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USA: Trump ernennt Schwiegersohn zum Spitzenberater im Weißen Haus

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Trump ernennt Schwiegersohn zum Spitzenberater im Weißen Haus

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    Jared Kushner, Schwiegersohn des designierten US-Präsidenten, soll nach Medienbeichten zum Spitzenberater im Weißen Haus ernannt werden.
    Jared Kushner, Schwiegersohn des designierten US-Präsidenten, soll nach Medienbeichten zum Spitzenberater im Weißen Haus ernannt werden. Foto: Carolyn Kaster (dpa)

    Das Weiße Haus als Familiensache: Donald Trump hat seinen Schwiegersohn Jared Kushner zum Spitzenberater im Präsidialamt ernannt. Er sei "stolz" darauf, Kushner diese wichtige Führungsposition in seiner Regierung anzuvertrauen, teilte der künftige Präsident mit. Trump setzt sich damit freilich mit der ihm eigenen Chuzpe über alle Argumente hinweg, wonach die Personalie juristisch wie ethisch unzulässig ist.

    Trump ignoriert Gesetz gegen Vetternwirtschaft

    Denn nicht nur, dass es dem US-Präsidenten per Gesetz verboten ist, Verwandte auf Regierungsposten zu ernennen. Der Ehemann der Trump-Tochter Ivanka ist zudem ebenso wie sein Schwiegervater mit potenziellen Interessenkonflikten konfrontiert. Wie Trump ist auch Kushner ein steinreicher Immobilienunternehmer. Er ist zudem in der Medienbranche tätig, als Herausgeber des Wochenblatts "New York Observer".  Den Hinweis auf das Gesetz gegen Vetternwirtschaft sucht das Trump-Team mit dem Argument abzutun, Nominierungen von Verwandten seien dem Präsidenten nur bei Kabinettsposten untersagt, nicht bei Jobs im Weißen Haus. Diese Auslegung des Gesetzes ist allerdings hochumstritten.

    Kushner: Interessenkonflikte vermeiden

    Kushner selbst ließ über eine Anwältin mitteilen, er wolle Interessenkonflikte vermeiden, indem er aus seinem Unternehmen ausscheide, "substanzielle Vermögenswerte" abstoße und sich aus Angelegenheiten heraushalte, die seine persönlichen Interessen direkt berührten. Diese Beteuerungen dürften viele Kritiker freilich kaum besänftigen.

    Ein ins Auge stechendes Beispiel für potenzielle Interessenkonflikte des Trump-Schwiegersohns sind dessen Geschäftsverbindungen nach Israel. Trump hatte bereits im November in Aussicht gestellt, dass Kushner, der orthodoxer Jude ist, sich um die Beziehungen zu Israel und den Frieden in Nahost kümmern könnte. Kushners Firma hat nach Informationen der Zeitung "New York Times" Darlehen von der israelischen Bank Hapoalim erhalten. Das US-Justizministerium ermittelt gegen die Bank wegen Vorwürfen, sie habe US-Bürgern bei der Steuervermeidung geholfen.

    Das ist Donald Trump

    Donald Trump ist der aktuelle Präsident der USA. Fakten und Zahlen zu ihm.

    Donald Trump, geboren am 14. Juni 1946, ist das vierte von fünf Kindern des Immobilienunternehmers Frederick Trump Jr. und seiner Frau Mary Anne MacLeod.

    Trumps Großeltern Frederick Trump und Elisabeth Christ stammen aus Kallstadt in der Pfalz und waren nach Amerika ausgewandert.

    Trump studierte Wirtschaftswissenschaft an der Fordham University in New York und an der renommierten Wharton School in Philadelphia.

    Schon als Student machte Trump sich selbstständig, indem er mit einem vom Vater gestellten Startkapital von 200.000 Dollar preiswert marode Häuser erwarb, sanierte und teuer weiter verkaufte.

    1974 übernahm er das Unternehmen des Vaters und realisierte Bau- und Hotelprojekte in den USA und anderen Ländern. Zu den bekanntesten zählen in New York der Trump Tower, der Trump World Tower sowie das Trump Building.

    Die Geschäftsfelder des Donald Trump sind vielfältig: Er investierte in Aktien, besitzt eine Modelagentur und betreibt 18 Golfplätze. Aus dem Geschäft mit Spielbanken und einer eigenen Fluglinie zog er sich dagegen zurück.

