten extrem verwirrend. Wenige Stunden nach der Absage hatte ein hochrangiger Vertreter des Weißen Hauses bei einer offiziellen Presseunterrichtung massive Zweifel daran geäußert, dass eine Revision der Absage möglich sei: Man brauche einfach einen zeitlichen Vorlauf, um die Agenda des Treffens vernünftig vorbereiten zu können: „Der 12. Juni ist in zehn Minuten.“ Nachdem die New York Times den Widerspruch aufgedeckt hatte, behauptete Trump, die Geschichte sei erfunden: „Dieser hochrangige Vertreter des Weißen Hauses existiert nicht.“

    Tatsächlich war die Unterrichtung der Journalisten unter der Bedingung erfolgt, dass der Beamte namentlich ungenannt bleibt. Solche Vorgaben sind auch hierzulande zum Schutz der Fachleute üblich. Die Aussagen werden dann „aus Regierungskreisen“ zitiert. Dass Trump nun die Existenz des Beamten, zu dessen Hintergrundgespräch offiziell eingeladen wurde, schlichtweg leugnete, erregte die White-House-Korrespondenten massiv. Inzwischen sind Tonbandaufnahmen und der Name des Beamten durchgesickert: Es handelt sich um den Asien-Experten des Nationalen Sicherheitsrats.

    Zickzack-Kurs im Weißen Haus

    Die bizarre Episode lässt einen Grund für Trumps Zickzackkurs erahnen: Offenbar gibt es Richtungskämpfe zwischen den Hardlinern und den Anhängern von Verhandlungen im Weißen Haus.

    Zugleich gerät die Lage auf der koreanischen Halbinsel in Bewegung. Dort haben sich am Samstag überraschend der nordkoreanische Machthaber Kim und der südkoreanische Präsident Moon Jae In getroffen – das zweite Mal innerhalb weniger Wochen und diesmal auf der nordkoreanischen Seite des legendären Grenzortes Panmunjom. Über die staatliche Nachrichtenagentur KCNA ließ Kim seinen „festen Willen“ bekunden, mit Trump zusammenzutreffen. Moon bestätigte nach den zweistündigen Unterredungen, dass Kim seine Bereitschaft zur atomaren Abrüstung bekundet habe. Allerdings sei der kommunistische Machthaber nicht sicher, „ob sein Land den USA mit Blick auf ihr Versprechen, die feindseligen Beziehungen zu beenden, wirklich vertrauen kann“, berichtete Moon.

    Das kann kaum verwundern. Immerhin hatte Trump in seinem Brief, mit dem er das Treffen zunächst absagte, mit der „massiven und mächtigen“ Militärmacht der USA gedroht. Außerdem hat der Präsident gerade das Iran-Abkommen gekündigt. Insofern muss sich Kim fragen, wie verlässlich mögliche amerikanisch Sicherheitsgarantien im Gegenzug für die Vernichtung seiner Atomwaffen sind.

    Umgekehrt herrscht auch in Washington großes Misstrauen gegenüber dem Autokraten, der sich in der Vergangenheit als skrupellos erwiesen hat. Trumps Sicherheitsberater John Bolton hat gefordert, dass Nordkorea sein Nukleararsenal zunächst komplett vernichten muss, um dann von den Sanktionen befreit zu werden. Hingegen unterstützt Verteidigungsminister Jim Mattis einen Verhandlungsprozess mit einer schrittweisen Abrüstung Nordkoreas.

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