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USA: Rekord-„Shutdown“: Demokraten lassen Trump auflaufen

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Rekord-„Shutdown“: Demokraten lassen Trump auflaufen

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    Beißt bei den Demokraten auf Granit: US-Präsident Donald Trump.
    Beißt bei den Demokraten auf Granit: US-Präsident Donald Trump. Foto: dpa

    Mehr als vier Wochen nach Beginn des „Shutdowns“ in den USA hat auch ein neues Angebot von Präsident Donald Trump an die Demokraten keinen Durchbruch in dem Haushaltsstreit gebracht. In einer Ansprache im Weißen Haus am Samstag bot Trump an, rund eine Million Migranten in den

    Die Demokraten machten deutlich, dass auch der neue Vorstoß Trumps keinen Durchbruch bringen wird. Trump hatte per Twitter eine „bedeutende Ankündigung“ in Aussicht gestellt und damit Hoffnungen auf ein Ende des „Shutdowns“ genährt. Doch – wie so oft – gab es ein Leck im Weißen Haus: Schon Stunden vor seiner Rede waren zentrale Vorschläge daraus in US-Medien nachzulesen. Trumps demokratische Widersacherin Nancy Pelosi, die dem Repräsentantenhaus vorsteht, wies den Vorstoß zurück, bevor der Präsident überhaupt das Wort ergriffen hatte. Ihr vernichtendes Urteil fiel schon eine halbe Stunde vor der Ansprache: Das Ganze sei ein „Rohrkrepierer“. Am Sonntag ging der längste „Shutdown“ in der Geschichte der USA in seinen 30. Tag. Ebenfalls am Sonntag war nach zwei Jahren im Weißen Haus Halbzeit für Trump, jenen Präsidenten, der sich selbst als großen „Deal-Maker“ porträtiert. Mit den Demokraten will ihm ein Handel nun aber partout nicht gelingen.

    Der Stillstand von Teilen der Regierung zehrt an den Nerven des Landes. Mehrere Ministerien und zahlreiche Behörden arbeiten nur in Notbesetzung. Seit bald einem Monat sind 800000 Bundesangestellte im Zwangsurlaub oder arbeiten ohne Lohn. Viele Amerikaner hangeln sich von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck – wenn einer ausbleibt, tut das sofort der ganzen Familie weh. Der Sender CNN berichtete kürzlich, dass sich betroffene Staatsbedienstete in ihrer Not an „Food Banks“ wenden – also an Tafeln, die gratis Lebensmittel ausgeben.

    Trump dürfte allerdings kaum damit gerechnet haben, dass die Demokraten seinen Vorschlägen zustimmen, die sein Team ohne deren Mitwirkung erarbeitet hat. Eher dürfte es ihm darum gegangen sein, nach tagelangem Stillstand in dem Konflikt die Gegenseite als Blockierer darzustellen – und sich als denjenigen, der eine Lösung sucht. Unmittelbar vor der Ansprache wohnte Trump einer Zeremonie im Weißen Haus bei, bei der fünf Einwanderern die US-Staatsbürgerschaft verliehen wurde. Die Botschaft: Ich will zwar eine Mauer an der Grenze zu Mexiko – legale Einwanderer heiße ich aber willkommen.

    Die PR-Offensive ist nicht ohne Grund: Trotz Trumps massiver Werbung für die Mauer lehnt eine – allerdings schrumpfende – Mehrheit der Amerikaner ein solches Bollwerk ab. Vor allem aber machen nach einer Umfrage der Washington Post 53 Prozent Trump und seine Republikaner für den „Shutdown“ verantwortlich. Nur 29 Prozent sehen die Schuld bei den Demokraten. Trumps neue Vorschläge sehen unter anderem vor, rund 700 000 junge Migranten, die als Kinder mit ihren Eltern illegal einreisten, drei Jahre lang vor Abschiebung zu schützen.

    Trump selbst hatte im September 2017 das Ende des sogenannten Daca-Programms zum Schutz dieser Migranten verkündet, die oft gar keine Verbindungen zu ihrem Herkunftsland mehr haben. Bundesgerichte machten Trump einen Strich durch die Rechnung, der Fall ist vor dem Supreme Court anhängig. Auch 300000 Migranten, denen in den USA ein vorübergehender Schutzstatus zugesprochen wurde, sollen nach Trumps Vorschlag drei Jahre lang nicht abgeschoben werden. Das reicht den Demokraten nicht: Sie fordern seit langem eine dauerhafte Lösung für beide Gruppen.

    Auch in ihrer Ablehnung der Mauer ist Pelosi weiterhin eisern. Pelosi kündigte am Samstag an, die Demokraten würden kommende Woche mit ihrer Mehrheit im Repräsentantenhaus Gesetzesentwürfe verabschieden, die den „Shutdown“ beenden könnten. Die New York Times berichtete, die Demokraten hätten darin mehr als eine Milliarde Dollar zusätzliche Mittel verankert – und zwar für Infrastruktur an Grenzübergängen und für 75 neue Richter, die über Asylanträge entscheiden sollen. Kein Geld ist für Trumps Mauer vorgesehen, die eines seiner wichtigsten Wahlversprechen war. Die Entwürfe dürften damit – um Pelosis Worte zu bemühen – ebenso zum „Rohrkrepierer“ werden wie Trumps Vorschläge: Trump hat deutlich gemacht, dass er kein Budgetgesetz unterzeichnet, das kein Geld für die Mauer vorsieht. Can Merey, dpa

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