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USA/Südkorea: Nordkorea droht erneut mit "heiligem Krieg"

USA/Südkorea

Nordkorea droht erneut mit "heiligem Krieg"

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    Nach der Machtübernahme durch Kim Jong Un hat Nordkorea die Außen- und Atompolitik geändert. Foto: KCNA dpa
    Nach der Machtübernahme durch Kim Jong Un hat Nordkorea die Außen- und Atompolitik geändert. Foto: KCNA dpa

    Das oberste Truppenkommando des sozialistischen Staates beschuldigte südkoreanische Soldaten am Freitag, Nordkoreas Führung durch sichtbar ausgestellte Parolen in Kasernen beleidigt zu haben. Das Kommando werde "ohne Unterschied einen heiligen Krieg der eigenen Art führen, um die Gruppe der Verräter auszulöschen", hieß es in einem Bericht der staatlichen nordkoreanischen Medien. Mit "Verrätergruppe" bezeichnet Nordkorea üblicherweise die südkoreanische Regierung.

    Heiliger Krieg: Nordkorea kann das Drohen nicht lassen

    Südkoreanische Medien hatten berichtet, dass Soldaten in einer Militäreinheit in der westlichen Küstenstadt Inchon zwei Fotos des früheren nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il sowie seines Sohnes und Nachfolgers Kim Jong Un an eine Gebäudewand gehängt hätten. Auf die Fotos hätten sie geschrieben: "Lasst uns Kim Jong Un töten."

    Am vergangenen Wochenende hatte Nordkorea ebenfalls mit einem "heiligen Krieg" gedroht. Grund für die scharfen Töne war der Beginn zweier jährlicher Manöver der US-Streitkräfte mit Südkorea.

    Annäherung an USA?

    Kim Jong Il ist tot - Porträt des exzentrischen Machthabers von Nordkorea

    Mit seinen toupierten Haaren, den Plateauschuhen und seinen aus der Mode gekommenen Blouson-Anzügen wurde Kim Jong Il gern belächelt. Doch Nordkoreas Staatschef war ein ebenso geschickter wie rücksichtloser politischer Machtmensch, der trotz Hungersnöten in seinem Land im Luxus lebte und ein Atomprogramm entwickeln ließ. Am Samstag starb Kim Jong Il an einem Herzinfarkt. Erst zwei Tage später wurde die Nachricht vom Tod des «Großen Führers» über die Staatsmedien verbreitet.

    Seit mehreren Jahren bereits war es mit Kims Gesundheit bergab gegangen. Im Jahr 2008 erlitt er einen Schlaganfall, in dessen Folge seine linke Körperhälfte beeinträchtigt war. Außerdem hatte er berichten zufolge Nierenprobleme, Diabetes und Bluthochdruck. Genaues wusste kaum jemand: Kims Gesundheitszustand wurde wie ein Staatsgeheimnis behandelt.

    Beobachtern fiel jedoch auf, dass Kims Entscheidungen immer irrationaler erschienen, etwa der Angriff auf ein südkoreanisches Marineschiff im März 2010 im Grenzgebiet zu Südkorea, bei dem 46 Soldaten starben. Nordkorea wies jegliche Verantwortung von sich. Laut CIA-Chef Leon Panetta wollte Kim Jong Il mit solchen riskanten Aktionen die Glaubwürdigkeit seines Sohnes Kim Jong Un in militärischen Belangen unter Beweis stellen. Denn Kim baute seinen jungen Sohn, der 1983 oder 1984 geboren wurde, als Nachfolger auf.

    Kim selbst hatte einst seinen Vater an der Staatsspitze abgelöst. Als der Gründer Nordkoreas Kim Il Sung 1994 starb und der Sohn drei Jahre später offiziell seine Nachfolge antrat, wurde der Führerkult auf ihn übertragen. Um die «Große Sonne der Nation» ranken sich seitdem zahlreiche Mythen. So sollen nach offizieller Darstellung nach seiner Geburt am 16. Februar 1942 in einem anti-japanischen Camp auf dem Heiligen Berg Paekdu in Korea ein Stern und ein doppelter Regenbogen am Himmel erschienen sein. Nach Ansicht westlicher Experten wurde er dagegen in einem Ausbildungslager der sowjetischen Armee bei Chabarowsk in Sibirien geboren, von wo aus sein Vater den Kampf gegen die japanischen Besatzer Koreas führte.

    Unter Kim sollen Schätzungen zufolge zwischen 1996 und 1999 rund eine Millionen Nordkoreaner verhungert sein. Dennoch fand der Machthaber stets ausreichend Ressourcen, um das Atomprogramm seines Landes voranzutreiben und die Welt 2006 sogar mit Berichten über den ersten Atomwaffentest des Landes zu erschrecken. Notwendige wirtschaftliche Reformen lehnte Kim hingegen stets ab, um die Kontrolle über das Land nicht zu verlieren. Mit Propaganda, Personenkult und gefürchteten Arbeitslagern festigte er seine Macht.

    Auch Besucher des weitgehend abgeschotteten Landes und Flüchtlinge zeichneten ein weniger schmeichelhaftes Bild des Staatschefs: Er galt als Playboy mit Vorliebe für Schauspielerinnen und Tänzerinnen, französischen Cognac und westliche Filme - er soll eine Sammlung von 20.000 Hollywood-Filmen besessen haben. Der Öffentlichkeit war Kim weitgehend unbekannt. Am liebsten zeigte er sich bei Militärparaden und Besuchen in Schulen, Fabriken und Militärstützpunkten.

    Kim, der seine Mutter im Alter von neun Jahren verlor, wurde in der DDR zunächst als «Wirtschaftsexperte» ausgebildet, bevor er 1964 ins Zentralkomitee der Kommunistischen Partei in Pjöngjang aufgenommen wurde. Später wurde er Leiter der Propagandaabteilung. 1980 machte ihn sein Vater zur «Nummer Zwei» in der Partei.

    Zu Lebzeiten seines Vaters soll Kim Jong Il für diverse Anschläge verantwortlich gewesen sein. So soll er das Bombenattentat auf Südkoreaner 1983 im birmanischen Rangun geplant haben, bei dem 17 südkoreanische Regierungsmitglieder getötet wurden. Auch für den Anschlag auf ein südkoreanisches Verkehrsflugzeug 1987, bei dem 115 Menschen starben, wurde er verantwortlich gemacht.

    In welche Richtung sich Nordkorea nach Kims Tod bewegt, ist offen - zu unbekannt ist der junge Nachfolger Kim Jong Un. Der Verstorbene hinterlässt seinem Sohn vor allem eins: den ungelösten Streit um das Atomprogramm. afp

    Die jüngsten Zugeständnisse Nordkoreas im Atomstreit hatten erneut Hoffnung auf die Wiederaufnahme von Mehrparteiengesprächen über ein Ende des nordkoreanischen Atomprogramms sowie eine Entspannung in der Region aufkommen lassen. Nordkorea hatte wenige Tage nach bilateralen Verhandlungen mit den USA am Mittwoch erklärt, seine Urananreicherung sowie Atomtests aussetzen zu wollen. Im Gegenzug erhält das Land Nahrungsmittelhilfe aus den USA. dpa/AZ

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