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USA: Rick Santorum für Waffen und gegen Homosexualität

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Rick Santorum für Waffen und gegen Homosexualität

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    In Colorado kam Rick Santorum nach Auszählung von 99 Prozent der Stimmen auf 40 Prozent der Stimmen. Foto: Graig Lassig dpa
    In Colorado kam Rick Santorum nach Auszählung von 99 Prozent der Stimmen auf 40 Prozent der Stimmen. Foto: Graig Lassig dpa

    Ex-Senator Rick Santorum, der als christlich-konservativ gilt, hat sich im Wettlauf um die Präsidentschaftskandidatur der amerikanischen Partei der Republikaner zurückgemeldet. Er siegte am gestrigen Dienstag in der Abstimmungen seiner Partei in den US-Bundesstaaten Minnesota, Colorado und Missouri. Die Ergebnisse wurden als schwerer Schlag für den großen Republikaner-Favoriten Mitt Romney gewertet, der wohl in den wertkonservativen Kreisen der Partei immernoch nicht angenommen wird.

    Santorum meldet sich in US-Präsidentschaftsrennen zurück

    Der Ausgang aller drei Abstimmungen ist nicht bindend für die Verteilung der Delegiertenstimmen, sie haben aber gehörige Symbolkraft. Mit seinen drei Siegen hat Santorum auf jeden Fall Newt Gingrich den Rang als aussichtsreichster Romney-Rivale streitig gemacht. "Meine Damen und Herren, ich stehe hier nicht und beanspruche, die konservative Alternative zu Mitt Romney zu sein. Ich stehe hier, um die konservative Alternative zu Barack Obama zu sein", sagte Santorum bei seiner Siegesrede in Saint Charles in Minnesota. Der Ex-Senator hatte bereits den Vorwahl-Auftakt Anfang Januar in Iowa gewonnen.

    Besonders deutlich fiel Santorums Sieg in Missouri aus. Er erreichte 55 Prozent der Stimmen, das waren mehr als doppelt so viel wie Romney mit 25 Prozent. In Minnesota errang Santorum 45 Prozent der Stimmen, Zweiter wurde in dem nördlichen Bundesstaat der texanische Senator Ron Paul mit 27 Prozent. Romney kam mit gerade einmal 17 Prozent nur auf den dritten Platz. Besonders überraschend war Santorums Sieg in Colorado, das im Vorfeld eigentlich als sicheres Romney-Terrain gegolten hatte. Santorum erzielte nach Parteiangaben 40 Prozent der Stimmen, Romney nur knapp 35 Prozent.

    Republikaner Santorum gewinnt auch Vorwahlen in Colorado

    Romney gratulierte seinem Rivalen in einer Rede in Denver zu der "guten Nacht". Seine Veranstaltung zum Ende des Wahltages wurde von einer Sprayer-Attacke begleitet: Ein junger Mann sprühte dem Kandidaten Glitter ins Gesicht, er wurde vom Secret Service überwältigt.

    In Minnesota und Colorado waren am Dienstagabend Bürger zu sogenannten Caucuses zusammengekommen, um über die Bewerber zu diskutieren und anschließend abzustimmen. Während die Vorwahlen in Minnesota für alle Wahlberechtigten offen waren, durften in Colorado nur registrierte Anhänger der Republikaner ihre Stimme abgeben. Minnesota hat 40, Colorado 36 Delegierte zu bestimmen. Die endgültige Verteilung wird in beiden Staaten auf Parteitagen beschlossen, die Ergebnisse vom Dienstag sind lediglich ein Richtwert.

    US-Präsidentschaftswahl wieder spannend?

    Ein reiner Stimmungstest war der Urnengang in Missouri, wo die Bürger den ganzen Tag lang in Wahllokalen über die Bewerber der Republikaner abstimmen konnten. Die Entscheidung über die 52 Delegierten des Bundesstaates fällt am 17. März, wenn sich die Republikaner zu Caucuses zusammenfinden.

    Um beim Nominierungsparteitag Ende August zum Herausforderer von Präsident Obama gekürt zu werden, muss ein Bewerber in den Vorwahlen mindestens 1144 Delegiertenstimmen einsammeln. Als aussichtsreichster Anwärter gilt trotz seines Abschneidens am Dienstag weiter Mitt Romney, der Ende Januar den bevölkerungsreichen Bundesstaat Florida gewonnen hatte. Außerdem siegte der vom Parteiestablishment bevorzugte Multimillionär in New Hampshire und Nevada.

    Wer ist Rick Santorum? Kaum Geld, keine Kompromisse!

    Rick Santorum ist ein Mann, der verblüfft: Obwohl er kaum Geld und keine ernstzunehmende Wahlkampf-Maschinerie im Rücken hat, hat der 53-Jährige im Rennen der US-Republikaner um die Präsidentschaftskandidatur für eine Überraschung gesorgt. Nach seinem  sensationellen Dreifachsieg in den Bundesstaaten Minnesota, Missouri und Colorado ist Santorum mehr als ein chancenloser Außenseiter.

    Seine Rhetorik ist hart: Er lehnt einen raschen Abzug aus Afghanistan ab und sagt, dass die Truppen so lange im Land bleiben sollten, bis die Taliban "kastriert sind". Das weltweit kritisierte Gefangenlager Guantanamo solle bestehenbleiben, weil er "harte Verhörmethoden" befürworte. Beim Thema Iran seien militärische Mittel nicht vom Tisch. Der Iran führe seit der islamischen Revolution von 1979 "Krieg gegen die USA".

    US-Präsidentschaftsrennen bei Republikanern

    Der ehemalige Senator von Pennsylvania kommt bei seinen Anhängern an, weil er polarisiert. Kritiker werfen ihm eine fast archaisch anmutende Religiosität vor. Außerdem hat er den Ruf eines kompromisslosen Hardliners. In Grundsatzfragen kennt der Volkswirt und Rechtsanwalt keinen Mittelweg: Ginge es nach ihm, wären Abtreibungen auch bei Vergewaltigungen und Inzest verboten. Beim Thema Abtreibung verweist er auch auf sein eigenes behindertes Kind. Bekannt ist er auch für seine strikte Ablehnung von Homosexualität. Darüber hinaus verficht er das Recht jedes Amerikaners, eine Waffe zu besitzen.

    Santorum ist seit 21 Jahren mit seiner Frau Karen verheiratet, das Paar hat sieben Kinder. Mit 32 wurde er Mitglied im Repräsentantenhaus, zwölf Jahre saß er im Senat. Er sei schon eine Art Tea-Party-Politiker gewesen, bevor es die Bewegung der äußersten Rechten überhaupt gegeben habe, schrieb ein Reporter der "Washington Post" einmal über ihn. AZ/afp/dpa

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