    Trump veröffentlicht 16 Bücher, die als Ratgeberliteratur von Verhandlungs- und Geschäftspraxis handeln.

    Trump hatte immer wieder kurze Gastauftritte in Filmen und Fernsehserien, wie in Kevin – Allein in New York, Der Prinz von Bel-Air oder Sex and the City. 2004 und 2015 war Trump Gastgeber der US-amerikanischen Comedy-Show Saturday Night Live des Senders NBC.

    Donald Trump heiratete 1977 das tschechische Model Ivana Marie Zelníčková, mit der er drei Kinder hat. 1992 folgte die Scheidung. Trump war kurzzeitig mit Carla Bruni liiert, der jetzigen Gattin des ehemaligen französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy. Von 1993 bis 1999 hieß Trumps Ehefrau Marla Maples. Mit der Schauspielerin hat er eine Tochter.

    2005 heiratet er das Model Melania Knauss, mit der er einen weiteren Sohn hat. Inzwischen ist er achtfacher Großvater.

    Trump ist ein politisches Chamäleon: 1987 registriert er sich bei den Republikanern, wechselt 1999 zur Independence Party, 2001 zu den Demokraten und 2009 wieder zu den Republikanern.

    Im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft im Jahr 2016 provozierte Trump mit rassistischen und sexistischen Aussagen. Er beleidigte Behinderte und drohte, seine Konkurrentin Hillary Clinton ins Gefängnis zu schicken.

    Bei der US-Wahl am 8. November 2016 gelang es ihm dennoch, eine deutliche Mehrheit der Wahlmänner hinter sich zu vereinen.

    Enge Verbindung zwischen Trump und Kushner

    Trumps immense Wertschätzung für den Schwiegersohn, der an diesem Dienstag gerade einmal 36 Jahre alt geworden ist, entspringt nicht zuletzt dessen Rolle als einer der maßgeblichen Architekten des Wahlsiegs. Kushner hatte die hocheffiziente Kampagne in den sozialen Netzwerken organisiert.

    Nach dem Wahltriumph arbeitete der schlanke und großgewachsene Youngster dann wesentlich an den Vorbereitungen für die Machtübernahme mit. Er wirkte bei den Postenbesetzungen mit. Und obwohl er außenpolitisch völlig unbeleckt ist, wurde er zu einer Art Chefdiplomat des Übergangsteams: Laut "New York Times" ließ das Trump-Umfeld das Weiße Haus wissen, es solle sich mit wichtigen außenpolitischen Angelegenheiten an den Schwiegersohn wenden.

    Seit 2009 ist Jared Kushner mit Ivanka Trump verheiratet.
    Seit 2009 ist Jared Kushner mit Ivanka Trump verheiratet. Foto: Andrew Gombert (dpa)

    Der Eifer, mit dem Kushner die politische Karriere seines Schwiegervaters unterstützt, ist eine durchaus erstaunliche Entwicklung. Denn der Schwiegersohn entstammt einer Familie eingefleischter Demokraten. Allerdings wechselte Kushners Vater Charles, der wegen Steuerbetrugs, illegaler politischer Spenden und Zeugenbeeinflussung 14 Monate lang hinter Gittern saß, 2015 die Seiten und spendete für Trump.

    Die enge Bindung zwischen dem künftigen Präsidenten und seinem Schwiegersohn resultiert womöglich auch aus Parallelen im Werdegang. Wie Trump übernahm Kushner, der in Harvard und New York studierte und Abschlüsse in Betriebswirtschaft und Jura hat, das Immobilienimperium seines Vaters. Und wie Trump baute er dieses Imperium aus, indem er in Wolkenkratzer im New Yorker Stadtteil Manhattan investierte.

    Mit Ivanka Trump, die ihrerseits eine leitende Position im Unternehmensimperium ihres Vaters einnimmt und daneben eine eigene Mode- und Schmuckfirma betreibt, ist Kushner seit 2009 verheiratet. Sie trat seinetwegen zum jüdischen Glauben über. Das Paar hat drei Kinder.

    Die Familie wird nun von New York nach Washington umziehen, das Haus ist bereits ausgesucht. Der anstehende Umzug hat übrigens Spekulationen auch um Ivanka Trump angeheizt, die wohl ebenfalls eine wichtige Rolle an der Seite des neuen Präsidenten einnehmen wird. Das Weiße Haus würde damit noch mehr zur Familienangelegenheit. afp

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