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USA: Michael Bloomberg: Der Unsichtbare tritt ins Rampenlicht

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Michael Bloomberg: Der Unsichtbare tritt ins Rampenlicht

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    Michael Bloomberg ist Milliardär. Mit viel Geld hat er sich Aufmerksamkeit verschafft.
    Michael Bloomberg ist Milliardär. Mit viel Geld hat er sich Aufmerksamkeit verschafft. Foto: Patrick Semansky, dpa

    An den fehlenden Plakaten liegt es nicht. Seine Helfer haben jedes einzelne Bierfass in der Hardywood-Brauerei in Richmond mit einem blauen Werbeschild beklebt. Doch als Mike Bloomberg vor 300 Gästen in der Hauptstadt des US-Bundesstaats Virginia das Wort ergreift, kommt keine richtige Begeisterung auf. „Einige von Ihnen haben vielleicht den Slogan gehört: ‚Mike kriegt es hin!‘“, stellt sich der Multi-Milliardär vor: „Wenn nicht, dann haben wir eine Menge Geld verschwendet.“

    Bloomberg investiert eine halbe Millionen Dollar in Werbespots

    Es soll ein Witz sein, eine ironische Anspielung auf einen Wahlkampf der finanziellen Superlative, ein Spiel mit der Diskrepanz zwischen seiner medialen Omnipräsenz und seiner realen Abwesenheit in den bisherigen Vorwahlen der Demokraten. Der Medienunternehmer Bloomberg ist der unberechenbare Faktor der Kandidatenkür: Sagenhafte 500 Millionen Dollar hat er inzwischen in Werbespots investiert. Seit Wochen kann man in den USA praktisch keine Fernsehsendung und kein Youtube-Video schauen, ohne dem Mann zu begegnen. Doch bei den Vorwahlen in Iowa, New Hampshire, Nevada und South Carolina ist er gar nicht erst angetreten. Er setzt alles auf den „Super Tuesday“, an dem gleich 14 Bundesstaaten auf einmal abstimmen.

    Favoriten bei Präsidentschaftskandidatur der Demokraten

    Kurz vor den Vorwahlen am „Super Tuesday“ ist Pete Buttigieg überraschend aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten ausgestiegen. Der 38-Jährige zählt zum moderaten Flügel der Demokraten.

    Nach seinem Rückzug haben diese drei Kandidaten die besten Chancen, zum Herausforderer von Präsident Donald Trump gekürt zu werden. Für die Nominierung beim Parteitag im Juli werden 1991 von 3979 Delegierten benötigt:

    Joe Biden Der frühere Vize-Präsident von Barack Obama galt nach einem schwachen Start in den Vorwahlen schon als abgeschrieben. Dann fuhr der 77-Jährige in South Carolina einen fulminanten Sieg ein. Nun könnte er weiteren Rückenwind bekommen, weil mit Buttigieg ein anderer moderater Kandidat aufgegeben hat.

    Dessen Anhänger werden teilweise ins Biden-Lager wechseln, um einen Sieg des Linken Bernie Sanders zu verhindern. „Vor wenigen Tagen haben die Presse und Experten diese Kandidatur für tot erklärt“, sagte er nach seinem Comeback in South Carolina und fügte hinzu: „Wir sind sehr lebendig.“

    Bernie Sanders Bisher liegt die Ikone der Linke vorne. Sanders bezeichnet sich selbst als demokratischen Sozialisten und profitierte bislang davon, dass sich die moderaten Kandidaten gegenseitig die Stimmen wegnahmen.

    Der 78-Jährige selbst hat mit Elizabeth Warren im linken Lager nur eine Konkurrentin und gilt in landesweiten Umfragen als der populärste Kandidat der Demokraten.

    Michael Bloomberg Der frühere Bürgermeister von New York hat es mit einer millionenschweren Wahlkampagne innerhalb kurzer Zeit geschafft, den Wahlkampf aufzumischen, obwohl er selbst noch gar nicht angetreten ist.

    Mit einer etwas eigenwilligen Strategie hat der 78-jährige Milliardär die ersten Vorwahl-Staaten ausgelassen und setzt nun alle Kraft auf diesen „Super Tuesday“.

    Bloomberg: Er setzt auf den „Super Tuesday"

    In nationalen Umfragen liegt Bloomberg mit rund 16 Prozent auf dem dritten Platz hinter Bernie Sanders und Joe Biden. Doch erst an diesem Dienstag wird sich zeigen, ob der Ex-Bürgermeister von New York sein Geld richtig investiert hat. Rund ein Drittel der Delegiertenplätze für den Demokraten-Parteitag wird am „Super Tuesday“ vergeben, und Bloomberg könnte sich ein ordentliches Stück vom Kuchen holen. Größtes Ziel des steinreichen Unternehmers ist es, den linken Präsidentschaftsbewerber Sanders zu verhindern. Solange er im Kandidatenrennen aber auf dem dritten Platz feststeckt, bewirkt er genau das Gegenteil: Er zersplittert die Stimmen in dem mit Ex-Vizepräsident Joe Biden und anderen ohnehin schon dicht besetzten moderaten Bewerberfeld – und hilft damit paradoxerweise dem Alt-Revoluzzer Sanders.

    Bloomberg: „Ich kann Donald Trump schlagen"

    In Richmond präsentiert sich der 78-jährige Bloomberg als erfolgreicher Geschäftsmann, der von niemand eingeschüchtert werden kann und dank unbegrenzter finanzieller Ressourcen die besten Chancen in der Wahlschlacht hat: „Ich kann Donald Trump schlagen“, verspricht er. Daran haben viele Vertreter der Parteibasis starke Zweifel. Sie werfen dem Mann, der in der Vergangenheit mehrfach das demokratische und das republikanische Parteibuch wechselte, vor, er wolle die Wahl kaufen.

    Bloombergs Vergangenheit: Sexistische Äußerungen und rassistische Durchsuchungen

    Doch das ist nicht das größte Handicap des Quereinsteigers. Vielmehr holt ihn seine Vergangenheit ein. Als Firmenchef hatte er wiederholt abwertende Bemerkungen über Frauen gemacht. Als Bürgermeister von New York unterstützte er die Polizeitaktik des „Anhalten und Filzen“, die vor allem Latinos und Schwarze betraf. Das liegt Jahrzehnte zurück. Doch erst unter dem öffentlichen Druck hat sich Bloomberg für die anlasslosen Durchsuchungen entschuldigt. Die sexistischen Äußerungen spielt er bis heute herunter. Sollte er am „Super Tuesday“ seine Ziele verfehlen, könnte Bloombergs Kampagne ein ziemlich teurer Kurzauftritt gewesen sein.

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